Skandal im Ballsaal
Squire ein vortrefflicher Jäger, und obwohl Seine Lordschaft hauptsächlich in den Grafschaften jagte, hätte es ihm doch auf keinen Fall gepasst, sich mit dem hiesigen Meister zu überwerfen. Aber Lady Marlow sagte: „Überlass das mir!", und, im Ganzen gesehen, war er nur zu froh darüber.
Man war übereingekommen, Phoebe nichts zu sagen, bis der Herzog seinen Besuch auf Austerby zugesichert habe.
Als aber Marlows zweiter Diener mit einem Brief von Mylord an Ihre Ladyschaft aus Blandford Park herüberkam, worin dieser seine Frau benachrichtigte, dass Salford ihn am Wochenende begleiten würde, ließ Lady Marlow Phoebe sofort in ihr Ankleidezimmer rufen.
Phoebe gehorchte der Aufforderung mit beträchtlicher Unruhe; als sie aber den Ankleideraum betrat, wurde sie, wenn schon nicht mit Herzlichkeit, so doch zumindest nicht mit dem frostigen Blick begrüßt, der stets ihr Herz vor Angst pochen ließ. Lady Marlow gebot ihr, die Tür zu schließen und sich zu setzen. Dann bemerkte sie, dass eine Falbel an Phoebes Kleid aufgegangen war, und wies sie darauf hin, hielt ihr eine Gardinenpredigt über das Laster der Unordentlichkeit und sprach die Hoffnung aus, sie würde in nächster Zukunft keinen Grund mehr dazu haben, sich ihrer zu schämen.
„Nein, Mama", sagte Phoebe und fragte sich, warum die nächste Zukunft von besonderer Wichtigkeit wäre.
„Ich habe nach dir geschickt", setzte ihre Ladyschaft fort, „um dich über einen sehr erfreulichen Umstand zu unterrichten. Ich trage keine Bedenken, dir zu sagen, dass das große Glück, das dich erwartet, sehr viel mehr ist, als du verdienst, und ich kann nur darauf vertrauen, dass du dich dessen würdig erweist." Sie hielt inne, aber Phoebe sah ziemlich verwirrt drein. „Ich glaube wohl", fuhr Lady Marlow fort, „du wirst dich gewundert haben, was deinen Papa zu dieser Jahreszeit nach London geführt hat."
Da Phoebe darauf keinen Gedanken verschwendet hatte, war sie sehr erstaunt. Es war nicht Lady Marlows Gewohnheit, die Mädchen zur Neugierde zu ermutigen, und eine Er-kundigimg nach der Art von Papas Geschäften in der Stadt hätte sicher einen sehr scharfen Verweis eingetragen.
„Du bist überrascht, dass ich dir gegenüber die Angelegenheit erwähne", sagte Ihre Ladyschaft, die Phoebes Ausdruck bemerkte. „Ich tue es deshalb, weil er sich dir zuliebe der Mühe einer Reise nach London unterzog. Du solltest ihm sehr dankbar sein, ja, ich bin überzeugt, du musst es sein, wenn ich dir erzähle, dass er dabei ist, eine sehr vorteilhafte Heirat für dich zu arrangieren."
Phoebe wusste wohl, dass sie jämmerlich hinter jeglichen Erwartungen zurückgeblieben war, da es ihr während ihrer Season in London nicht gelungen war, wenigstens einen eh-renvollen Antrag zu erhalten; daher ließ sie diese Ankündigung erstaunter denn je aussehen. „Ach du meine Güte!", rief sie unwillkürlich aus. „Aber ich glaube nicht - ich meine, keiner hat mir schöngetan, außer dem alten Mr Hard-wick, und der nur wegen meiner Mutter!"
Dann verlor sie den Mut und errötete bis zu den Haarwurzeln unter dem Basiliskenblick der kalten Augen von Lady Marlow.
„Hat dir schöngetan -!", wiederholte Lady Marlow bedeutungsvoll. „Ich brauche wohl nicht fragen, von wem du einen so vulgären Ausdruck gelernt hast, aber vielleicht sagst du mir, wie du es wagen kannst, mich das aus deinem Mund hören zu lassen?"
„Ich bitte um Verzeihung, Ma'am!", stammelte Phoebe.
„So eine Sprache mag ja für den jungen Orde gut genug sein", sagte Ihre Ladyschaft abschätzig. „Keine Frau mit dem geringsten Anspruch auf Bildung würde sie verwenden. Solltest du dich in dieser Art dem Herzog von Salford gegenüber ausdrücken, so zittere ich, wenn ich daran denke, welche Folgen das haben könnte!"
Phoebe warf ihr einen erstaunten Blick zu. „Dem Herzog von Salford gegenüber, Ma'am? Aber warum sollte ich? Ich bin sicher, dass da keine Gefahr besteht, denn ich bin mit ihm kaum bekannt. Ich glaube nicht", fügte sie überlegend hinzu, „dass er sich überhaupt an mich erinnert."
„Du irrst", erwiderte Lady Marlow. „Er soll uns nächste Woche besuchen, in welcher Absicht, wirst du wahrscheinlich erraten."
„Nun, ich habe nicht die leiseste Idee, was das sein kann", sagte Phoebe mit verwirrter Stimme.
„Er kommt in der Absicht, dir einen Heiratsantrag zu machen - und du wirst mir den Gefallen tun, dann nicht so starr und mit offenem Mund dazusitzen!"
„M-mir?", stammelte Phoebe. „Der
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