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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Lehrgang anschließenden gemütlichen Teils hatte er ruhig und reserviert mit ihr gesprochen, über seine Familie, und sein Blick war so gut wie nie zu Sevgis Brust gezuckt, wofür sie ihm insgeheim dankbar gewesen war. Jetzt wühlte sie verzweifelt nach einem Namen, und das Syn reichte ihn ihr.
    »Lieutenant Tsai. Wie geht es Ihnen?«
    »Captain«, erwiderte er trocken. »Im Januar befördert worden. Und mir geht es so gut, wie man unter den gegebenen Umständen erwarten kann, vielen Dank! Vermutlich möchten Sie Ihr Fahrzeug gleich in Augenschein nehmen. Was davon übrig ist.«
    Sevgi nickte düster. »Das wäre hilfreich.«
    »Man hat mir gesagt«, Tsai winkte seinen Uniformierten, und sie zogen sich über das Dock zurück, »dass wir etwa gegen sieben Uhr eine funktionierende Virtualität bereit hätten. Die Leute beenden jetzt gerade die Untersuchung der Hülle, aber Rovayo hat Ihnen wahrscheinlich von den Luken berichtet.«
    »Dass sie von innen aufgepustet wurden, ja.«
    »Captain«, warf Norton ein, »wir wüssten wirklich sehr gern, in welchem Zustand sich die Mannschaft der Horkan’s Pride befindet. Insbesondere, ob die Kryosysteme aufgebrochen wurden oder nicht.«
    Tsai, der soeben den Uniformierten folgen wollte, hielt mitten in der Bewegung inne, und sein Blick schien plötzlich länger zu reichen, sich auf eine breitere Skala einzustellen, weiter hinaus über das Deck zu gehen und dann über die Bucht und dabei etwas aus dem Gedächtnis abzuspielen, woran er lieber nicht gedacht hätte. Auf einmal überkam Sevgi die Erkenntnis, dass hinter dem Revierstolz und dem coolen Gehabe von Coyle und Rovayo eben jede grundlegende Nervosität steckte und dass der Antrieb bei allem nicht die Eifersucht hinsichtlich der Zuständigkeit war, wie sie vermutet hatte.
    Sie haben Schiss, wusste sie jäh. Und wir sind ihre einzige Lösung.
    Es war eine Offenbarung, die Sevgi einmal zuvor widerfahren war, damals, als sie immer noch ein Frischling bei der NYPD gewesen war und mit einem Fall von Drogenmissbrauch und häuslicher Gewalt zu tun gehabt hatte. Während sie mit der Mutter des Täters gesprochen hatte, deren Gesicht verschrammt und immer noch verschwollen gewesen war, hatte es sie mit eben jener übelkeitserregenden Plötzlichkeit überkommen, dass diese Frau sie als eine Art Lösung ihres Problems betrachtete… dass sie von der einfachen Polizistin Ertekin, dreiundzwanzig Jahre alt, erwartete, diese werde etwas gegen den beschissenen Zustand ihrer Familie und ihres Lebens unternehmen.
    Wie nett, wenn man gebraucht wird!
    »Aufgebrochen«, meinte Tsai langsam. »Ja, ich glaube, so könnten Sie es ausdrücken.«
     
    Die äußeren Luken waren verschwunden, völlig abgesprengt von den Notbolzen – mittlerweile lagen sie irgendwo am Grund des Pazifiks. Den geschwärzten Rumpf der Horkan’s Pride hatte man im Trockendock aufgestellt, so nahe an einen nützlichen ebenen Träger, wie es ihr Design erlauben wollte. Trotzdem mussten sie in Zugang Vier hinabsteigen wie in einen Brunnen, der in die Hülle des Mannschaftsteils hineingeschnitten worden war. Eine Null-G-Leiter brachte sie zum Grund der Luftschleusenkammer im Innern, und von dort aus fielen sie schwer durch die innere Tür und die schräg stehende Oberfläche des Hauptkorridors. Das Arbeitslicht in den LCLS-Paneelen an den Seiten des Ganges entlang leuchtete in einem sanften Blau, aber Tsais Uniformierte hatten Hochleistungslampen neben die Luftschleuse und weiter hinab angebracht. Weißes grelles Licht schlug von den schmuddelig cremefarbenen Wänden und von Zähnen zurück.
    Sevgis Blick fiel darauf, als sie die letzte Sprosse der Leiter herabsprang, und sie kam bei dem Anblick schlitternd zum Stehen. Das Grinsen eines bis zum Gaumen aufgerissenen Mundes in einem verstümmelten menschlichen Kopf auf dem nur locker daran hängenden, gliederlosen Rumpf, der am Boden lag.
    »Sie sehen, was ich meine?« Tsai kam neben ihr herabgeklettert.
    Sevgi stand nur da und hielt ihren Magen unter Kontrolle. Abgesehen vom Kater war es ansonsten immerhin schon eine Weile her. Selbst ihr letztes Jahr beim NYPD war gnädigerweise arm an Blut gewesen; der Wechsel von der Mordkommission zu COLIN hatte ihr keine Freunde bei der Polizei verschafft, hatte aber in jedem Fall bei der Menge an zerfleischten menschlichen Überresten, die sie sich anzusehen hatte, die Bremse gezogen. Jetzt war sie sich vage bewusst, dass sie ohne das Syn das Wenige herausgekotzt hätte, was sie im

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