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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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Abgasen und der ranzigen Abluft eines China-Restaurants an.
    Trotzdem. Das schäbige Hotelzimmer, die miese Lage und die Aussicht auf Reklametafeln, Stromleitungen und Industrieschlote waren für sie der Beginn eines wunderbaren Traumes. GEtTO wollte sie. Annika Schmidt. Ihre Beine, Ihre Brüste, ihren Arsch und … ihr Gesicht!
    Zur Hölle mit Sophia. Sie war ihr Trittbrett. Der Hocker, den amerikanische Zugbegleiter immer ihren Fahrgästen auf den Bahnsteig stellen.
    Annika wusch sich in dem spucknapfgroßen Handwaschbecken so gut es ging. Die Etagendusche hatte sie schaudernd bereits am Vorabend in Augenschein genommen. Schlimm genug, die gesprungene Toilette mit dem fleckigen Holzdeckel benutzen zu müssen. Sie schrak zusammen, als es laut an der Tür klopfte.
    „Frühstück in zwanzig Minuten, Abfahrt um neun!“, sang Theos Kölsche Stimme. Annika krächzte ein Okay und putzte sich die Zähne mit Mineralwasser. Die milchige Brühe aus dem Wasserhahn gehorchte garantiert einer weit längeren chemischen Formel, als Sophias Blondierung. Der Gedanke an Frühstück machte sie munter. Sie konnte den ganzen Tag ohne Essen auskommen, aber ein Tag ohne Frühstück war zum Scheitern verurteilt.
    Tatsächlich kontrastierte das kleine, aber wohlsortierte Buffet mit duftenden Croissants, Brötchen, frischem Obst und einem herrlich starken Kaffee deutlich mit dem gammeligen Ambiente des Hauses.
    Annika begann gerade sich wohl zu fühlen, als Sophia den Raum betrat. Der dunkle Raum schien noch düsterer zu werden und Annika hatte die Vision von Schwefelgeruch und dem Klacken eines Hufes.
    Sophia hatte sich die Haare gefärbt und wirkte, als käme sie geradewegs aus einem Wellnessurlaub.
    Wie ein Skalpell traf ein spöttischer Blick den winzigen Pickel an Annikas linkem Nasenflügel, den die Abdeckcreme doch so perfekt wegretuschiert hatte.
    Mit den abgezirkelten Bewegungen eines Industrieroboters bestrich Sophia die Hälfte eines winzigen Brötchens hauchdünn mit Marmelade und führte es derart affektiert zum Mund, dass Annikas Blick nicht davon lassen konnte. In ihren Gedanken schwoll das Brötchen zu einem riesigen Schleimklumpen, der Sophias Mund und Rachen verstopfte, so dass sie sich zuckend und röchelnd mit blau angelaufenem Gesicht auf dem Boden wand. Eine Vorstellung, an die sich Annika noch sehr oft erinnern sollte …
    „Keinen Hunger?“, flötete Sophia anzüglich grinsend über den Tisch. Ihre Reptilienaugen brannten sich wie glühende Nadeln in Annikas Kopf. Wieder spürte sie jene unerklärliche Kälte, die diese Frau umgab wie ein wehender Mantel.
    „Jetzt nicht mehr, die Marmelade ist übrigens seit dem Frühjahr abgelaufen …“ Sophias Kehle bewegte sich, die Pythonaugen flackerten kurz, doch das Biest hatte sich fantastisch im Griff.
    „Und wenn schon, ich habe einen Magen wie ein Zuchthaus. Noch Kaffee, Theo?“ Der Angesprochene musterte argwöhnisch die Beschriftung der kleinen Aufreißpackung Nugat-Creme, die er gerade in der Hand hielt und legte sie wieder in den Korb zurück. Er nickte jovial und hielt seiner Tischnachbarin die Tasse hin.
    „Ja, bitte. Ich hoffe, ihr Mädels habt gut geschlafen, wir haben heute einen anstrengenden Tag vor uns.“
    Das war, wenn nicht glatt gelogen, zumindest die Untertreibung des Jahres für die kommenden zwei Tage. Annika, Sophia, Theo und ein hünenhafter Italiener namens Carlo Cicchella, der als Vertreter von GEtTO fungierte und Organisator, Dolmetscher, und Fahrer in Personalunion war, flogen mit einer klapprigen 737 der Royal Air Maroc zunächst nach Tanger und rumpelten dann mit der Eisenbahn nach Marrakesch. Der Nachtzug besaß zwar Liegeabteile, diese waren aber alle belegt, und so verbrachte die kleine Gruppe die Nacht im Großraumwagen, zwischen dudelnden Radios, brüllenden Kleinkindern und aufdringlichen Marokko-Boys, die sich allesamt an Carlo die Zähne ausbissen.
    In Marrakesch wartete am Bahnhof ein ehemaliger Militärlaster auf sie, der von einem Kerl im Berbergewand gesteuert wurde. Die „Passagiere“ mussten sich die Ladefläche mit ihrem Gepäck teilen und nahmen auf den harten Bänken Platz. Annika fragte sich, ob das nun eine Geiselnahme war oder der Shuttleservice ins Hotel. Nach Sheraton oder Hilton sah es jedoch nicht aus.
    Carlos spöttisches Grinsen und Theos gelangweilte Miene beruhigten sie ein wenig. Voller Genugtuung registrierte sie, das Sophia sichtlich unter den Strapazen zu leiden schien. Sie wirkte apathisch, versteckte

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