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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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ihre verquollenen Augen hinter einer Sonnenbrille und sprach kein einziges Wort.
    Mit heulendem Motor und schwarzer Dieselfahne ruckelte der antike Berliet-Laster aus der Stadt und folgte einer gewundenen Landstraße in Richtung Gebirge.
    Auch Annika war erschöpft, verschwitzt und müde. Mechanisch trank sie das beinahe kochend warme Wasser aus einer Plastikflasche. Mehr als ein Dutzend lagen in einer Kiste zwischen einem Kanister Diesel und ölverschmiertem Werkzeug.
    Ab und zu floh ihr Gehirn in minutenlange Schlafperioden, aus denen sie immer wieder aufschrak, wenn der Wagen über eine Bodenwelle hoppelte oder sich in eine Kurve neigte. Es dämmerte bereits, als sie ihr Ziel erreichten.
    „Das glaub ich jetzt nicht“, waren die ersten Worte, die Sophia von sich gab, seit sie in Tanger in den überfüllten Zug gestiegen waren. Ihre Stimme klang rau, wie nach durchzechter Nacht und der Ausruf galt dem Panorama, welches sich den Ankömmlingen bot: Vor einem blutroten Abendhimmel zeichneten sich wild gezackte Berge ab. Von Mineralien rot, gelb und orange gefärbtes Gestein gestaltete einen Farbrausch, der Annika an Fotos vom Grand Canyon erinnerte. Über allem lag eine Ahnung eisiger Wüstennacht, gepaart mit dem monotonen und doch seltsam majestätisch wirkenden hohlen Brausen des Windes.
    Doch es war nicht die Erhabenheit der Natur, die Sophias Stimme wiedererweckt hatte. Es war die Ansammlung von Gebäuden unmittelbar vor ihnen: Baracken aus Wellblech scharten sich um ein halbverfallenes dreistöckiges Haus aus ockergelben Lehmziegeln. Auf einem rostigen Gittermast drehte sich apathisch ein Windrad und im Hintergrund war eine Reihe relativ neu aussehender Militärzelte zu erkennen. Ein Sattelschlepper mit einem Überseecontainer stand daneben und ein rundnasiger Mercedes-Benz-LKW trug ein klobiges Stromaggregat, dessen Auspuff wabernde Heißluft ausstieß. Daneben schraubte eine Gestalt mit Pudelmütze, die Annika merkwürdig bekannt vorkam, an einem unförmigen Geländemotorrad herum.
    „Willkommen in Beverly Hills!“, kölschte Theo und feixte die beiden Frauen an.
    Der Fahrer nahm ihnen das Gepäck ab, warf es achtlos in den Sand und half ihnen beim Herunterklettern von der hohen Pritsche.
    Müde und mit brennenden Augen trottete die kleine Gruppe auf die sandfarbenen Zelte zu. Annika summte eine Melodie aus Nabucco. Der Chor der Gefangenen. Wenigstens funktionierte ihr Fatalismus noch.
    Hinter den Zelten stand ein Wasserwagen, an dessen Seiten sich durch Planen abgeteilte „Badezimmer“ befanden.
    „Links Männlein, rechts Weiblein!“, gluckste Theo sichtlich amüsiert, als er die ungläubigen Gesichter der Gruppe bemerkte. „Der Brunnen wurde im letzten Bürgerkrieg vergiftet, also geht sparsam mit dem kostbaren Nass um, es werden nur die Körperteile gewaschen, die der Fotograf braucht!“ Er lachte um zu zeigen, dass er einen Witz gemacht hatte. Annika war sich da nicht so sicher.
    Als die Dämmerung hereinbrach, sprang ein weiterer Generator an, der die unwirkliche Szenerie in gleißendes Scheinwerferlicht tauchte, was dem Ganzen noch mehr das Ambiente eines Gefangenenlagers verlieh.
    Man wies ihnen ihre Zelte zu und Annika bezog eines der äußeren, gemeinsam mit Sophia. Die Einrichtung bestand aus Feldbetten mit Moskitonetzen, staubdichten Aluminiumschränken, einem Klapptisch mit zwei Hockern und zischenden Gaslaternen. Für Notfälle befand sich in einer durch einen Paravent abgetrennten Ecke ein Campingklo.
    „Nur für die Nacht, capito?“, erklärte Carlo freundlich, „Wegen der kleinen Tiere draußen, eh?“
    „Schlangen?“, fragte Sophia ängstlich. Carlo winkte ab.
    „Schlangen siehst du. Gehst du aus die Weg. Nein, Scorpio, verstehst du? Große Blaue kannst du sehen. Trittst du molto kaputt. Aber gibt Kleine, siehst du nicht. Stechen in süße Popo, dann du molto kaputt. In halbe Stund gibt Essen. Ciao bella!“
    Nachdem sie sich unter der Felddusche erfrischt hatten, staunten die Frauen über die reich gedeckte Tafel, welche die Mannschaft, die schon einen Tag vorher hier eingetroffen war, zwischen den Zelten angerichtet hatte. Es gab alles, was der riesige Gasgrill hergab, inklusive Sekt und eiskaltem Bier aus dem ebenfalls gasbetriebenen Kühlschrank.
    Annika genoss den Abend und langte kräftig zu, während Sophia mit spitzen Fingern jeden Bissen untersuchte und kaum etwas zu sich nahm.
    „Wo soll ich mich schminken? Ich brauche einen Spiegel, einen Stromanschluss im Zelt und

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