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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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wurde.
    „Aber ich brachte es fertig, sie zu überreden, Sir, und ich glaube, ich werde sie ganz recht und ordentlich an Bord des Donnerstagpostschiffes bringen können", sagte der optimistische Tom.
    Lord Ingham, der einen besorgten Blick auf die dahinzie-henden Wolken warf, dachte anders, hütete sich aber, das auszusprechen.

Lord Ingham hatte recht. Der erste Eindruck des Meeres war für Mylady der Anblick tosender grauer Wasserfluten, die mit Schaumkronen geziert waren. Lange bevor man ihr beim Hafengasthaus aus der Kutsche half, hatte sie Tom mitgeteilt, ein ganzes Wachregiment würde nicht ausreichen, sie an Bord des Postschiffes zu zerren, bevor der Wind nicht nachgelassen hatte. Zwei Reisetage auf der Straße (denn um Ermüdung zu vermeiden, hatte sie sich entschlossen, eine Nacht in Canterbury zu verbringen) hatten ihr Kopfschmerzen bereitet; und so wurde sie im weiteren Verlauf der Reise von Tag zu Tag mürrischer. Ihre Laune besserte sich nicht, als ihr beim Aussteigen in Dover durch einen Windstoß fast der Hut vom Kopf gerissen wurde; und einige Minuten schien es, als wolle sie auf der Stelle wieder in die Kutsche einsteigen und nach London zurückkehren. Glücklicherweise hatte Tom schon im Vorhinein für die Gesellschaft eine Unterkunft bestellt; die Entdeckimg, dass der beste Schlafraum für sie freigehalten worden war und das beste Wohnzimmer, und in beiden Feuer brannte, besänftigte sie. Eine Dosis des Linderungsmittels, das Sir Henry Haiford verschrieben hatte, eine einstündige Ruhe und ein ausgezeichnetes Abendessen trugen viel dazu bei, sie wiederherzustellen. Als Tom ihr aber erzählte, das Postschiff sei an diesem Tage wie gewöhnlich nach Calais gesegelt, ein Umstand, aus dem man schließen konnte, dass auf der Überfahrt keine Gefahr eines Schiffbruches drohte, antwortete sie entmutigend: „Das ist genau das, was ich befürchte!"
    Am folgenden Morgen, bei Bedingungen, die von kundigen Leuten als günstiges Segelwetter bezeichnet wurden, machte Tom die Entdeckung, dass nach Lady Inghams Meinung günstiges Segelwetter völlige Windstille war. Die Aprilsonne erhellte die Szene, aber Lady Ingham konnte weiße Kämme auf dem Meer entdecken, und das war ihr genug, sie dankte Tom. Ein Versuch, sie zu überzeugen, eine Überfahrt von vielleicht nur vier Stunden mit ein bisschen Schlingern wäre einem doppelt so langen Eingesperrtsein auf einem dumpfen Postschiff vorzuziehen, hatte nur den Erfolg, sie nach ihrem Riechfläschchen greifen zu lassen. Und sie bat Tom, dieses schreckliche Wort „schlingern" nicht wieder zu erwähnen. Wenn er und Phoebe ihr Herz an den Pariser Plan gehängt hatten, wolle sie ihnen das Vergnügen nicht versagen, aber sie müssten auf ruhiges Wetter warten.
    Sie warteten fünf Tage lang. Andere Reisende kamen und gingen; Lady Ingham und ihre Gesellschaft verblieben im
    „Ship"; und Tom, der vorher gewarnt wurde, dass die Höhe der Rechnungen in diesem überlaufenen Gasthaus sprichwörtlich war, begann Visionen zu bekommen, in denen er sich wie ein gerupfter Vogel vorkam, bevor er seine Damen nach Amiens gebracht hatte.
    Das stürmische Wetter hielt an; Lady Inghams Laune verschlechterte sich; Muker triumphierte; und Tom, der das Beste daraus machte, suchte Zerstreuung am Wasser. Da er ein Junge von forschender Denkart und freundlicher Veranlagung war, fand er viel, das ihn interessierte, und er konnte bald Phoebe die verschiedenen Schiffe erklären, die in den Buchten lagen, wobei er zu ihrer Erbauung exakt Brigantine, Leichterschiff, Schaluppe und Zollkutter identifizieren konnte.
    Witwe Ingham, die überzeugt war, dass alle Hafenstädte vor zweifelhaften Leuten nur so wimmelten, war heftig gegen Toms Streifzüge im Hafen und in den Buchten, wurde aber dadurch beschwichtigt, dass er den Pack an Geld-scheinen, den sie ihm anvertraut hatte, ihrer Obhut übergab.
    Es wäre ihrer Meinung nach besser gewesen, wären er und Phoebe die westlichen Anhöhen hinaufgeklettert (denn das hätte Phoebes Grillen vertreiben können), aber sie war gezwungen zuzugeben, dass für einen Mann mit einem lahmen Bein diese Art von Bewegung unzumutbar war.
    Es schien Phoebe ein wenig hart, dass man ihr vorwarf, Grillen zu haben, während sie sich solche Mühe gab, fröhlich zu erscheinen. Sie bat nur ein einziges Mal, dass man sie nach Austerby zurückfahren lassen möge; und das auch nur, weil sich ihre Großmutter beklagt hatte, von Mrs Newbury zu dieser Parisreise überredet worden zu

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