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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
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verflogen, mit der die Zeit verrinnt, wenn man die Vierzig überschritten hat.
    Meine wirtschaftliche Lage war noch immer düster. Die hunderttausend Peseten im Monat reichten gerade mal für den Hundefrisör, ein paar Leckereien und wenig mehr.
    Wie können ganze Arbeiterfamilien von so einer lachhaften Summe leben? Ich begreife es nicht.
    Wie heißt es noch bei John Updike: Mit Geld ist es wie mit Sex; man kann nicht genug davon haben.
    Glücklicherweise fuhr meine Mutter, die wegen der Flucht des Alten deprimiert war, zu einer langen Schlafkur – will heißen, sie würde mehr gedopt als ein Pferd auf der Rennbahn von Cincinnati –, das Spezialgebiet der Klinik El Resplandor in Mundaka, eines Draculaschlosses, das von seinen Hauspsychiatern, zwei Feinden der Menschheit namens Elektrode und Pillchen, geleitet wurde; Letzterer war dem einen Doktor aus Reiseziel Mond verdächtig ähnlich.
    Ich nutzte ihre Abwesenheit, um ein paar Bilder aus der Eingangshalle zu versetzen; einen Darío de Regoyos und einen Arteta – an den Iturrino im Wohnzimmer traute ich mich nicht ran, Don Leonardo hätte mich mit einer Klaviersaite erwürgt –, die ich pfundweise an einen Hehler mit der Seele eines Scrooge verscherbelte.
    Ich betrog meinen Bruder Josemi, was einfacher war als einen Blinden zu ohrfeigen, indem ich ihn davon überzeugte, dass sein Beuteanteil nicht mehr als fünfzigtausend Peseten betrug.
    Doch die Verschnaufpause währte nicht lange. Nachdem ich eines Abends beim Blackjack aus nächster Nähe erschossen, am nächsten beim Roulette gesteinigt und am dritten bei einer Pokerrunde, die der gierige Cris Cardeñosa und seine Mätresse, das Schielauge Mocha Barbacana, im Hinterzimmer vom Babuino ’ s organisierten, gepfählt worden war, war ich völlig abgebrannt.
    In dieser Zeit sah ich meinen Vater ein einziges Mal, und das, nachdem ich wie ein Zuave in der Halle vom Hotel Carlton Wache geschoben hatte – die Lakaien von der Rezeption nahmen mich in Manndeckung, falls ich versuchen sollte, zu seiner Suite vorzudringen. Ich traf ihn in Begleitung einer gewissen Barbara, die natürlich barbarisch gut aussah: eine Blondine mit ausladendem Hintern, der perfekt eingepasst war und der nur noch hätte sprechen müssen, und einem Vorbau, der besser konstruiert war als der Tresen in Harry ’ s Bar in Venedig; eine Aufsehen erregende Nutte von der ganz teuren Sorte.
    Es kratzte meinen Alten überhaupt nicht, dass ich ihn in flagranti ertappte; er hatte offensichtlich beschlossen, sich ins pralle Leben zu stürzen und sich um das Gerede einen feuchten Dreck zu scheren. Er, der immer ein Aus bund an Diskretion gewesen war. Wahrscheinlich war er nicht mehr ganz richtig im Kopf; ich erwog die Möglichkeit, ihn entmündigen zu lassen, doch schien mir das eine recht gewagte Maßnahme zu sein.
    Er besaß nicht einmal die Liebenswürdigkeit, mich zu einer schnellen Nummer mit seiner Tussi einzuladen, obwohl er sehen musste, dass ich ziemlich ausgehungert war. Nicht einmal die Uhrzeit verriet er mir und hatte mich nach fünf Minuten abserviert.
    In jener Zeit unternahm ich auch ein paar halbherzige Versuche, um in der finsteren Arbeitswelt Fuß zu fassen.
    Per E-Mail schlug ich meinem Freund Pepo Sandio – was für ein Segen, überall so viele gute Freunde zu haben –, der direkt aus der Hand des Chefredakteurs der Tageszeitung El Correo frisst, vor, mir bei dem Blatt eine Tätigkeit als freier Mitarbeiter zu verschaffen. Etwas, das mit meinem zarten Gemüt, meiner Vorbildung und Empfindsamkeit in Einklang stand: Kolumnen über das Göttliche und Allzumenschliche, eine Essayreihe über Leben und Werk von Hergé oder, noch besser, der Posten des Gastrokritikers.
    Der arme Pepo muss bis zum Hals in Arbeit stecken, denn er hat bis heute nicht geantwortet.
    Wer mir deutlich seine Meinung kundtat, ohne dass ihn jemand darum gebeten hätte, war Néstor Arroba, Der Schreckliche, der unerklärlicherweise Restaurantkritiker auf Lebenszeit war und wie der Papst im Pluralis Majestatis spricht und schreibt.
    Ich traf ihn zufällig auf der Straße, und er schleuderte mir entgegen:
    » Als man uns erzählt hat, dass du Quälgeist in die Zunft eintreten willst, haben wir einen solchen Lachan fall gekriegt, dass uns die gebratene Kartoffel, gefüllt mit iberischen Speckscheiben, reichlich Kaviar und Ziegenjoghurt mit Schnittlauch, die wir gerade verspeisten, wieder hochkam und wir beinahe erstickt wären. Die Schnapsidee hat uns so amüsiert,

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