Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)
wirkende Fantasien verdrängt, so hatte er in den letzten Wochen eingestehen müssen, dass Anna-Sophia ihm keineswegs gleichgültig war. Sie selbst trug daran eine nicht geringe Mitschuld. Bei jedem Kontakt, sei es persönlich oder per Telefon, machte sie ihm auf äußerst subtile Art Avancen. Selbst in ihren E-Mails schienen sich verstecktes Augenzwinkern und schelmisches Lächeln zu verbergen.
Teufel, wie lange hatte er keine Frau mehr gehabt? Er war zu ihrer Hochzeit eingeladen. Er würde heute dem Bräutigam gratulieren. Illustre Gäste würden dummes Zeug schwafeln, Champagner schlürfen und dem glücklichen Paar alles Gute oder die Pest wünschen, je nachdem. Egal, er würde den beiden Glück wünschen. Ehrlich und ohne gekreuzte Finger. Dann würde er sich dem sicherlich exquisiten Essen widmen und sich mit dem teuersten Sprit, den es da oben in dem alten Gemäuer gab, die Lampe ausschießen.
Zufrieden betrachtete Anna-Sophia Barlow ihr Werk: Wie die Proportionsstudie von Leonardo Da Vinci hing Gernot Marks mit gespreizten Armen und Beinen zwischen den Pfosten. Er war nun völlig wach. Panisch zuckte sein Kopf hin und her, die Augen rollten wie die eines verängstigten Kalbes und ein rasselndes Geräusch kam aus seiner Kehle. Die straff gespannten Ketten vibrierten, als sich seine Muskeln verspannten, um daran zu zerren.
Schneefall setzte ein.
„Anna!“, ein Schrei, kaum artikuliert. „Annaaaaaa!“ Sie trat näher. Ihre Augen wanderten über seinen Körper auf dem die Schneeflocken augenblicklich verdampften. Ein schöner Körper. Gute Proportionen, ausgeprägte, aber nicht übertrieben wirkende Muskulatur. Die Behaarung des Oberkörpers erinnerte an einen Baum, dessen Stamm sich im rasierten Genitalbereich verlor. Sein ganzer Stolz bot ein Bild des Jammers. Schlaff und faltig hing das Gemächt im kalten Winterwind.
„Was tust du da?“ Sein Kopf fiel vor Anstrengung wieder nach hinten. Stöhnend richtete er ihn wieder auf und sah an sich herab. Anna-Sophia griff in die Tasche ihrer Jacke und förderte eine kleine Plastiktüte zutage.
„Was machst du?“, in das entsetzte Flehen mischte sich ein Funken Neugier. War das nur ein neues Spiel? Teilte sie endlich sein Faible für extravagante Sexspielchen? Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen. Was er darin sah, ließ ihn sterben.
Sie öffnete die Tüte und schüttete sich das Salz in die Hand. Dann ergriff sie seinen Penis und rieb ihn damit ein.
„Was … machst … du?“ Die Worte kamen zwischen heftigem Keuchen. „Du … tust … mir … weh! Was machst …“ Er schrie. Er schrie wie ein Kind, das sich am glühenden Herd verbrennt.
Die Frau schüttete sich erneut eine große Portion Salz in die Hand. Sein Glied hatte sich in einer schmerzhaften unbewussten Erektion zu voller Größe aufgerichtet. Ihre Hände schlossen sich darum, spürten das Pochen darin. Sie verstärkte den Druck. Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor. Das Schreien war in ein grässliches Heulen übergegangen, dem alles Menschenähnliche abging. Endlich ließ sie von ihrem Opfer ab.
Sie reinigte ihre Hände im Schnee, wischte sie an ihrer Jacke trocken und trat einen Schritt zurück. Das Heulen war einem erstickten Röcheln gewichen, die Erektion verschwunden. Der Penis ein rohes Stück Fleisch, von dem es tiefrot in den zertrampelten Schnee tropfte.
Die Beinmuskeln bebten, trotz der Kälte troff der Körper von Schweiß, so dass er in der eisigen Luft dampfte.
„Du magst es, nicht wahr?“ Ihre Stimme war heiser vor Erregung. Ein ersticktes Husten war die Antwort.
„Sag, dass du es magst. Es ist schön. Du hast Glück. Du bist ein richtiger Prinz, weißt du? Nur Prinzen haben das Prinzenmal. Du hast es. Du bist mein Prinz. Wolltest du nicht schon immer ein richtiger Königssohn sein, mein lieber Tom?“ Ihre Stimme war ein sanftes Gurren, zärtlich und voller mühsam zurückgehaltener Erregung.
Tief unter den roten Wolken aus Schmerz registrierte Gernot Marks diese Worte. Seine Worte. Sie wusste es! Sie wusste alles! Als er dies endlich realisierte, verließ auch noch der letzte Hoffnungsfunke seinen geschundenen Körper. Er bäumte sich auf wie im Todeskampf und fiel in eine gnädige Ohnmacht. Die Frau wandte angewidert den Kopf ab, als seine Schließmuskeln versagten und stapfte durch den Schnee zu einem Verschlag neben dem Geräteschuppen. Ein verhaltenes Meckern erklang, als sie den Riegel zur Seite schob. Die weiße Hausziege erhob sich mit wackeligen
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