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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Sie mich nicht, gnädiger Herr! Bitte, Sie müssen mich verstecken. Ich tue alles, was Sie wollen, das schwöre ich.«
    »Warum?«
    Die Frage klang so sanft, daß Ali den Kopf leicht zu heben wagte. »Weil … weil ich Sie gesehen habe.«
    »Das hast du. Nun gut, wie lange soll ich dich hierbehalten?«
    »Sechs Monate«, erwiderte Ali schnell, dem ein Licht aufgegangen war. »Man hat mir gesagt, ich müsse sechs Monate fortbleiben.«
    Der Graf fluchte leise. Sechs Monate? In ein paar Wochen sollte seine Hochzeit stattfinden. Caroline würde so einen langen Aufschub nicht schätzen, ebensowenig wie sein Großvater. Doch wenn der Kurier für diese Zeitspanne untertauchen sollte, konnte Derek damit rechnen, selbst ebenso lange unterwegs zu sein.
    »Steh auf und erzähle mir alles, was du über diesen Brief weißt.«
    »Ich habe ihn nicht gelesen.« Ali erhob sich langsam und beobachtete seinen Gastgeber argwöhnisch.
    »Es wäre unwichtig, wenn du ihn gelesen hättest. Was kannst du mir darüber sagen?«
    Ali berichtete kurz von den vielen Kurieren, die alle mit dem gleichen Brief ausgesendet und von Meuchelmördern umgebracht worden waren, und davon, wie er sich angeboten und die Mission erfüllt hatte. Dann wurde er über den türkischen Herrscher befragt.
    »Ich weiß nur, daß Anschläge auf sein Leben passiert sind und daß er jetzt kaum mehr den Palast verläßt.«
    »Wissen seine Vertrauten, wer ihm nach dem Leben trachtet?«
    Ali zuckte die Schultern. »Ich komme nicht aus dem Palast. Das ist auch der Grund, warum ich glaubte, den Häschern entgehen zu können. Ich weiß nicht, was im Palast geschieht.«
    Derek lächelte. »Du hast deine Sache gut gemacht, mein Freund. Was soll ich jetzt sechs Monate lang mit dir anfangen?«
    »Sperren Sie mich ein.«
    »Ich bezweifle, daß das notwendig ist, aber du kannst hier auf dem Landsitz bleiben. Wir werden schon etwas finden, um dich zu beschäftigen. Welche Arbeit verrichtest du sonst?«
    »Ich bin Limonadenverkäufer.«
    Derek lachte vor sich hin. »Einem Limonadenverkäufer gelingt, was kampferprobte Soldaten nicht schafften. Alle Achtung! Wenn du nur ein wenig Englisch sprechen würdest.«
    »Ein wenig kann ich.« Ali vermochte nun zu lächeln, seine Erleichterung war überwältigend. Allah wachte noch über ihn!
    »Ausgezeichnet«, stellte der Graf fest und erhob sich. In diesem Moment klopfte es, und ein Mädchen kam herein, das ein Tablett trug. Das Mädchen war hübsch, und Ali dachte, daß er sich daran gewöhnen müsse, die Frauen in diesem fremden Land unverschleiert zu sehen. Offenbar machte es den Männern hier nichts aus, wenn andere ihre Frauen angafften. Das Mädchen gehörte gewiß Derek Sinclair, denn der sinnliche Blick, den es ihm schenkte, war ausgesprochen intim.
    »Kaffee?« fragte der Graf.
    Ali nickte, und als das Mädchen gegangen war, fragte er zögernd: »Stammt sie aus Ihrem Harem?«
    Derek lächelte und nahm einen Schluck des heißen Getränks, das er seit Jugendtagen liebte. »Leider haben wir hier keine Harems, doch wenn wir welche hätten, könnte man wohl sagen, daß die junge Frau dazugehörte. Sie steht jedoch nicht nur mir allein zur Verfügung, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Sie haben seltsame Sitten hier.«
    »Für dich sind sie seltsam, ja, aber du wirst dich daran gewöhnen. Nach einer Weile gewöhnt man sich an alles.«
    Der Graf blieb in dem kleinen Salon, während Mr. Walmsley Ali hinausbrachte, und setzte sich wieder hinter den Schreibtisch. Gedankenverloren blickte er auf den Brief, der offen vor ihm lag: Drei kurze Sätze in einer kühnen türkischen Schrift, leicht zu lesen, da er Türkisch ebensogut wie Arabisch und Französisch sprach. Englisch hatte er eigentlich erst zuletzt gelernt, doch er beherrschte es wie seine Muttersprache.
    Seine erste Reaktion auf den Brief war Erleichterung gewesen. Niemand war gestorben. Doch nach Alis Bericht mußte er zugeben: Noch nicht!
    Drei kurze Sätze:
    Ich schicke Dir Grüße. Brauche ich mehr zu sagen? Dich vergesse ich nicht.
    Es war die Chiffre von Kindern, denen es Spaß machte, ihre Lehrer und Diener zu verwirren. Der Graf erinnerte sich mit Wärme an die Zeit, als er einen Aufsatz laut vorgelesen und niemand verstanden hatte, warum Jamil ihn so lustig fand. Aber Jamil hatte den Code herausgehört: Ich möchte jetzt lieber Granatäpfel essen und den Sultan belauschen. Und du?
    Dieser Brief hier war viel kürzer: drei Sätze, drei Wörter, die ersten drei Wörter von

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