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Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Titel: Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Stahlrosse standen auf dem
verschlossenen Hinterhof.
    Karl begleitete seine Freunde das letzte
Stück des Weges.
    Ziel war die Regenbogen-Brücke, eine
Stahlbeton-Brücke, die den Fluß an seiner breitesten Stelle überspannte —
mitten in der Stadt. Südlich davon schließen sich die sogenannten Flußauen an;
dort sind die Ufer flach und reichlich begrünt.
    Sie hieß Regenbogen-Brücke, weil sich
die Stadtväter bei der Einweihung auf keinen anderen Namen einigen konnten.
    Zur Wahl standen damals vier
Vorschläge, eingebracht von vier politischen Parteien. Jede wollte, daß die
Brücke benannt wurde nach einem ihrer führenden Köpfe. Keiner von denen war
Brückenbauer. Keiner hatte irgendwas getan für den Fluß. Im Gegenteil: Die von
allen getragene Politik führte dazu, daß der Fluß mehr und mehr zum toten
Gewässer wurde, wenn nicht zur Kloake. Aber Nachruhm muß sein — besonders für
geltungssüchtige Volksvertreter. Deshalb die Vorschläge. Doch wie gesagt: null
Einigung.
    An jenem Nachmittag, als man sich im
Rathaus unmäßig beschimpfte — gegenseitig — , entlud sich ein Sommergewitter
über der Stadt. Noch während der Regen platschte, kam die Sonne hervor, und ein
Regenbogen spannte sich über den Fluß: genau dort, wo die namenlose Brücke auf
ihre Einweihung wartete. Der Abgeordnete Karl-Waldo Impfstengl, der noch nie
einen brauchbaren Vorschlag gemacht hatte, saß so günstig, daß er durchs
Fenster das bunte Naturereignis sah. Das veranlaßte ihn zu dem denkwürdigen
Ausruf: „Warum nicht — Regenbogen-Brücke?“ Und die Stadtverordnetenversammlung
jubelte. Man hatte einen Ausweg gefunden.
    Das lag nun elf Jahre zurück.
    Seitdem rollte der Autoverkehr über die
Brücke. Zu den Stoßzeiten hielten sich Fußgänger die Nase zu. Und sobald es
dunkel wurde — im Sommer auch früher fanden sich auf beiden Ufern die
Stadtstreicher ein.
    Die Ufer sind befestigt. Zwischen den
Pfeilern erstrecken sich Kais. Auf denen verlaufen Rad- und Fußwege. Bei Tag
sitzen hier Angler. Aber nachts scharen sich Stadtstreicher ums Lagerfeuer. Für
die ist es sozusagen ein In-Treff.

    „Also“, sagte Karl, „dann macht’s gut.
Gaby und ich kommen morgen vorbei. Nein, nein, wir halten uns fern. Aber gucken
dürfen wir doch, wie es euch ergeht.“
    „Wenn ihr uns zu nahe kommt“, ulkte
Tim, „betteln wir euch an.“
    „Klar, und deshalb“, rief Klößchen,
„rüste dich bitte mit zehn Tafeln Schoko aus, Karl, die du mir dann...“
    „Kommt nicht in Frage!“ sagte Tim. „Das
wäre Betrug. Bis Dienstagmorgen gibt es zwischen uns nur Blickkontakt. Keine
sonstige Annäherung.“
    „Damit überlasse ich euch dem
Schicksal“, meinte Karl, schwang sich aufs Rad und strampelte über die Brücke.
Klößchen winkte ihm nach, was sonst nicht seine Art ist. „Benimm dich bitte wie
ein Penner!“ sagte Tim durch die Zähne. „Nicht wie ein organisierter Pfadfinder.“
    „Ich werde ohnmächtig. Vor Hunger.“
    „Du hast dich mittags gemästet wie eine
Weihnachtsgans. Das reicht bis morgen.“
    Sie standen an der Wieland-Straße. Sie
führt hier am Fluß entlang. Dort war die Auffahrt, bzw. der Aufgang zur Brücke.
Auf der anderen Seite der Wieland-Straße zog sich die Häuserzeile hin, soweit
das Auge reichte: sechs- und auch achtstöckige Prachtgebäude aus dem ersten
Drittel des Jahrhunderts. In den unteren Etagen der Häuser gingen
Rechtsanwälte, Ärzte, Steuerberater, Zahnärzte, Makler und Konzert-Agenten
ihrer segensreichen Tätigkeit nach. Über den Geschäftsräumen lagen teure
Wohnungen, denn der Blick über den Fluß war nicht übel und kurz der Weg in die
vornehmen Einkaufsstraßen der City.
    Aber man braucht nur das Ufer
runterzusteigen, dachte Tim, und ist schon mitten unterm Gesindel.
    Die Ufer waren hoch an dieser Stelle.
Büsche und Sträucher gediehen, aber jetzt hatte der Herbst sie entlaubt.
    Eine Steintreppe führte hinunter, wobei
sie dreimal die Richtung änderte, um nicht zu steil zu werden.
    „Also los!“ sagte Tim. „jetzt, Willi,
gilt’s.“
    Klößchen warf noch einen sehnsüchtigen
Blick auf die Wieland-Straße, wo Fahrzeuge entlang der Lichtpeitschen in beide
Richtungen rollten. Dann folgte er Tim die vielen Stufen hinunter. Licht und
Lärm blieben zurück. Feuchtigkeit wehte aus der Dunkelheit herauf. Es roch
modrig. Auf dem Kai hielten die Laternen so großen Abstand zueinander, daß man
von Beleuchtung kaum reden konnte.
    Tim ging voran, zog die beiden
Supermarkt-Tüten

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