SKIZZEN EINER ZARTEN LIEBE (German Edition)
fraßen irgendwelche kleinen Ungeheuer.
Zufrieden ging Harald die Treppe hinauf in sein Arbeitszimmer.
Kapitel 3
Beinahe regungslos saß sie am Brunnenrand und blickte in den Abendhimmel, der von der untergehenden Sonne noch rot gefärbt war. Susanne fuhr langsam mit der Hand über die warmen Sandsteine des Künstlerbrunnens auf dem Platz seitlich von der Münchener Universität.
Hier studierte Susanne Keyser seit einiger Zeit Architektur. Sandsteine und die besondere Kunst und Beschaffenheit des Brunnens faszinierten sie. Nicht viele Leute suchten sich diesen Platz zum Verweilen aus. Die meisten standen und saßen lieber vor dem Portal auf dem belebten Vorplatz. Dort wurden Fotos gemacht, dort spielte sich alles ab. Nur die wenigsten erkannten die Schönheit und Ruhe dieses Seitenplatzes.
Sie aber saß oft hier und träumte vor sich hin. Auch heute fiel das Licht auf die von dem jungen Künstler geschaffenen Figuren. Die goldene Tafel mit dem Namen des Künstlers glitzerte im Abendrot.
Dazu das Geplätscher des eiskalten Brunnenwassers. Es war wie ein kleiner Gebirgsbach. Ihre Gedanken schweiften ab in die Berge, die man bei klarem Wetter weit entfernt hinter Schwabing schemenhaft erkennen konnte.
Sie liebte diese Berge. Ihr Blick haftete an dem Gipfel weit hinter der Uni. Sie strich sich gedankenverloren eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Schon häufig war sie auf Skiern dort ganz oben gewesen. Kurz vor der Abfahrt ins Tal, wenn sie am Gipfel stand, spürte sie eine nie gekannte Freiheit.
Sie liebte die einsamen Holzhütten, den Baustil auf den versteckten Almen. Die einfachen Hütten vor Felswänden. Daran konnte sie sich einfach nicht satt sehen.
Sie mochte den Dialekt, das breite Geplauder und die stoische Ruhe, die von den Menschen in den Dörfern ausging. Mit einem freundlichen „Grüß Gott“ für jeden einzelnen Menschen, ganz gleich woher er gerade kam. Es fehlte nahezu gänzlich an der Hektik, die in einer Großstadt herrschte. Dort oben gab es noch geduldige Menschen, ein Miteinander statt egoistischem Gerenne. Susanne seufzte.
Und dann diese kleine Kirche, etwas höher gelegen, mit dem kleinen Zwiebeltürmchen. Das alles war der Grund für ihren Berufswunsch, um dessen Erfüllung sie schon hatte kämpfen müssen. Ihre Eltern hätten es lieber gesehen, sie hätte das langweilige Jura studiert.
Jetzt studierte sie hier an dieser Uni Architektur und zeichnete nebenbei ihre Träume. Irgendwann würde sie solche Bauwerke in den Bergen selbst erschaffen, da war sie sich sicher. Eine kleine Kirche in Fels gehauen .
Ihre rege Fantasie ließ sie alles deutlich vor sich sehen: Den rauschenden Bach, die schneebedeckten Gipfel, ihre rosafarbenen Atomic-Ski auf Pulverschnee, den Sternenhimmel und den Zauber der Berge. Sie atmete tief ein und blies beim Ausatmen die Backen auf.
„Entschuldigung, störe ich?“ fragte eine forsche Stimme.
Diese Stimme gehörte natürlich ihrer besten Freundin Anja. Anja Buchecker kam abends nach Ladenschluss oft hier vorbei, bevor sie ihren Bus nach Hause nahm. Sie machte eine Ausbildung in der nicht weit entfernten Buchhandlung. Gemeinsam saßen sie dann eine Weile hier und beobachteten das Geschehen.
„Nein, natürlich nicht, Spatzerl!“ lachte Susanne.
Automatisch verbreitete Anja immer gute Laune. Diese umarmte ihre Freundin und setzte sich neben sie. Die Tasche ließ sie einfach achtlos zu Boden fallen.
Die Freundinnen konnten einfach nur da sitzen oder auch angeregt miteinander plaudern. Heute war Anja nach Plaudern zumute. Aufgeregt erzählte sie: “Stell dir vor, Sannerl, die Chefin hat mich heut gelobt, hat gesagt, dass ich heuer eine gute Arbeit gemacht hab.“
„Du bist ja auch fleißig, Anja. Gönnst dir kaum noch eine Pause. Du gehst ja auf in den Büchern. Hast kaum mehr Zeit für mich.“ antwortete Susanne ehrlich.
Anja plapperte schon munter weiter, als hätte sie nichts gehört: „Ich tät zwei Tage Urlaub von ihr kriegen. Kannst dir das vorstelln? Sie hat mir einen Kurzurlaub in Österreich geschenkt, ganz in der Näh vom Hochkönig. In so einem Hotel mit Massage, Sauna und dem ganzen drum und dran. Im Jänner, wenn die Buchhandlung geschlossen ist, darf ich fahren.“
„Ist das wahr? Das hast du wirklich verdient. Ich freu mich für
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