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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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nickte zu der still dasitzenden Frau hinüber. »Wie ich sehe, hast du Sharleen kennengelernt.«
    »Äh, ja.«
    »Hübsch, nicht wahr? Weißt du, manchmal komme ich hier raus und plaudere mit ihr, nur so zum Spaß.«
    Norton sah zum ’face hinüber. Sie sah lächelnd zu den beiden auf, den Kopf gehoben, der Ausdruck leicht leer geworden, als ob das, was sie sprachen, Vogelgezwitscher sei oder ein Ausschnitt aus einer Symphonie, die sie mochte.
    »Muss mit dir reden«, meinte er unbehaglich.
    »Natürlich.« Jeff Norton winkte. »Komm mit! Wiedersehen, Sharleen.«
    »Auf Wiedersehen.«
    Sie lächelte sie über die Schulter hinweg an, als sie gingen, drehte sich dann um und saß reglos und schweigend da, während sie beide sich so weit entfernten, dass sie keine Reaktion mehr auslösten. Jeff führte ihn an der Rezeptionsinsel vorbei und einen abgeflachten Korridor mit einem Wasserkühler am Ende hinab. Ein halbes Dutzend Schritte weiter wurde der Gang rings umher grau und verwandelte sich in Jeffs Büro. Es sah ziemlich genauso aus, wie Norton das echte Büro von einem Besuch vor langen Jahren in Erinnerung hatte, ein paar wenige Unterschiede im Dekor der pastellfarbenen Wände und des Mobiliars, vielleicht ein oder zwei Schmuckstücke auf Regalen, an die er sich nicht erinnerte. Ein Foto von Megan auf dem Schreibtisch. Er holte gepresst Luft und ließ sich auf dem Ecksofa nieder, das dem Fenster und der Silhouette des Golden-Gate-Parks gegenüberlag. Sein Bruder beugte sich über den Schreibtisch und schaltete etwas auf der Platte aus.
    »Also?«
    »Ich brauche weiteren Rat. Du hast von Ortiz gehört?«
    »Nein.« Jeff lehnte sich gegen die Schreibtischkante. »Was hat er vor, noch mehr Besichtigungstouren bei der UN, mit Händchenhalten?«
    »Er ist angeschossen worden, Jeff.«
    »Angeschossen?«
    »Ja. Kam über sämtliche Nachrichtenkanäle. Wo bist du gewesen? Ich habe geglaubt, du wüsstest es. Ich habe gestern für COLIN über die ganze Sache eine Pressekonferenz gegeben.«
    Jeff seufzte. Schüttelte den Kopf, als ob das nicht richtig funktionierte. Er ging zum anderen Teil des Sofas hinüber und ließ sich darauf fallen.
    »Mein Gott, bin ich müde«, murmelte er. »Habe wegen dieser Wenzhou-Sache den ganzen gestrigen Tag und einen halben durchgemacht. Ich bin letzte Nacht nicht mal aus dem Büro nach Hause. Bin den größten Teil des heutigen Morgens in der Virtualität gewesen. Lebt er noch?«
    »Ja, man hält ihn. Sie haben ihn drüben in Weill Cornell an die Intensivstation angeschlossen. Der medizinische N-Dschinn sagt, er wird wieder in Ordnung kommen.«
    »Kann er sprechen?«
    »Noch nicht. Sie werden ihn in ein V-Format schalten, sobald er das Bewusstsein wiedererlangt hat, aber das mag noch eine Weile dauern.«
    »Meine Güte, verflucht!« Jeff warf ihm einen wilden Blick zu. »Was hat das also alles mit mir zu tun? Was brauchst du?«
    »Für Ortiz, nichts. Ich glaube sowieso nicht, dass du im Augenblick eine Hilfe sein könntest. Wie gesagt, er ist nicht mal bei Bewusstsein. Sie haben Familie und enge Freunde ins Krankenhaus geholt, aber…«
    Sein Bruder lächelte ihn dünn an. »Ja, ich weiß. Nicht mehr meine Welt. Habe meine Chance für Machtspiele bei der Union vertan, nicht wahr?«
    »Das ist nicht, was…«
    »Nach Westen weggelaufen und mit blutendem Herzen als wohltätiger Trottel geendet.«
    Norton gestikulierte ungeduldig. »Darum geht’s gar nicht. Ich möchte mit dir über Marsalis reden. Du weißt schon, der Dreizehner, den wir aus dem Staatsgefängnis von Süd-Florida rausgeholt haben.«
    »Oh. Stimmt.« Jeff rieb sich das Gesicht. »Wie läuft der Hase da?«
    Norton zögerte. »Ich weiß nicht so recht.«
    »Hast du ein Problem mit ihm?«
    »Ich…« Er hob die Hände. »Sieh mal, der Knabe hat unterschrieben, okay. Insofern hast du recht behalten.«
    »Was, dass er sich darum gerissen hat, aus einem Gefängnis in Jesusland zu kommen?« Jeff zuckte mit den Schultern. »Wer hätte das nicht getan?«
    »Ja, ja. Schon gut. Vermutlich bin ich dir für den Vorschlag was schuldig. Und ich muss sagen, er macht dem Rummel um sich alle Ehre. Er war da, als sie versucht haben, Ortiz fertig zu machen, und wie es aussieht, ist er der einzige Grund, weshalb Ortiz immer noch Luft holt. Er hat zwei der drei Schützen um die Ecke gebracht und den dritten davongejagt. Unbewaffnet. Glaubst du das?«
    »Ja«, erwiderte Jeff knapp. »Ich glaube das. Ich hab dir gesagt, diese Burschen sind so was von

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