Skulduggery Pleasent -3- Die Diablerie bittet zum Sterben
hinter seinem Schreibtisch und schaute sie misstrauisch an.
„Du bist Skulduggery Pleasant“, stellte er fest.
„Der bin ich. Und das ist meine Partnerin, Walküre Unruh. Und wer bist du?“
„Ich heiße Staven Weeper. Ihr habt keine Erlaubnis, hier zu sein.“
Skulduggery wedelte den Einwand mit der Hand weg. „Wir sind mit allen Vorrechten ausgestattete Mitarbeiter, mach dir deshalb mal keine Gedanken.“
„Der Großmagier hat uns vor dir gewarnt.“
„Bist du sicher, dass er euch vor mir gewarnt hat und nicht vor jemand anderem?“
„Ihr dürft euch hier nicht ohne Begleitung aufhalten.“ Weeper bemühte sich, Autorität in seinen Ton zu legen. „Wer hat euch hereingelassen?“
„Die Tür stand offen.“
„Ich rufe meinen Chef.“
Weeper wollte den Knopf auf seinem Schreibtisch drücken, doch Skulduggery packte sein Handgelenk und verdrehte es. Weeper heulte auf. Skulduggery ging um den Schreibtisch herum und stieß den jungen Mann unsanft gegen die Wand.
„Handschellen“, sagte er.
Walküre zog eine der Schreibtischschubladen auf. Sie fand darin ein halbes Dutzend durchsichtiger Plastiktüten mit persönlichen Gegenständen der Gefangenen. Sie öffnete die nächste Schublade und entdeckte ein glänzendes neues Paar Handschellen, das sie Skulduggery zuwarf. Der fesselte Weeper die Hände auf dem Rücken und ließ ihn dann laufen.
Weeper stolperte davon; die Entrüstung stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Du hast mich angegriffen!“
„Wir wollen uns nur einen deiner Gefangenen ausleihen“, versicherte Walküre ihm.
„Ich kann das nicht zulassen“, knurrte Weeper und nahm eine Kampfhaltung ein, die Walküre noch nie gesehen hatte. Sie beobachtete ihn und überlegte, welche Kampfsportart er wohl beherrschte, die raffiniert genug war, um die Tatsache auszugleichen, dass er seine Hände nicht einsetzen konnte. Sie erwartete ein paar Sprünge, vielleicht ein paar Überschläge und in jedem Fall jede Menge Tritte. Was sie dann aber sah, war eher Rugby als Kung Fu - Weeper versuchte, seinen Kopf in Skulduggerys Brust zu rammen. Er stürmte los, Skulduggery machte einen Schritt zur Seite, Weeper knallte mit dem Knie gegen den Schreibtisch und ging mit einem Aufschrei zu Boden.
„Halt die Augen offen“, befahl Skulduggery Walküre und schleifte Weeper zu den Zellen. Er ließ ihn zusammengekrümmt an der Wand liegen, ging zur ersten Stahltür, hob die kleine Klappe hoch und schaute hinein. Dann schloss er die Klappe wieder und ging zur nächsten Tür.
Walküre stand an der Ecke und passte auf, dass sie nicht gestört wurden. Sie warf einen Blick zurück zu Skulduggery, der Weeper in eine Zelle schickte und dann dem Gefangenen ein Zeichen gab, herauszukommen. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Flur zu. Vorne an der Ecke ging ein Zauberer vorbei, der jedoch nicht in ihre Richtung schaute. Sie wartete mit angehaltenem Atem, aber er kam nicht zurück.
Die Zellentür fiel ins Schloss und sie drehte sich um, um zu sehen, für welchen Gefangenen Skulduggery sich entschieden hatte. Der Gefangene, die Hände in Handschellen vor dem Körper, blickte sie trotzig an. Sie kannte ihn. Er hielt sich für den ultimativen Oberkiller, für den Mann, der Mord zu einer Kunstform erhob, auch wenn es ihm bis jetzt noch nicht gelungen war, jemanden umzubringen. Als sie sich das erste Mal begegnet waren, hatte er versucht, sie von einem Turm zu stoßen. Er war nicht besonders clever.
„Wir sprechen uns noch“, fauchte Vaurien Scapegrace.
Sie lachte.
Seine finstere Miene bröselte weg und er ließ die Schultern hängen. „Ich wünschte, die Leute würden mich sehen und nicht lachen. Nur ein Mal!“
„Still jetzt“, zischte Skulduggery und schob ihn vorwärts. Walküre verkniff sich das Grinsen, als sie zum Repositorium zurückgingen.
„Man hat mich verleumdet“, erzählte Scapegrace, der einen Schritt vor ihnen herging. „Man hat mich wegen eines Verbrechens angeklagt, das ich gar nicht begangen habe. Ich bin zu Unrecht hier.“
„Das stimmt“, erwiderte Skulduggery. „Du solltest wegen versuchten Mordes in einem richtigen Gefängnis sitzen.“
„Ich bin ausgebrochen“, sagte Scapegrace achselzuckend.
„Das stimmt nicht ganz, oder? Unter ausbrechen stellt man sich schließlich etwas Dynamisches und Abenteuerliches vor. Du solltest verlegt werden und wurdest an der Raststätte einfach vergessen.“
„Ich bin geflohen.“
„Man hat dich vergessen.“
„Ich war ein freier Mann.
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