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SKIZZEN EINER ZARTEN LIEBE (German Edition)

SKIZZEN EINER ZARTEN LIEBE (German Edition)

Titel: SKIZZEN EINER ZARTEN LIEBE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Weissgerber
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Bäuerin heiraten und einen anderen Hof bewirtschaften. So war es immer und so wird es auch diesmal sein.“
    Karl und Johannes hielten es für klüger, nichts zu erwidern. Johannes kickte noch einen Stein hinter den anderen her auf die Weide.
    „So, und jetzt ran an die Arbeit oder wollt ihr auch noch, dass eure Mutter einen Herzinfarkt bekommt?“
    Walter Burger ließ keine Zweifel aufkommen und stapfte in seinen Gummistiefeln hinüber in den Stall. Er musste noch nach seiner Zenzi sehen.
    Die kranke Großmutter, die in ihrer Kammer mit dem Fenster zum Innenhof  in ihrem Bett lag, hatte alles mitangehört. Laut genug hatte der Bauer ja geredet.
    Die Großmutter lag meistens an ihr erhöhtes Kopfteil gelehnt in dem Holzbett und sah aus dem Fenster. Immer noch entging ihr kaum etwas, was dort draußen geschah. Sie war 79 Jahre alt und an das Bett gefesselt. Abgearbeitet und erschöpft von der jahrelangen Hofarbeit machten ihre Knochen einfach nicht mehr mit. Und sie allein spürte, dass Gott sie bald zu sich holen würde.
    Ihre Schwiegertochter Johanna, die Mutter von Karl und Johannes, versorgte die Großmutter rund um die Uhr. Als hätte sie nicht sowieso schon genug Arbeit mit dem Vieh, den Feldern und ihren Kindern, dachte die Großmutter oft. Und sie sah auch, dass sich Johanna manchmal  still an ihr Herz fasste.
    Die Großmutter freute sich immer am meisten, wenn Johannes ihr etwas vorlas. Sie liebte seine melodische, warme Stimme. Wenn er an ihrem Bett saß, konnte sie so herrlich entspannen und seinen Worten lauschen. Wehmütig dachte sie an ihn, ihren Jojo, und seufzte laut. Nur sie nannte ihn heimlich Jojo. Niemand verstand Jojos Künstlerherz so gut wie sie.
     
     
     
                                                                                       
    Und die Großmutter hielt ihn außerdem für besonders begabt. Seine Bilder waren ganz speziell. Sie hielten den Betrachter gefangen und versetzten ihn in die Situation hinein.
    Sie selbst hatte sich mit dem harten Leben auf dem Hof arrangiert, obwohl sie die Tiere auch nie besonders mochte. Johannes sollte doch lieber tun, wozu er berufen war. Der Jojo....
    Johannes erledigte die restliche Arbeit, fegte eben noch die Treppe ab. Er wollte sich dann umziehen und in den Gottesdienst gehen. Der Kirchgang war sein einziger Trost heute. Er nahm sich vor, für seine Großmutter zu beten und vielleicht auch für das blonde Mädchen.
    Zum Ausklang des alten Jahres sollte in der kleinen Dorfkirche oben am Hang ein Gottesdienst stattfinden. Er hatte diese Kirche schon ein paar Mal versucht zu malen, man sah sie vom Hof aus. Der beste Platz war neben den Stallungen zur großen Weide hin.
    Heute Nacht würde er während der Nachtwache weitermalen. Es war Vollmond und das gab ein herrliches Licht auf den Zwiebelturm.
    Johannes hatte sich für die Kirche fein gemacht und sein grünes Bauernhemd gegen ein schwarzes Hemd mit einem roten Pulli darüber ausgetauscht. Das Rot unterstrich seine dunklen Augen, doch er war sich seines guten Aussehens gar nicht bewusst. Laut  rief er nun nach Karl.
    „Karl, wo steckst du?“
    „Ich komm ja schon“, tönte es aus dem Stroh.
    Er hatte sich wieder einmal zu den Katzenkindern ins Heu geworfen und alberte herum. Sein weißes Hemd war ihm egal.
    In der Kirche fanden Karl und Johannes noch einen Platz in der fünften Reihe vorne links.
    Als der Pfarrer die Kirche betrat, drehte Johannes sich um und sah plötzlich geradewegs in die Augen des Mädchens, das ihm seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf ging. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Was ein herrlicher Zufall!
    Schnell drehte er sich wieder nach vorne, glaubte aber, auch in ihren Augen ein Leuchten entdeckt zu haben. Er konnte nicht anders, als sich ständig nach ihr umzudrehen.
    Meistens hielt sie den Kopf gesenkt und er nahm alles an ihr wahr.
    Wie sie dasaß in ihrem dunkelblauen Mantel, eine kleine Handtasche auf dem Schoß. Eine Hand umschloss die Tasche, die andere lag auf der Bank vor ihr. Sie hatte keine Handschuhe an, obwohl es kalt war. Er brauchte auch nie Handschuhe oder Mützen. Das lange blonde Haar fiel ihr über die Schultern. Es war mehr goldfarben als blond. Ihre Gesichtszüge waren fein und der kleine Schmollmund stand schon wieder ganz leicht offen, wie damals auf der Piste.
     
                                             

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