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SLAM (German Edition)

SLAM (German Edition)

Titel: SLAM (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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gewaltig. Ja, unser Leben war hart, denn die Wüste schenkt dir nichts. Nicht nur das, sie tötet die Schwachen, das weißt du inzwischen so gut wie ich. Doch sie ist nicht nur grausam. Sie nimmt mit der einen Hand, aber im Gegenzug macht sie die Starken stärker, die Klugen klüger , und die Erfindungsreichen werden durch sie zu Höchstleistungen an getrieben. Wir waren damals klüger, stärker und erfindungsreicher als alle anderen Völker, die zu dieser Zeit existierten . «
    Wieder schwang Sto lz in seinen Worten mit. E r wies auf ein Zelt, das ein Stück entfernt stand , woraufhin Karim zögernd und staunend seine Aufmerksamkeit darauf richtete .
    » Damals, vor so unglaublich langer Zeit war ich bereits ein Gelehrter. Auch damals kamen Menschen zu mir , um mit mir z u sprechen, mich um Rat zu fragen, im Prinzip so ähnlich, wie du es heute tust. Natürlich hatten wir die technischen Errungenschaften von heute noch nicht, aber für vieles, was heute selbstver ständlich ist, legten wir zu jener Zeit den Grundstein .«
    Während er BEY folgte, blickte sich Karim neugierig um. Vor einem der Zelte sah er Frauen sitzen und singen. Ü ber dem offenen Feuer vor ihnen lag eine Steinplatte, auf der sie hauchdünn ausgerollte Fladen buken. Der Duft war unwiderstehlich. Die Frauen bewegten sich vollkommen ungezwungen, lachten und scherzten miteinander. Sie alle trugen Kleidung wie die , die er an Hayat gesehen hatte. Sie waren ebenso reich verziert mit Stickereien , und an Hälsen und Armen schimmerte es golden. Karim starrte fasziniert auf die Frauen, d ie ihre Köpfe zusammensteckten und kicherten . E in Meer von strahlend weißen Zähnen, vollen Lippen und nachtschwarzen Augen .
    Er hörte BEY neben sich unwirsch murren. » Hör auf, mit den Frauen zu schäkern, das ist unschicklich. Ich habe dich hierher gebracht, um dir zu erklären, wer ich bin , und nicht, um deine Neugierde auf Frauen zu befriedigen .«
    Schuldbewusst se nkte Karim den Kopf . Wie ein Schüler, den man zurechtgewiesen hat , folgte er seinem Meister. Der führte ihn weiter, hin zu dem großen Zelt, vor dem eine Menschenmenge saß. Die Seitenwände des Zeltes waren zurückgeklappt , und im Inneren sah Karim einen Mann auf einem Berg von Kissen sitzen und zu den Menschen sprechen. Er stutzte. Das war BEY!
    » Ja, wie ich dir bereits sagte, die Leute kamen, um mir zuzuhören, um mit mir zu sprechen und um mir Fragen zu stellen. Und es waren nicht nur muslimische Brüder und Schwestern, nein, bei Weitem nicht. Ich habe in meinem Leben viele Werke der Griechen, Römer und Nordmänner gelesen und sie zum Teil sogar in unsere Sprache übersetzt, damit jeder, der sich dafür interessiert e , sie lesen konnte. Das hat für große Aufmerksamkeit gesorgt, nicht nur hier in unserer Heimat, sondern überall in der damals bekannten Welt . Viele Christen und Juden besuchten mich in dieser Zeit, um mit mir über rel igiöse Fragen zu diskutieren. Oh ich erinnere mich, das waren wirklich , wirklich gute Gespräche.«
    Der alte Mann neben ihm schien völlig in seine Erinnerungen eingeta ucht. Karim aber beobachtete den Weisen, diesen BEY dort im Zelt, aufrecht in der Mitte der Menschen, umgeben von Bücherstapeln un d Schriftrollen. Gelegentlich beugte er sich vor, um zu einem der Anwesenden direkt zu sprechen, dann wieder fing er mühelos die Blicke aller ein und bega nn über den Frieden zu dozieren . Karim hörte gespannt zu, was der alte BEY zu sagen hatte. Frieden spiele in jeder Religion eine zentrale Rolle, erklärte er gerade, jeder Prophet oder Heilsbringer habe den Frieden als wichtigstes Ziel in seiner Botsc haft , gleich, welchem Glauben sie folgten.
    » Ja, so war das damals « , sagte eine leise, traurige Stimme neben ihm. »Sie nannten mich Bey, was schon zu jener Zeit eine besondere Bezeichnung war, denn ›Herr‹ wurde nur der genannt, der sich besonders verdient gemacht hatte. Weißt du, ich kann mich glücklich schätzen, der Allmächtige hat mich i n einem goldenen Zeitalter existieren lassen. Toleranz und Freundschaft waren Werte, die damals hoch geachtet wurden, wir lebten Seite an Seite mit Juden und Christen und lernten voneinander .
    Als Allah mich letztlich in seiner unendlichen Güte zu sich rief, hatte ich ein erfülltes, lehrreiches und gelehrtes Leben hinter mir, war Vater vieler Söhne und Töchter , und hatte viele Enkel auf meinem Schoß gewiegt .«
    Karim blickte ihn an. In die stolze Stimme des alten Mannes mischte sich ein neuer

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