Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)
Sexspielzeuge aus Latex, Gummi und den Produkten fernöstlicher Elektronikindustrie. Sie hatte dieses Zeug noch nie gemocht. Es widerstrebte ihrer Natur Sex mit etwas zu haben, auf dem Sony stand. Doch an diesem Abend würde auch sie Spaß an klirrendem Eisen und nackter Haut haben. Fragwürdig bliebe nur, ob Gernot Marks dies auch so empfand. Sie verband die Ketten mit dem ausgeklügelten Mechanismus zweier Hebezüge, die über die Rollen des merkwürdigen „Spielgerätes“ liefen. Die beiden hohen Pfosten wirkten nun überhaupt nicht mehr wie Teile einer Schaukel oder einer Rutschbahn. Im grellen Licht und mit dem in der Kälte bereits blau angelaufenen nackten Körper am Boden wirkten sie wie … ein Schafott.
Anna-Sophia Barlow betätigte die Kurbel. Klickend spulte die Handwinde das dicke Drahtseil auf. Die Arme des Mannes hoben sich vom Boden, der Körper rutschte endgültig zwischen die beiden Pfosten, der Kopf fiel kraftlos in den Nacken. Die Barlow arretierte die Winde und überprüfte die Befestigung der Ketten. Ein leises Röcheln wurde hörbar. Die Frau trat einen Schritt zurück. Der Adamsapfel des Mannes hüpfte auf und ab. Der Kopf hob sich, die Augenlider flatterten. Er wachte auf. Endlich!
Mit beiden Händen ergriff die Frau die schwere Kurbel.
„ … biegen Sie links ab.“ Die Durchsage des Navigationsgerätes unterbrach die Musik. Glimm verließ die B37 bei Eberbach. Es begann zu schneien. Zuerst kaum sichtbare flirrende Stäubchen im Scheinwerferlicht, doch nach wenigen Minuten mischten sich dicke Flocken darunter, die wenig später als weißer Vorhang die Sicht behinderten. Nachdem er die Ortschaft durchquert hatte, wand sich die Straße in weiten Kurven durch dunkle Wälder nach oben. Er schaltete das Fernlicht ein. Irgendwo ging es hier links ab zu dem Wanderparkplatz, an dessen Ende die gesperrte Privatstraße zum Schloss ihren Anfang nahm. Weder der Parkplatz noch das Schloss waren auf der CD des Navis gespeichert. Er hatte die Koordinaten manuell eingeben müssen.
Er schüttelte lächelnd den Kopf. Ein idealer Ort, um sich zu verstecken. Oder Hochzeit zu feiern, ohne von der Presse belagert zu werden. Das Hinweisschild zum Parkplatz war von einem schneeschweren Fichtenast verdeckt und prompt reagierte er zu spät, als das Navi verkündete „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ Er traute sich nicht, den schweren Wagen auf der Straße zu wenden, da die Bankette unter einer dicken Schicht verharschtem Schnee verborgen waren und so musste er vier Kilometer weiter fahren, bis er an einem einsamen Gehöft die Hofeinfahrt nutzen konnte.
Es war 19:22 Uhr, als er auf den leeren Parkplatz einbog. Die Schranke am hinteren Ende war offen, die schmale Asphaltstraße tatsächlich geräumt und offenbar gut gestreut, denn der mittlerweile heftig aus dem schwarzen Himmel fallende Schnee blieb nicht liegen. Vorsichtig steuerte er in der Mitte der Straße bergauf. Es schneite immer stärker. Jetzt bildete sich schon eine dünne, matschige Schicht, mit der die Winterreifen der Limousine aber noch leichtes Spiel hatten. Glimm war froh, dass die Barlow über Gästezimmer verfügte. Wer weiß, wie das hier in ein paar Stunden aussah.
Anna-Sophia … er wurde einfach nicht schlau aus dieser Frau. Sie hatte ihn fürstlich bezahlt für seine Arbeit. Sie hatte beträchtliche Summen für Gutachten ausgegeben und mit Sicherheit den einen oder anderen Beamten oder gar Richter geschmiert. Alles, nur um diesen Marks aus dem Knast zu holen und ihn zu heiraten.
Glimm kannte Gernot Marks besser als jeder andere. Er hatte ihn damals verteidigt, hatte bei den Gesprächen im Vorfeld des Prozesses tief in dessen Innerstes geschaut. Er hatte ihn dutzende Male in der Haft besucht, als das Verfahren zur vorzeitigen Entlassung anstand. Der Typ war absolut unterbelichtet. Er mochte ein guter Schauspieler sein, der den Musterhäftling gab. Aber ihn konnte er nicht täuschen. Der Mann war ein Anhängsel seines Schwanzes. Beherrscht von seinen Trieben, gesteuert vom Ungleichgewicht der Hormone. Zum tausendsten Male fragte sich Stephan Glimm, was eine Frau wie Anna-Sophia an so einem fand. Die sollte sich nach einem gleichwertigen Partner umschauen, einem Mann mit Kultur, intellektuellem Background und geschliffenen Umgangsformen. Einem Mann, der sich auf glänzendem Parkett sicher bewegen konnte und der Freunde und Bekannte auf der ganzen Welt hatte. So wie er …
Hatte er solcherart Gedanken bisher erfolgreich als pubertär
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