Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Herde gefürchtet und gehasst.«
    Norton schnaubte. »Supermänner. Aber sicher.«
    »Na ja, es war seine Theorie«, meinte Carl gleichmütig. »Nicht meine. Der springende Punkt ist der, dass er ständig darauf herumritt, wieder auf den Status eines ukai zurückgeworfen zu sein, und ob ich diesen Scheiß nicht verstehen könne, wegen dem, wer ich war und was ich war. Und er hätte bei Merrin genau dasselbe gemacht.«
    »So, so«, unterbrach ihn Norton und trat in das hereinflutende Licht. »Wir rufen die Kolonie an und sagen ihnen, sie sollen Gutierrez unter Druck setzen.«
    Carl schnaubte. »Ja, ihn aus ein paar hundert Millionen Kilometern Entfernung unter Druck setzen. Zehn Minuten Verzögerung in jeder Richtung. Bei diesem Verhör wäre ich wirklich gern dabei.«
    »Ich habe nicht gesagt, wir werden ihn unter Druck setzen. Ich habe gesagt, die Kolonie soll es tun.«
    »Die Kolonie könnte den Teufel tun. Lassen Sie’s gut sein. Was auf dem Mars geschieht, funktioniert an diesem Ende nicht. Es ist keine menschliche Entfernung.«
    Ertekin sank tiefer in ihren Sessel, legte die Hände zusammen und starrte über das Büro hinweg. Das Licht von den hohen Fenstern fiel auf sie wie die leuchtenden Nieselregen bei Sonnuntergang auf dem Mars. Carls wiedererwachte Erinnerungen trafen ihn erneut heftig auf die Brust.
    »Wenn die familias andinas Merrin dabei geholfen haben, vom Mars runterzukommen«, sagte sie langsam und größtenteils zu sich selbst, »könnten sie ihm an diesem Ende ebenso helfen.«
    »Nicht die aus Südamerika«, bemerkte Carl. »Sie fuhren seit Jahrzehnten Krieg mit den marsianischen familias. Na ja, sie leben zumindest im Kriegszustand. Sie würden mit nichts vom Mars kooperieren.«
    Ertekin schüttelte den Kopf. »Das müssten sie auch nicht. Ich denke an die familias in Jesusland und was von ihnen im Rim geblieben ist. Sie legen Lippenbekenntnisse zu ihrer Herkunft aus Altiplano ab, aber das war’s dann auch schon. So weit im Norden spielen sie ihr eigenes Spiel, und viel davon hat mit menschlichem Verkehr zu tun. Ich meine, der Rim hat sie nach der Sezession ziemlich platt gedrückt, ihnen die Drogenmärkte mit Gesetzesänderungen entrissen, mit der offenen Biotech-Politik. Sexsklaven und Grenzübertritte sind so ungefähr alles, worauf sie sich noch zurückziehen können. Aber sie sind nach wie vor da draußen, ebenso wie hier. Und dazwischen, in der Republik, schwingen sie noch so ziemlich wie in den alten Zeiten das Szepter.«
    Sie saß eine Weile brütend da.
    »Okay. Sie haben also die Software für den menschlichen Verkehr in die Hände bekommen, die Merrin gebraucht hätte, um so in den Rim rein und wieder raus zu gelangen. Vielleicht haben sie was mit der marsianischen Seite am Hut, irgendeinen Deal, der ihnen diesen Dienst von Gutierrez bringt. Die Frage ist, warum? Was haben sie davon? Worin liegt der Nutzen für sie?«
    »Sie glauben«, warf Norton ein, »es sind von familias sanktionierte Taten, die er ausführt?«
    »Sie bringen einen Dreizehner den ganzen Weg vom Mars zurück, um ihre Auftragsmorde durchzuführen?« Ertekin sah finster drein. »Das erscheint mir nicht sehr sinnig. Sicarios bekommt man für einen Dollar das Dutzend in jeder größeren republikanischen Stadt. Die Gefängnisse sind voll von ihnen.«
    Norton warf Carl einen kurzen Blick zu. »Na ja, das stimmt.«
    »Nein, da muss was anderes dahinterstecken.« Ertekin sah zu Carl auf. »Sie haben gesagt, dieser Gutierrez hätte was für Sie auf dem Mars erledigt. Können wir annehmen, dass Sie ebenso eine funktionierende Beziehung zu den familias hatten?«
    »Ich habe hin und wieder mit ihnen gearbeitet, ja.«
    »Möchten Sie vielleicht darüber spekulieren, weswegen sie das tun?« Sie war immer noch auf der Suche. Gelbbraune Flocken in der Iris ihrer Augen.
    Carl zuckte mit den Achseln. »Unter allen anderen, normalen Umständen würde ich sagen, dass sie es nicht täten. Die familias sind alte, konservative Machos, hier und auf dem Mars. Sie haben die üblichen Vorurteile gegen Leute wie mich.«
    »Aber?«
    »Aber. Vor etwa drei Jahren bin ich über einen Dreizehner gestolpert, der versucht hat, eine Allianz mit dem zu schweißen, was von den Altiplano-Zweigen noch übrig ist. Ein Bursche namens Névant, Franzose, ehemaliges Mitglied der Spezialeinheit, Abteilung Acht, Infiltration. Sehr schlauer Bursche, er war Spezialist für Aufruhr in Zentralasien. Bündnisse mit Warlords, Gegenspionage, all dieser Scheiß.

Weitere Kostenlose Bücher