Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
nicht gehört, wie das Schloss aufschnappte und die Angeln knarrten. Anstelle des Eindringlings hätte Reyes jedoch Rostlöser daraufgesprüht, um lautlos in die Hütte eindringen zu können. Und das ließ hoffen. Wie gut sein Gegner auch sein mochte, er selbst war besser.
Reyes verharrte. Es blieb keine Zeit, um sich eine Waffe zu greifen. Zudem würde es Geräusche machen. Wenn er jedoch lauschte, würde er noch einiges mehr über seinen Gegner in Erfahrung bringen, bevor sie schließlich aufeinandertrafen. Kyra verhielt sich vollkommen ruhig; sie schien nicht mal zu atmen. Kein ängstliches Luftholen oder Wimmern war zu hören. Braves Mädchen. Im Stillen hielt er sie dazu an, sich auch weiterhin durch nichts zu verraten.
Er stellte sich vor seinem geistigen Auge die Konstruktion des Hauses sowie den Weg vor, den der Eindringling nehmen musste: von der Haustür aus direkt ins Wohnzimmer, vorbei an Couch und Sessel. Die erste Tür rechts gehörte zum Bad. Geradeaus durch befand sich die Küche, links davon lagen die beiden Schlafzimmer, wo er seine Zielperson vermuten würde. Zuerst kam der kleine Raum mit den Doppelstockbetten, dahinter das Elternschlafzimmer.
Die Art, wie er lief, verriet einiges über den Kerl, dem Reyes bald schon gegenüberstehen würde. Er war recht groß, vielleicht so groß wie Reyes selbst, und hatte gelernt, sich lautlos zu bewegen. Zweifellos trug er eine Waffe bei sich, glaubte aber, seine Opfer schlafend anzutreffen. Mittlerweile hatte er das Wohnzimmer halb durchquert. Reyes gab Kyra ein Zeichen, sich hinter das Bett zu ducken, dann stellte er sich mit dem Rücken zur Wand links neben die Tür.
Kyra glitt außer Sicht, als der Fremde ins Zimmer schlich, während Reyes zuschlug. Er zielte auf die Kehle, doch der Eindringling drehte sich zur rechten Seite weg. Im trüben Dämmerlicht war lediglich zu erkennen, dass der Mann ungefähr seine Größe hatte, abrasierte, dunkle Haare besaß und in der rechten Hand eine Pistole hielt.
Reyes wirbelte herum und trat dem Eindringling gegen das Handgelenk, sodass die Waffe wegflog. Ein gekrümmtes Messer blitzte in dessen Linker auf und ein strahlendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Mist! Er ist Beidhänder. Das macht es schwieriger.
Beide hielten kampfbereit inne und warteten darauf, dass der andere zum ersten Schlag ausholte. Der Kerl hatte Geduld, musterte Reyes’ Körperhaltung, um auf seinen Kampfstil zu schließen, ohne jedoch selbst etwas von sich preiszugeben.
Blitzschnell stach der Killer zu. Reyes sprang viel zu spät zurück und fühlte ein warmes Rinnsal an seiner Brust, sah jedoch nicht nach, wie schlimm es ihn erwischt hatte, sondern versetzte dem Angreifer im Gegenzug einen Kinnhaken und holte dann mit seiner Linken aus. Der Killer brummte nur kurz und steckte die Schläge ein wie kein anderer von Reyes’ bisherigen Gegnern. Dann reagierte er mit einem Hieb in die Nierengegend. Hätte er die Organe getroffen, wäre dies wohl das Ende gewesen.
Reyes stürzte sich auf den Angreifer. Er musste ihm das Messer abnehmen. Beide prallten gegen die Wand. Reyes lehnte sich mit all seinem Gewicht gegen den Killer, ignorierte dabei die vielen Schnittwunden an seinem Körper, die dieser ihm zufügte, und rammte seine Messerführhand an dessen Kehle, während er mit der anderen den linken Arm des Gegners kontrollierte. Dann fasste er an beiden Stellen stärker zu, sodass sich seine Finger regelrecht in das weiche Fleisch gruben. Der Mistkerl schnaufte zwar, ließ jedoch das Messer nicht los, sondern stach stattdessen blind auf Reyes’ Unterarm ein, der jeden einzelnen Schnitt spürte. Blut rann über seine Haut und erschwerte es ihm, den Gegner weiter festzuhalten.
Dem gelang es indes, den rechten Arm zwischen ihre beiden Körper zu bringen. Er rammte Reyes den Ellbogen gegen das Kinn, sodass dieser Sterne sah. Reyes ließ seinen Angreifer los und tat, als hätte ihn der Stoß aus dem Gleichgewicht gebracht, stürzte sich dann jedoch auf seinen Gegner. Sie taumelten gegen das Bett und fielen auf den Boden, wobei sie das Messer verloren, das über die Dielen schlitterte.
Zwischen Bett und Kommode hatte man nicht viel Platz, um sich zu bewegen. Die Situation war angespannt. Für einige Augenblicke rangen beide Männer miteinander und versuchten, den anderen in den Würgegriff zu bekommen. Der Scheißkerl war stark und wusste, was er tat. Zum ersten Mal in seinem Leben fürchtete Reyes zu versagen. Nicht, weil es sein eigenes
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