Skandal im Ballsaal
Sie vielleicht interessieren, Miss Marlow, dass ich eine ziemliche Schwäche für ihn habe!"
„Nun, das interessiert mich nicht, denn ich glaube es nicht!", sagte sie hitzig. „Sie hätten ihn an einem solchen Tag nicht dreißig Meilen in einem offenen Wagen fahren lassen dürfen, wenn Sie eine Vorliebe für ihn hegen! Wären Sie von Austerby aufgebrochen, wenn Sie eine schlimme Erkältung gehabt hätten? Niemals!"
„Sie irren sich! Das wäre ich! Ich achte nie im Mindesten auf so belanglose Unpässlichkeiten!"
„Sie sind auch nicht fünfzig oder älter!"
„Keighley auch nicht! Fünfzig Jahre, was Sie nicht behaupten! Er ist nicht viel über vierzig!", sagte Sylvester wü-
tend. „Außerdem, wenn er zum Fahren zu krank gewesen wäre, hätte er es mir gesagt!"
Ihre Lippen kräuselten sich spöttisch. „Hätte er das?"
„Ja, er ..." Sylvester hielt plötzlich inne und starrte sie mit sehr harten, finsteren Augen an. Seine Wangen färbten sich dunkel; er sagte steif: „Er hätte es auf jeden Fall getan. Er weiß sehr gut, ich würde nicht ... Guter Gott, Sie scheinen mich für einen unmenschlichen Arbeitgeber zu halten!"
„Nein, nur für einen egoistischen!", sagte sie. „Ich glaubt fast, Sie haben gar nicht bemerkt, was dieser arme Mann füi eine schwere Erkältung hat."
Eine Erwiderung lag ihm auf den Lippen, aber er unterdrückte sie. Seine Farbe vertiefte sich, als er sich besann und er war ärgerlich über Keighley, dass dieser sich eine ansteckende Erkältung zugezogen hatte. Er hoffte, dass er sie nicht auf ihn übertrug.
Aber kaum hatte Phoebe ihre letzte Bemerkung geäußert, als sie ebenfalls von einer unbehaglichen Erinnerung heimgesucht wurde. Sie errötete weitaus lebhafter als Sylvester und sagte mit reuiger Stimme: „Ich bitte um Verzeihung! Es war sehr schlecht von mir, das zu sagen, da - da ich Ihnen so sehr zu Dank verpflichtet bin! Bitte vergeben Sie mir, Sir!"
„Es hat überhaupt nichts zu sagen, Miss Marlow", gab er kühl zurück. „Ich sollte Ihnen dankbar sein, dass Sie mich auf Keighleys Zustand hingewiesen haben. Lassen Sie mich Ihnen versichern, Sie brauchen sich weiter keine Sorgen zu machen! Ich bin viel zu selbstsüchtig, um eine schwerere Erkrankung Keighleys herauszufordern, und werde ihn sicherlich nicht nach Hungerford schicken!"
Bevor sie darauf antworten konnte, kam Keighley zurück in das Zimmer, eingehüllt in seinen schweren Reisemantel.
„Entschuldigung, Euer Gnaden, aber ich bin ohne Karte weggegangen."
„Ich habe meine Absicht geändert, John", sagte Sylvester.
„Ich werde selbst fahren."
„Selbst fahren, Euer Gnaden?", wiederholte Keighley.
„Darf ich so kühn sein und fragen, warum? Wenn Euer Gnaden nichts einzuwenden haben, dass ich die Grauen fahre, werden mir Euer Gnaden hoffentlich verzeihen, wenn ich sage, dass es nicht zum allerersten Mal ist! Vielleicht möchten Euer Gnaden überhaupt selbst ohne mich im Karriol fahren?"
Dieser vernichtende Sarkasmüs bewirkte, dass Sylvesters Stirnrunzeln schwand. „Genau das!", sagte er, und sein Blick neckte seinen beleidigten Diener. „Ich fahre allein!
Oh, ganz allein bin ich nicht! Ich werde den Schwachkopf bei mir haben, nicht wahr? Hoffentlich wird er mich nicht ermorden oder etwas dergleichen! Nun, streite nicht mit mir! Miss Marlow glaubt, dass du an chronischer Schwindsucht dahinsiechen wirst, und ich will deinen Tod nicht auf dem Gewissen haben! Außerdem, was sollte ich ohne dich tun? Wo ist mein Mantel?"
Keighley sandte einen erstaunten und leicht tadelnden Blick zu Phoebe. „Ich? Himmel, Madam, mit mir ist nichts los, außer dass ich ein wenig erkältet bin! Nun, wenn Euer Gnaden mir die Karte geben wollen, werde ich fahren! Und keine weiteren Scherze mehr, wenn Sie gestatten, denn wenn ich nicht rasch aufbreche, ende ich möglicherweise im Graben, und das wäre ein netter Spaß!"
„Nein, ich bin fest entschlossen, dass du nicht fährst", sagte Sylvester. „Hast du meinen Mantel in mein Schlafzimmer gelegt? Wo ist übrigens mein Schlafzimmer? Führ mich sofort hin und geh dann die Pferde anspannen! Guter Gott! Soll ich das vielleicht auch noch machen? Miss Marlow, glauben Sie ...?"
Keighley mischte sich ein, bevor Phoebe eine Frage beantworten musste, die sie für provozierend hielt. Er wiederholte die Bitte, Sylvester möge mit dem Spaß aufhören, und ließ einen überaus wortreichen Protest folgen, wie ungehörig es sei, wenn sein Herr selbst im ganzen Land nach bloßen
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