SLAM (German Edition)
zu einer w eiteren Ga llerte, die sich zur entgegengesetzten Wand hin bewegte. U nter ihm schob sich eine andere in sein Blickfeld, mächtiger und flotter. E r robbte zum Äquator seiner Qualle, ließ sich fallen und landete auf dem Rücken der n ächsten, die unbeirrt ihren Weg fortsetzte. Hier schien er zunächst in Sicherheit, aber was war mit Hayat? Immer weiter entfernte er sich von der Plattform, auf der er sie zurückgelassen hatte, er konnte sie d ort noch sehen, von knurrenden Stahlb estien umringt, aber anscheinend am Leben und unangetastet.
» Was ist meine Aufgabe? «, schrie er ihr zu. » Von welcher Antwort redest du? «
Ihre Stimme klang dünn wie die eines Kindes, das Grollen der Ungetüme übertön te sie fast, als sie ihm zurief: » Du verstehst immer noch nicht, Karim. HAVVA2 lebt. Sie atmet nicht, aber sie fühlt. Und wo Gefühle sind, da ist auch Liebe. Was glaubst du wohl, warum sie dich das Tuch hat finden lassen? Warum hat sie zugelassen, dass du bis hierhergelangt bist? Hast du es immer noch nicht kapiert? HAVVA2 ist verliebt - verliebt in dich! «
Ihre Worte verset zten ihm einen Schock. Es war e in einziger Albtraum, durch den er schlingerte, nicht fähig, aus eigener Kraft zu erwachen. Hayat verschwand immer weiter aus seinem Blickfeld , als die Qualle, auf deren Rücken er saß, dicht unter einem der Stege entlangschwebte. Instinktiv riss er die Arme nach oben, krallte sich an einer der Metallstreben fest und hing über dem gähnenden Abgrund. Ein weniger trainierter Mann wäre dort hängen geblieben, gefangen und unfähig, sich aus dieser Lage zu befreien, und irgendwann abgestürzt. Karim aber schwang behände eines seiner Beine auf den Steg und rollte seinen Körper hinterher. Das Zittern des Metalls setzte sich durch die gesamte Struktur fort. Daraufhin rissen die stählernen Bestien ihre Köpfe zu ihm herum, ließen von Hayat ab und rasten mit sich steigerndem Glühen in ihren Blutaugen auf ihn zu.
Er rannt e um sein Leben, stieß in seinem Lauf eine der Türen auf, du rch die man ins äußere Kreislaufsystem gelangte , und warf sie hinter sich zu. Vor ihm öffnete sich ein Schacht, ähnlich dem , dur ch den sie beide gekommen waren. O hne nachzudenken , warf er sich hinein und robbte auf al len vieren hindurch. Verli ebt, sie ist verliebt in dich!, dröhnte es in seinem Kopf. Der abstruse Gedanke trieb ihn voran, weg von den metallenen Zähnen, den geifernden Lefzen und glühenden Augen. Weit hinter sich hörte er, wie Metall auf Metall schlug , und er erhöhte das Tempo. In der nächsten Kammer blie b er eine Sekunde ratlos stehen. I n welche der Röhren sollte er krabbeln, wel che führte hinaus aus diesem Nac htmahr? Metallisches Scharren verriet ihm, dass seine Verfolger noch lange nicht aufgegeben hatten. Spontan entschied er sich für einen d er Tunnel auf der rechten Seite. V on hier aus konnte er vi elleicht in den Teil des Labyrinths gelange n, durch das sie gekommen waren. S icher war er nicht, aber es erschien ihm als die beste Option.
Kaum war er in den Schacht gekrabbelt, konnte er die Tür gegen die Wand schlagen hören , und gewaltiges Grollen ungezählter Kehlen drang durch das Tunnelsystem. Atemlos rannte er durch den Tunnel, bog wieder rechts ab, das Geräusch der hetzenden Meute im Nacken. Immer näher, immer lauter wurde das Knurren und Grölen. Metallleiber , so hörte es sich an, rieben kreischend aneinander, zwängten sich durch die engen Röhren, wo sie quietschend an deren Wänden entlangschabten. Wenn sich nicht bald ein Ausweg böte, wäre es um ihn geschehen. Die Jagd durch diese Tunnel konnte nicht ewig so weiterlaufen , das wusste Karim. Sein Atem ging stoßweise, seine Knie waren aufgescheuert und brannten, vor ihm öffnete n sich Kammer um Kamme r, aber kein Weg, der nach oben in die Freiheit führte.
Langsam dämmerte ihm, dass er den Hundebestien nicht entfliehen konnte , und als er in eine Kammer plumpste, an deren Wand nur eine einzige verschlossene Tür zu sehen war, wusste er auf der Stelle , dass er verloren hatte. Die Tür war verschlossen, g enauso wie er es erwartet hatte. E r trat dagegen, schrie sie an und brüllte de n Frust der letzten beiden Tage aus sich heraus. Nicht hier! Nicht so! , warf er der Tür entgegen , und seine Stimme überschlug sich dabei, klang heiser, verzweifelt und erschöpft, in Not.
Das Kratzen im Tunnel war nun ganz nah. Mit dem Rücken zur Tür starrte Karim die pulsierende Röhre vor ihm an und sah den
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