Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
Abgesehen von der Tatsache, daß der Graf der einzige Erbe des Marquis war und der alte Herr ihn deshalb gern sicher und unbeschadet in seiner Nähe wußte, hingen die beiden mit großer Liebe und Zuneigung aneinander.
    »Euer Lordschaft, es wartet …«
    »Ja, ich weiß, Mr. Walmsley.« Der Graf schnitt dem Butler das Wort ab und reichte ihm seine Reitermütze und die Handschuhe. »Wohin haben Sie ihn geführt?«
    »Ich hätte ihn hier in der Halle gelassen, Mylord, aber er starrte die Mädchen so an, daß sie nervös wurden, also habe ich ihn in den kleinen Salon gebracht.«
    »War er unverschämt?«
    »Man hätte meinen können, er hätte noch nie eine Frau gesehen«, erwiderte Mr. Walmsley.
    Der Graf verzog leicht die Lippen. »Hat er eine Karte abgegeben?«
    »Er nannte nicht einmal seinen Namen«, stellte der Butler mit deutlichem Abscheu fest. »Wenn Sie mich fragen …«
    »Schon gut. Ich gehe gleich zu ihm. Schicken Sie mir mein Tablett, wie gewöhnlich, Mr. Walmsley, aber für zwei Personen.«
    Der kleine Salon lag rechts von der riesigen Halle am Ende eines kurzen Korridors auf der Rückseite des Hauses, die der Morgensonne zugewendet war. An hellen, wolkenlosen Tagen wirkte der Raum heiter, jedenfalls zu dieser Jahreszeit. An jenem Morgen hatte die Sonne sich jedoch noch nicht hervorgewagt. Trotzdem spendeten die beiden deckenhohen Fenster genügend Licht, und der einsame Besucher war gut zu sehen. Er stand mit dem Gesicht zur linken Wand und betrachtete fasziniert die antiken Uhren auf einem Bord.
    Der schmächtige Bursche hörte den Grafen nicht eintreten, was dieser als vorteilhaft empfand, denn er schätzte es nicht, wenn man ihm seine Überraschung anmerkte – und überrascht war er in diesem Augenblick. Selbst von der Seite erkannte er die Nationalität seines Besuchers, und ein Dutzend Fragen schoß ihm durch den Kopf, gemischt mit Schrecken, denn für die Gegenwart eines Arabers konnte er sich nur einen Grund denken, und das war kein angenehmer.
    Mit einiger Mühe setzte der Graf ein höflich-kühles Lächeln auf und fragte in perfektem Arabisch: »Sie wollten mich sprechen?«
    Beim Klang heimatlicher Laute in diesem fremden Land fuhr Ali ben-Khalil jäh herum. Seine Muttersprache zu hören, hatte er nicht zu hoffen gewagt, doch allmählich glaubte Ali, daß Allah persönlich ihn auf dieser Reise begleitet hatte – was bedeutete dann noch ein zusätzlicher Segen? War er, Ali, nicht heil aus Barka herausgekommen? Hatte das Wetter nicht mitgemacht und den kleinen Dreimaster in weniger als einem Monat über das Meer getragen? Selbst die Mannschaft war so vom Glück begünstigt gewesen, daß ihr an der Küste ein unerwarteter Gefangener in die Hände gefallen war, der den Profit aus dieser Reise noch erhöhen würde. Dann war da noch der Matrose gewesen, der Englisch sprach und Ali die Worte gelehrt hatte, die er brauchte, um schnell hierher zu finden. Und zudem hatten noch Kleidungsstücke in einem Hinterhof gehangen, die Ali leicht hatte stehlen können, um sein Äußeres diesem Land anzupassen. Alles hatte so gut geklappt – zu gut in der Tat, so daß er schon fürchtete, etwas müsse schiefgehen, nur damit die Waagschalen des Schicksals ausgeglichen würden. Aber nein, er war hier angelangt! Der große Mann, der Arabisch sprach, war offensichtlich der Gesuchte. Ali hatte seine Mission erfolgreich beendet. Stolz und Jubel ließen seine Brust gleichermaßen anschwellen.
    »Derek Sinclair?«
    Auf ein Nicken hin händigte Ali schnell den Brief aus, ehe er zurücktrat und wartete. Vielleicht gab es noch Fragen, vielleicht auch konnte der Engländer ihm einen Rat geben, wo er die nächsten sechs Monate bleiben konnte. Er verstand noch immer nicht, warum er so lange nicht nach Barka zurückkehren durfte, doch er konnte sich nicht beklagen. Er war nun ein reicher Mann. Neben seinem eigenen gefüllten Beutel war noch eine große Summe des Geldes übrig, mit dem er das Piratenschiff angeheuert hatte.
    Er beobachtete, wie der Engländer zu einem kleinen Pult in der Ecke des Raumes ging, einen Brieföffner zur Hand nahm und sich dann hinsetzte. Der Brief war in wenigen Sekunden gelesen, und der Hausherr richtete den Blick auf Ali. Es waren jene durchdringenden grünen Augen, die Alis Glücksstimmung zerrissen und ihm einen kalten Schauder über den Rücken jagten. Die Augen, die Größe, die adlerähnlichen Züge! Es war zwar kein Bart vorhanden, aber …
    Ali stöhnte und warf sich auf den Boden. »Töten

Weitere Kostenlose Bücher