Skulduggery Pleasent -3- Die Diablerie bittet zum Sterben
Dann wurde ich wegen eines Verbrechens angeklagt, das ich nicht begangen habe, und wieder eingesperrt. Ich sollte überhaupt nicht hier sein. Nennt ihr das Gerechtigkeit?“
„Ich nenne es komisch“, murmelte Walküre.
Scapegrace ignorierte sie. „Wohin bringt ihr mich? Hier geht es nicht zu den Verhörzimmern. Wieso habt ihr mich rausgeholt?“
„Weil man mit dir immer so viel Spaß hat.“
Scapegrace wurde langsamer; alle Farbe wich aus seinem Gesicht. „Ihr wollt mich hinrichten, stimmt's?“
„Wir wollen dich nicht hinrichten“, sagte Skulduggery.
„Deshalb geht das alles auch klammheimlich vonstatten. Oh Gott, ihr wollt mich hinrichten!“
„Wollen wir nicht. Ehrenwort.“
„Aber warum? Warum soll ich hingerichtet werden? Ihr habt Angst vor mir, hab ich recht?“
„Nicht ganz.“
Scapegrace' Knie knickten ein, Skulduggery fing ihn auf und schob ihn weiter.
„Ihr fürchtet meinen Zorn“, sagte Scapegrace matt.
Skulduggery stoppte ihn, schloss die Handschellen auf und gab ihm einen Schubs. „Jetzt lauf.“
Scapegrace wirbelte herum. „Warum? Damit ihr ein bisschen Spaß habt? Das ist grausam .“
„Wir lassen dich nicht hinrichten“, versicherte ihm Walküre.
Scapegrace fiel auf die Knie. „Bitte bringt mich nicht um.“
Skulduggery schüttelte den Kopf. „Ich hätte einen anderen nehmen sollen.“
„Du sollst nur ein paar Leute ablenken“, erklärte Walküre.
„Ich will nicht sterben“, schluchzte Scapegrace.
„Ganz ehrlich, Vaurien. Steh auf, wir tun dir nichts.“
„Sobald ich euch den Rücken zukehre ...“
„Wir tun dir bestimmt nichts. Wir brauchen dich, damit du ein paar Leute von uns ablenkst. Aber es geht hier nicht nur um uns. Das ist deine Chance zu fliehen. Schau dich doch an. Keine Handschellen. Keine Verletzungen. Was hält dich noch hier? Warum läufst du nicht einfach weg?“
„Okay“, sagte er und stand auf, „ich brauche also einfach nur wegzulaufen, ja?“
„Ganz genau.“
„Und was ist, wenn -“
Scapegrace stürmte mitten in seiner Frage an ihnen vorbei in der Hoffnung, das Überraschungsmoment für sich nutzen zu können.
„Falsche Richtung“, rief Walküre ihm nach.
Scapegrace kam schlitternd zum Stehen und drehte sich um.
„Wenn du da runterrennst, landest du wieder bei den Arrestzellen.“
Scapegrace schaute sich um, orientierte sich, nickte dann und kam zurück.
„Nur weil ich euch helfe, heißt das noch lange nicht, dass wir Verbündete sind“, warnte er.
„Das wissen wir“, erwiderte Skulduggery.
„Wenn ich euch das nächste Mal begegne, versuche ich, euch umzubringen.“
„Auch das wissen wir.“
„Wie komm ich hier raus?“
„Immer geradeaus, dann links. Und dann immer der Nase nach.“
Er blieb kurz bei ihnen stehen und fauchte: „Bis zum nächsten Mal.“
Er joggte zur Ecke, schaute nach rechts, kreischte und sprintete nach links.
„Wir hätten ihm vielleicht sagen sollen, dass Sensenträger hinter ihm her sein werden“, meinte Skulduggery, als zwei Sensenträger an der Kreuzung vorbeiflitzten.
Sie selbst liefen zum Repositorium. Kurz bevor sie durch die Flügeltür schlüpften, schaute Walküre noch einmal zurück und sah, wie die Sensenträger sich auf Scapegrace stürzten, und hörte, wie er quiekte.
DAS GROTESKERIUM WIRD GEKLAUT
Skulduggery holte eine kleine Fadenspule aus der Tasche und begann den Faden um die Griffe der Flügeltür zu wickeln.
„Und das soll halten?“, fragte Walküre skeptisch.
„Das ist ein druckresistenter Spezialfaden. Je größeren Zug er aushalten muss, desto stärker wird er. Er ist sehr selten. Es heißt, er sei vor mehr als zweitausend Jahren aus der Magenschleimhaut eines Kaiserdrachen gesponnen worden.“
„Echt?“
„Nein. Es ist einfach nur ein sehr reißfester Faden.“
Nachdem er die Türgriffe fest zusammengebunden hatte, gingen sie weiter in den Raum hinein. Das Repositorium war groß und dunkel und die Regale und Tische bogen sich unter der Last der magischen Artefakte. In der Mitte, dort, wo einst das Buch der Namen auf dem Podest gelegen hatte, stand jetzt ein Käfig aus schwarzem Stahl, ungefähr in der Größe eines kleinen Kastenwagens. Die Überreste des Groteskeriums - wenig mehr als Torso und Kopf, beide in schmutzige Binden gewickelt - hingen an einem Dutzend dicker Ketten von der Käfigdecke. In die Käfigstangen waren Symbole eingeritzt, die zu leuchten begannen, als sie sich näherten.
„Nicht den Käfig berühren“, warnte
Weitere Kostenlose Bücher