Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)
Beinen. Sie hatte in den letzten Tagen nur Wasser bekommen. Zutraulich folgte ihr das Tier zu dem makabren Hinrichtungsort. Witternd hob das Tier die Nase, als es den Salzgeruch wahrnahm.
Marks war wieder bei Bewusstsein. Verschmutzt und zitternd hing er in den Ketten, ein leises Wimmern war zu hören, sein Kopf hing kraftlos zur Seite. Speichel rann aus seinem Mundwinkel.
„Sei lieb zu Hannah. Sie ist ein braves Mädchen. Sie will nur spielen.“ Anna-Sophia sprach jetzt wie eine Mutter, die ihrem Kind einen neuen Spielkameraden vorstellt. Das Wimmern erstarb. Marks‘ Kopf ruckte herum. Ungläubig fixierten seine vernebelten Augen die knochige Ziege.
„Sie wird dich mögen. Ziegen sind ganz verrückt nach Salz. Ihr werdet sicher viel Spaß miteinander haben. Leb‘ wohl kleiner Prinz. Genieße es.“ Sie drehte sich um und ging mit festen Schritten durch den stärker werdenden Schneefall zurück ins Schloss.
„Anna! Annaaaa!“, erstaunlich kraftvoll und klar schrie er ihren Namen. Wieder und wieder. Sie atmete ihn tief ein, labte sich an seinem Entsetzen und seiner Todesangst. Sie schaute auf ihre Uhr. Zeit, ein Bad zu nehmen. Der Ehrengast würde sicher pünktlich sein. Der Abend strebte seinem Höhepunkt zu.
Sie schloss die Terrassentür hinter sich, löschte die Außenbeleuchtung, überprüfte ein letztes Mal die festlich gedeckte Tafel und zog die schweren Vorhänge zu. Die Rufe im Garten waren in ein schrilles Kreischen übergegangen, welches sogar noch im Badezimmer schwach zu hören war. Sie legte eine CD mit dem Walkürenritt von Richard Wagner ein und drehte das Wasser auf. Wenig später lag sie in duftendem Schaum, ein Glas Champagner in der Hand und ließ sich von übergewichtigen Kriegerweibern auf Schlachtrössern durch die umliegenden Wälder begleiten.
Eine halbe Stunde später stand sie wieder am Fenster zum Garten. Das Essen war angerichtet. Die Vorbereitungen abgeschlossen. Als sie einen letzten Blick zu den beiden Pfosten warf, spürte sie eine prickelnde Wärme in ihrem Leib. Es war still. Totenstill im wahrsten Sinne des Wortes.
Rasch schaltete sie das Licht wieder aus, zog die Vorhänge zu und begab sich in die Halle. Die Induktionsschleife, einen Kilometer vom Schloss entfernt, kündigte ein Fahrzeug an.
Zeit für den Hauptgang …
Es überraschte ihn nicht wirklich, als er das Schloss erreichte und kein Wächter in grellgelber Weste ihm den Weg zum überfüllten Gästeparkplatz wies. Unter ihren Schneehauben beleuchteten Laternen die Auffahrt. Das große Eisentor stand einladend offen. Keine Reifenspuren entweihten den jungfräulich wirkenden Schnee. Rechts und links der schweren Eingangstür oberhalb der Freitreppe brannten zwei Lampen. Er stoppte den Wagen, griff nach dem Geschenk und verbarg es unter seinem Mantel, den er vom Rücksitz holte.
Das versprach ja eine ganz besondere Hochzeit zu werden. Kurz schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, er könnte sich im Datum geirrt haben, aber das war völlig ausgeschlossen. Noch am Morgen hatte ihn die Barlow angerufen und sich versichern lassen, dass er käme.
Schnaufend tappte er vorsichtig die verschneite Treppe hinauf. Er war noch nicht ganz oben, da wurde die Tür geöffnet und Anna-Sophia Barlow trat lächelnd heraus.
Die Frau war eine Offenbarung. Das kleine Schwarze, das sie anhatte, trug seinen Namen völlig zu recht. Kein kaschierendes Nylon behinderte den Blick auf die trotz der Jahreszeit leicht gebräunten makellosen Beine. Keine Besenreißer oder Pigmentflecken beeinträchtigten die Ebenmäßigkeit der perfekt proportionierten Schenkel. Die Füße in den schwindelerregend hohen Pumps zeigten keinerlei Anzeichen von Überanstrengung. Klar, sie war einmal eines der gefragtesten Models des Planeten gewesen. Doch mittlerweile musste sie bereits Ende vierzig sein. Kein Wunder, dass es so viele hässliche Leute gab, wenn die Natur die Schönheit so undemokratisch über einen einzigen Menschen ausschüttete.
Sie hielt ihm die Wangen hin und er roch ihren natürlichen Duft, der den dezenten Chanelhauch souverän überlagerte. Schwer atmend folgte er ihr in die pompöse Halle. Sie nahm ihm den Mantel ab, legte ihn über die Lehne einer Ottomane und empfing mit wissendem Lächeln das quadratische Geschenk. Auf einem Beistelltisch in der Nähe des Durchgangs zum Salon stand eine Flasche 1990er Dom Ruinart Rosé in einem Kühler, flankiert von zwei Gläsern. Sie schenkte ein und reichte ihm ein Glas.
„Auf das glückliche
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