Skandal um Prinzessin Natalia (Julia) (German Edition)
einfach nicht darauf gefasst … und wollte es auch gar nicht .
Was für eine Reaktion hatte er denn daraufhin von ihr erwartet?
Natalia schloss die Augen und atmete ein paarmal tief durch. Dann straffte sie ihre Schultern und wappnete sich für die bevorstehende Begegnung mit dem Botschafter von Qadirah , einem kleinen Insel-Fürstentum im Arabischen Meer mit einem dreißigjährigen Scheich und Thronerben. Ein möglicher Anwärter um ihre Hand, den sie noch nie gesehen hatte oder jemals zu sehen wünschte.
Als Natalia am nächsten Tag ins Camp kam, war der Betrieb bereits in vollem Gang, und Ben mittendrin. Offenbar widmete er sich wieder seinem speziellen Protegé. Er rannte über den Platz, schrie Roberto immer wieder harsche Anordnungen zu, von seiner Stirn rann der Schweiß, und er wirkte ungewohnt nervös und aggressiv.
Wenigstens hat er das Fußballcamp, wo er seine Frustration loswerden kann! dachte Natalia in einem Anflug von Neid. Sie selbst stand immer noch unter dem Eindruck des endlos scheinenden Dinners, inklusive einer privaten Konversation mit dem Botschafter von Qadirah , der ihr mit ernstem Gesicht die Tugenden präsentierte, die der Scheich bei seiner zukünftigen Sheika zu finden hoffte. Unterwürfigkeit und Diskretion rangierten ganz vorn auf der Liste.
Zusammen mit dem mörderischen Muskelkater von ihrem Tag als Torwart hatte diese demütigende Erfahrung dazu geführt, dass sie die ganze Nacht über kaum ein Auge zubekommen hatte. Daher war der heutige Tag absolut nicht ihrer. Außerdem kam es ihr so vor, als läge irgendetwas in der Luft.
Ihre üble Vorahnung bestätigte sich, als eine Stunde später ein Schrei vom anderen Ende des Spielfelds ertönte. Besorgt hielt Natalia Ausschau und sah, wie die Kinder eine zusammengekrümmte Gestalt umringten. Rasch lief sie zu ihnen. Es war Roberto. Ben stand über ihn gebeugt, sein Gesicht war angespannt und leichenblass. Der unnatürliche Winkel, in dem Robertos Bein lag, sagte ihr, dass es gebrochen sein musste.
Schon während des Laufens hatte Natalia ihr Handy gezückt und den Notruf gewählt. Jetzt gab sie erste Informationen durch und orderte einen Krankenwagen.
Ben schaute auf, ihre Blicke begegneten sich. Der Ausdruck in seinen dunklen Augen griff ihr ans Herz.
„Was kann ich tun?“, fragte sie leise.
„Ruf die Ambulanz und …“
„Schon erledigt.“
Ben wandte sich wieder Roberto zu, angstvoll und schuldbewusst. Das Gesicht des Jungen war blass, die Zähne hielt er fest zusammengebissen.
Natalia kniete sich neben ihn und legte sanft eine Hand auf die schweißnasse Stirn des Jungen. „Fa male un cane, si?“ , fragte sie mit einem kleinen Lächeln. „Tut verflucht weh, oder? Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich laut plärren, das kannst du mir glauben.“
Roberto antwortete nicht, hielt aber die dunklen Augen fest auf ihr Gesicht gerichtet, bis in der Ferne die Sirene des herannahenden Krankenwagens ertönte. Ben erklärte, seinen kleinen Schützling ins Hospital begleiten zu wollen. Als er in den Ambulanzwagen stieg, wandte er sich noch einmal zu Natalia um und lächelte schief. „Danke. Kannst du dich hier um alles kümmern?“
Kann ich das?
„Aber natürlich. Mach dir keine Sorgen!“
Die Stimmung im Camp war naturgemäß schrecklich gedrückt, als Natalia sich den anderen Kindern zuwandte. Mit breitem Lächeln klatschte sie in die Hände. „Also los, alle Mann im Kreis aufstellen!“ Den verschreckten Fußballeleven ein sinnvolles Training zukommen zu lassen, damit fühlte sie sich überfordert, aber plötzlich hatte sie eine Idee.
„Wer von euch kennt Duck Duck Goose ?“, fragte sie fröhlich und machte sich gleich daran, die Regeln zu erklären.
Den Rest des Tages verbrachten sie mit verschiedenen Partyspielen, die den freiwilligen Helfern mindestens so viel Spaß machten wie den Kindern, sodass die Stimmung am Feierabend gelockert und Natalia trotz Unterstützung von allen Seiten zu Tode erschöpft war.
Auf dem Heimweg bat sie ihren Chauffeur Enrico, im Krankenhaus vorbeizufahren, nachdem sie zuvor ein paar Kleinigkeiten für Roberto besorgt hatte. Ben traf sie nicht mehr an, aber Robertos Eltern, die ängstlich und erschöpft vor seinem Krankenzimmer saßen und sofort aufsprangen, als sie die Prinzessin sahen.
„Euer Hoheit …“
Natalia winkte ab. „Keine Formalitäten bitte, hier geht es einzig und allein um Roberto. Was ist mit ihm?“
Geduldig lauschte sie den etwas umständlichen und
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