Skandal um Prinzessin Natalia (Julia) (German Edition)
dachte Natalia wehmütig.
„Was ist mit dir, Prinzessin ?“, wollte Ben plötzlich wissen. „Was ist dein Traum?“
Sofort versteifte sie sich. Dass er den Spieß umdrehte, hatte sie nicht erwartet. „Ich weiß gar nicht, ob ich jemals einen hatte“, erwiderte sie nach einer Pause. „Oder sagen wir, ich habe schon vor langer Zeit aufgehört zu träumen.“
„Und davor?“
Ben hatte ihr so viel von sich erzählt, hatte er da nicht auch Anspruch auf ein paar kleine Geheimnisse von ihrer Seite? Gedankenverloren nahm Natalia eine Handvoll Sand auf und ließ die feinen Körner langsam durch ihre Finger rinnen. „Ich befürchte, er unterschied sich nicht sehr von dem Märchen, an das so ziemlich alle jungen, naiven Mädchen anfangs glauben: Und sie lebten glücklich bis an ihr seliges Ende …“
„Ah … und weil etwas dazwischen gekommen ist, glaubst du heute nicht mehr an die wahre große Liebe“, schloss er messerscharf. „Was ist passiert?“
„Das kannst du alles im Archiv der Klatschpresse nachlesen.“
„Soll heißen?“
„Die ganze schäbige Geschichte …“, präzisierte Natalia bitter. „Du brauchst nur sechs Jahre zurückzugehen.“
In die Zeit, bevor der Skandal um Carlottas Schwangerschaft ihre beschämende Affäre noch übertrumpfte.
Ben schwieg eine Weile und schien ernsthaft sein Gedächtnis zu durchforsten. Sie konnte fast sehen, wie sich die Rädchen in seinem Kopf drehten. „Dieser Franzose?“
Natalia lachte spröde. „Jean … der Sohn eines Vicomte , glaube ich. Er verbrachte den Sommer auf Santina.“
„Und er hat dir das Herz gebrochen.“
Achtlos zuckte sie mit den Schultern, unwillig, alte Wunden aufzureißen. „Zumindest hat es sich damals so angefühlt. Ich dachte, ich würde ihn lieben, und habe eine Menge dummer Dinge getan, was er alles brühwarm an die Presse weitergegeben hat … inklusive Fotos.“ Innerlich schauderte sie in Erinnerung an die Demütigung und Scham, die ihr als Einziges von der himmelstürmenden Sommerromanze geblieben waren. „Nebenbei hat er für die Exklusivstory einen ganzen Batzen Geld eingestrichen.“
„Darauf könnte ich wetten!“ Angewidert schüttelte Ben den Kopf. „Dann ging der ganze Presserummel also gar nicht von dir aus.“
„Nein.“
„Dargestellt wurde es aber damals so.“
Erneutes Schulterzucken. „Tun sie das nicht immer?“
Mit zusammengekniffenen Augen musterte er eindringlich Natalias stoische Miene. „Und daraufhin hast du beschlossen, die Initiative zu ergreifen und ihnen die Geschichten persönlich zu offerieren … um die Kontrolle zu behalten.“
Besser hätte sie es auch nicht ausdrücken können. „So in der Art.“
Ben stieß zischend den Atem aus. „Ich dagegen versuche immer genau das Gegenteil!“
Eine Weile blieb es ruhig, weil jeder seinen eigenen Gedanken nachhing.
„Als ich noch sehr klein war …“, begann Ben irgendwann wieder zu sprechen, „… ungefähr vier oder fünf, hat mich ein Fotograf erwischt, während ich schrecklich verheult war. Ob es um die Scheidung meiner Eltern oder eine Schürfwunde am Knie ging, weiß ich nicht mehr, aber das ist auch egal. Auf jeden Fall erschien das Foto in allen Klatschblättern zwischen London und Los Angeles. Meine Mutter hasste es, weil es einen brutalen Eingriff in die Intimsphäre unserer ohnehin schon problematischen Familie bedeutete. Zumal der dazu veröffentlichte Text ihre Scheidung und den negativen Effekt auf die Kinder beschrieb. Und ich hasste das Bild, weil ich nicht als Heulsuse gezeigt werden wollte.“
Natalia lächelte nun schwach. „Welcher kleiner Junge will das schon?“
„Danach folgten andere Bilder und Artikel. Mir erschien es so, als wäre jeder unbeobachtete Moment unserer Kindheit festgehalten und veröffentlicht worden – und die Wahrheit dahinter ständig verkehrt. Egal, was ich tat oder nicht tat, immer sah es so aus, als hätte ich es darauf abgesehen, das Herz meiner Mutter zu brechen.“
„Das muss sehr schwer für sie zu ertragen gewesen sein.“
„Das war es auch.“
„Und für dich. Langsam macht auch deine vehemente Abneigung gegen die Presse Sinn. Und dein übersteigerter Kontrollwahn.“
„Ja, doch leider hat mich beides blind gemacht“, gestand Ben unerwartet und lächelte schief, als er Natalias verblüfftem Blick begegnete. „Blind dafür, wie die Dinge tatsächlich sind. Wie du wirklich bist, Prinzessin …“
Natalias Herz setzte einen Schlag aus, und plötzlich hatte sie das
Weitere Kostenlose Bücher