Sklaven der Flamme
den Zeigefinger auf das Silberplättchen, dachte einen Moment nach und schnippte es dann in die Lücke. Die Münze segelte über den Marmortisch, traf, und zwei Kupferunits wurden auf der gegenüberliegenden Seite des Quadrats weggeschleudert.
»Es ist ein Glücksspiel namens Zuma. Man spielt es zur Zeit in der Armee.«
»Zu für Zufallszahlen, Ma für Matrix?«
»Du hast schon davon gehört?«
»Nein. Nur eine Vermutung.«
»Tomar wollte dir davon erzählen. Er sagte, daß es …«
»Tomar?«
»Ich hörte, wie er mit einem anderen Soldaten darüber sprach, bevor – bevor er abstürzte.«
»Oh«, sagte sie. Sie holte die Silbermünze zurück und ordnete das Quadrat neu an. Dann wiederholte sie das Spiel. Zwei andere Münzen flogen zur Seite. »Verdammt«, sagte Clea leise.
»Wie?« Er sah auf. Tränen liefen ihr über die Wangen.
»Verdammt«, sagte sie. »Es tut weh.« Sie blinzelte und sah wieder auf. »Was ist mit dir? Du hast mir immer noch nicht alles erzählt? Einen Augenblick.« Sie griff nach ihrem Notizbuch und schrieb etwas nieder.
»Eine Idee?« fragte er.
»Durch das Spiel gekommen«, entgegnete sie. »Etwas, woran ich früher nicht dachte.«
Er lächelte. »Bringt sie die Lösung deiner – wie hießen die Funktionen doch?«
»Subtrigonometrische Umkehrfunktionen. Nein. So einfach ist das nicht. Konntest du den Krieg aufhalten?«
»Ich habe es versucht«, sagte er. »Aber so einfach ist das nicht.«
»Bist du frei?«
»Ja.«
»Das freut mich. Wie hast du das geschafft?«
»Ich war früher ein sehr sturer dummer Junge, der sich ständig selbst in unangenehme Situationen brachte. Heute bin ich immer noch stur, aber vielleicht nicht mehr ganz so dumm, und ich gehe mit etwas mehr Geschicklichkeit zu Werk. Ich mußte Aufgaben erfüllen, bei denen es nicht darauf ankam, was mit mir geschah. Sie mußten einfach erfüllt werden. Das hat vielleicht meinen Horizont geweitet und mir – etwas mehr Freiheit gegeben.«
»Die Kindheit und die Jahre in den Sträflingsminen haben nichts damit zu tun?«
»Nein.«
»Was ist mit dem Krieg, Jon?«
»Ich möchte es so ausdrücken: Was die Lage jenseits der Strahlungsbarriere angeht, so ist ein König völlig unnötig. Wenn das die richtigen Leute einsehen und verstehen, ist es gut. Wenn nicht, dann wird die Angelegenheit kompliziert. Paß auf, Clea, ich kam nur auf einen Sprung vorbei. Ich möchte das Haus wieder verlassen, bevor Vater mich sieht. Kümmere dich weiter um ihn. Ich kann es nicht, da ich noch für eine Weile untertauchen muß. Sag ihm nicht, daß ich am Leben bin.«
»Jon …«
Er lächelte. »Ich werde es selbst tun, wenn ich zurückkomme.«
Sie warf einen Blick in die Tiefe, und als sie wieder aufsah, ging er gerade zurück ins Haus. Sie wollte ihm ein paar Abschiedsworte nachrufen, doch dann schwieg sie.
Statt dessen setzte sie sich an den Tisch. Sie schlug das Notizbuch auf und weinte ein wenig. Dann begann sie wieder zu schreiben.
ENDE
Als TERRA-Taschenbuch Band 307 erscheint:
Weltraumschwimmer
SF-Roman von Gordon R. Dickson
Menschen der Meere
Vor drei Generationen haben sie sich, um der Hektik und dem Chaos auf den überfüllten Kontinenten der Erde zu entgehen, in die Tiefen der Meere zurückgezogen. Die Bewohner des Landes hassen und fürchten das Volk der See und versuchen es auszulöschen. Sie wissen nicht, daß die Wassermenschen den Schlüssel zur Eroberung des Weltraums besitzen und ihnen den Weg zu den Sternen weisen können.
Die TERRA-Taschenbücher erscheinen vierwöchentlich und sind überall im Zeitschriften- und Bahnhofsbuchhandel erhältlich.
Weitere Kostenlose Bücher