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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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dass ich der Frau kein Vertrauen schenkte, sie hat ihre Pflichten an dem Kind getan. Sie ist gut erzogen worden - keine Frage!" Als sie einen raschen Blick auf Sylvester warf, sah sie, dass er seinen Satyrblick hatte, und sie sagte mit der Schärfe trotziger Verachtung: „Ich konnte ja das Kind nicht in Obhut nehmen! Bei meinem Alter und meiner schwankenden Gesundheit war daran nicht zu denken!"
    Er sagte nichts, aber der Satyrblick blieb. Da Lady Ingham keinen Versuch gemacht hatte, ihm während der vergangenen Season ihre Enkelin vorzustellen, schloss er, Miss Marlow sei wahrscheinlich ein unansehnliches Mädchen, ungeeignet, sein Interesse zu erwecken. Er versuchte sich z,u erinnern, ob er bei den wenigen Gelegenheiten, wo er der widerwärtigen Dame begegnet war, ein Mädchen bei Lady Marlow gesehen hätte. Wenn ja, dann hatte sie keinen Eindruck auf ihn gemacht.

„Phoebe ist keine von deinen Schönheiten", sagte Witwe Ingham, beinahe als hätte sie seine Gedanken gelesen. „Sie gleicht zwar nicht ihrer Stiefmutter, aber meiner Ansicht nach ist sie auch kein gewöhnliches Mädchen. Wenn du nur an eine Schönheit denkst, dann ist sie nicht geeignet. Wenn du auf Charakter Wert legst und ein Mädchen mit wachem Verstand suchst, müsste sie dir gefallen. Und was ihr Vermögen betrifft, wird sie zwar nicht viel von Marlow erben, aber die Mitgift ihrer Mutter wurde auf sie überschrieben, das hat sie also, außer dem, was ich ihr hinterlassen werde." Sie war eine Minute still, sagte dann aber: „Es würde die Zustimmung deiner Mutter finden, und ich leugne nicht, es würde auch mich freuen. Ich möchte Verenas Kind wohlversorgt sehen. Sie ist keine Erbin, aber ihr Vermögen wird nicht zu verachten sein; und was ihre Herkunft betrifft, ist Marlow zwar ein Narr, aber sein Blut ist gut genug; und die Inghams mögen so hochnäsig dreinsehen wie sie wollen, wenn es zur Heirat kommt. Sollte eine Verehelichung mit meiner Enkelin aber nicht nach deinem Geschmack sein, so zögere bitte nicht, es mir zu sagen."
    Das schlug dem Fass den Boden aus. Sie versuchte ihn offensichtlich zu verwirren, damit er sich eine Blöße gäbe. Ein unkluger Schachzug: sie sollte wissen, dass ihre Falle nicht die erste war, die auf ihn lauerte. Er erhob sich, lächelte sie mit offensichtlich ruhiger Gelassenheit an und sagte, als er ihre Hand zu seinen Lippen hob: „Ich kann mir nicht vorstellen, Madam, dass ich versichern muss, man könne bezüglich ihrer Vortrefflichkeit keinen Einwand gegen die Heirat erheben. Ich sage daher nur, dass ich hoffe, bald das Vergnügen der Bekanntschaft von Miss Marlow zu haben - vielleicht schon diese Season? Ah, das wäre reizend!"
    Er verließ sie, ohne seine Gefühle zu zeigen, aber in ärgerlicher Stimmung, die auch nicht durch die Überlegung gemildert wurde, dass er sich selbst ihrem Angriff ausgesetzt hatte. Sie hatte ihm nur das vorgeschlagen, was er selbst beabsichtigte, als er sie besuchte: aber die Bereitwilligkeit, mit der sie nach der sich bietenden Gelegenheit haschte, war beinahe so beleidigend wie ihr Versuch, seine Hand zu erzwingen. Es war auch dumm, denn es flößte ihm bloß den Wunsch ein, Miss Marlow von der Liste seiner Auserwählten zu streichen und ohne viel Zeitverlust irgendeiner der verbleibenden fünf einen Heiratsantrag zu machen. Unglücklicherweise machte die Ungehörigkeit solchen Benehmens es ihm unmöglich, Lady Ingham diese heilsame Lektion zu erteilen. Sie musste es als wohlüberlegte Beleidigung ansehen (was es in der Tat wäre), und es lag ihm so gänzlich fern, sie zu beleidigen, dass er nur die Achseln zucken und darauf verzichten konnte. Da konnte man nichts mehr tun, bis er Miss Marlow getroffen hatte.
    Er schob die Angelegenheit beiseite, um ihr in der kommenden Woche wieder gegenübergestellt zu werden, als er bei der Ankunft in Blandford Park bemerkte, dass Lord Marlow ebenfalls unter den Gästen war.
    An sich war dieser Umstand nicht verdächtig. Marlow und der Herzog von Beaufort waren alte Freunde; und da Austerby, Marlows Landsitz, in einer recht uninteressanten Gegend südlich von Calne lag, war er während der Jagdsaison ein häufiger Besucher auf Badminton. Das Heythrop-Land, auf dem der Herzog neben dem Badminton-Distrikt jagte, war von Austerby weiter entfernt und sah Seine Lordschaft weniger häufig, aber er war auch auf dieser Jagd nicht ganz unbekannt. Sylvester hätte glauben können, seine Anwesenheit in Blandford Park wäre ein Werk des Zufalls,

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