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Skandalfilme - cineastische Aufreger gestern und heute

Skandalfilme - cineastische Aufreger gestern und heute

Titel: Skandalfilme - cineastische Aufreger gestern und heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Volk
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Untersuchung ein, kam aber zum Ergebnis, dass der Sender nicht gegen die Statuen verstoßen habe, da er den Film erst nach Mitternacht ausgestrahlt und außerdem zweimal ausdrücklich vor der expliziten Gruppensexszene «gewarnt» habe: einmal vor Filmbeginn und ein zweites Mal nach der Werbepause, unmittelbar vor der berüchtigten Szene. 5
Aus Lars von Triers Tagebuch
    « 7. Juni 1998:
    Wir haben mit großem Vergnügen die Notwendigkeit diskutiert, im Film diverse erigierte Penisse und unterschiedliche Arten der Penetration zu zeigen. Dabei kamen die verschiedensten Lösungen auf den Tisch – als letztes die Back-up-Möglichkeit, einige von Trine Michelsens Freunden aus der harten Branche für die Nahaufnahmen zu bekommen. Aber mal sehen, wie es läuft. Es scheint als nähmen alle diesen Part gut gelaunt hin, und das ist ja phantastisch.
    16. Juli:
    Da spielen welche Idioten, und gleichzeitig bumsen sie richtig. Das erzeugt eben genau die kleine Grenzüberschreitung, die diese Szene und dieser Film braucht.» 6
Dogma 95 als inspirative Fastenkur – ein Essay
    Die Legende geht so: zwei befreundete dänische Filmemacher sitzen zusammen und beschließen spontan (!), dass es so wie bisher nicht weitergeht. Das Kino steckt mal wieder – wie eigentlich fast immer – in einer (künstlerischen) Krise, und um aus der einen Ausweg zu finden, muss ein Manifest her (über 30 Jahre nach Oberhausen wird es ja auch Zeit dafür). Eine kreative halbe Stunde später sind ein pathetischer Aufruf zu einer cineastischen «Rettungsaktion» und die zehn Gebote des «Gelöbnisses der Keuschheit» ausformuliert. Am 13. März 1995 setzen Lars von Trierund Thomas Vinterberg ihre Unterschriften darunter. «Dogma 95» ist geboren.
    Als Lars von Trier dann eine Woche später, am 20. März, das Manifest bei einer Tagung anlässlich des 100. Geburtstages des Filmes im Pariser Odeon-Theater erstmals öffentlich verlas, rote Flugblätter mit dem Text in die Menge warf und sich anschließend weigerte, Fragen zu beantworten, weil man das früher bei Demonstrationen oder Hausbesetzungen ja auch nicht gemacht habe, hielten das viele für einen schlechten Scherz. Etliche Kritiker sehen das bis heute kaum anders.
    In den Jahren, die seit jener legendären (halben) Geburtsstunde vergangen sind, hat sich manches getan: die «Dogma-Bruderschaft», der außer von Trier und Vinterberg noch Søren Kragh-Jacobsen und Kristian Levring angehörten, formierte sich; Dogma-Zertifiktate wurden ausgestellt; ein Dogma-Sekretariat wurde eingerichtet und mittlerweile wieder geschlossen; eine engagierte bis polemische Debatte über Sinn und Unsinn des Dogma-Konzeptes geführt; und das gesamte Dogma-Projekt mehrfach für tot erklärt. Nachdem das Dogma-Sekretariat im Juni 2002 seine Pforten schloss, sprang das Filmarchiv der Universität Kopenhagen als Ansprechpartner für zukünftige Dogma-Filmer in die Bresche.
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    Lars von Trier
    (*30.4.1956)
    1956 als Lars Holbæk Trier in Kopenhagen geboren, schloss Lars von Trier 1982 sein Studium der Filmwissenschaften an der Universität Kopenhagen ab. Bereits mit seinem Spielfilmdebüt T HE E LEMENT OF C RIME (1984) war er auf den Filmfestspielen von Cannes vertreten und gewann den «Grand prix technique». Der Film markierte den ersten Teil seiner «Europa-Trilogie» (E PIDEMIC 1987, E UROPA 1991). Auch in den weiteren Jahren entwickelte der Regisseur und Drehbuchautor, der mit seinen Filmen zum Dauergast des Festivals in Cannes wurde, eine Vorliebe für Trilogien. So war I DIOTEN nach B REAKING THE W AVES (1996) der zweite Teil der «Goldherz Trilogie», die das Musical D ANCER IN THE D ARK (2000) mit dem Gewinn der «Goldenen Palme» in Cannes erfolgreich abschloss. Drei Jahre später präsentierte der dänische Filmemacher in Cannes mit D OGVILLE (mit Nicole Kidman in der Hauptrolle) den Auftakt zu seiner «USA-Trilogie» (M ANDERLAY 2005, W ASHINGTON 2009). Mit A NTICHRIST verursachte der Filmemacher 2009 abermals einen Skandal in Cannes. Wieder einmal waren die Kritiker gespalten; enthusiastisch oder entnervt. Gleich scharenweise verließen die Zuschauer den Saal.
    Lars von Trier ist einer der Initiatoren von «Dogma 95». Bereits 1992 gründete er gemeinsam mit Produzent Peter Aalbek Jensen die Produktionsfirma «Zentropa Entertainment», die ab 1997 unter dem Label «Puzzy Power» auch pornografische «Hardcore»-Filme produzierte, die frauenfreundlich sein und den Qualitätsanspruch eines herkömmlichen Spielfilms

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