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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Text-Transkription ist intakt, aber vage, wie ich bereits andeutete.«
    »Wissen Sie warum?«
    »Wir vermuten eine Fehlfunktion der Maschine…«
    »Die äußerst gelegen kommt«, bemerkt Mary.
    Parmenter schüttelt entschieden den Kopf. »Die für die Nachlassverwaltung äußerst ungelegen kommt, weil sie zu zahlreichen Unannehmlichkeiten führen könnte.«
    »Keine Vid-Aufzeichnungen?« Lodge blickt sie sehr ernst an. »Sie stellen die Würde dieses Gerichts infrage, Ms. Parmenter. Wie wollen Sie sich dem Verdacht der Irreführung entziehen, weil sie uns nicht früher davon berichtet haben?«
    Parmenter macht den Eindruck, als hätte sie Bauchschmerzen. Sie beschließt wieder einmal, nichts zu sagen.
    »Haben Sie Beweise für diese Änderung der Umstände mitgebracht?«
    »Ein technisches Gutachten. Alle Aufzeichnungen bis auf die medizinischen und transkribierten Daten des Todestages von Mr. Crest sind gelöscht.«
    Lodge lehnt sich in seinem Sessel zurück und schüttelt den Kopf, wieder mit jenem koboldhaften Lächeln. »Ach, du meine Güte«, sagt er. »Das ist ja wirklich sehr bedauerlich.«
    »Sir, ich ändere meinen Antrag auf Einsicht in sämtliche verfügbaren Aufzeichnungen«, sagt Mary eilig, »und bitte darum, dass sie unverzüglich übergeben werden, bevor weitere bedauerliche Dinge geschehen.«
    »Einverstanden. Genehmigt.«
    Parmenter nimmt das Urteil ohne Einwand hin. Es gäbe auch nicht mehr viel, was sie noch dazu sagen könnte; das Urteil wurde gesprochen, ein Widerspruch ist nicht möglich.
    Mary ist sich nicht sicher, was sie von ihrem erbärmlichen Teilsieg halten soll.
    »Wir müssen miteinander reden«, sagt sie draußen im Korridor zu Parmenter.
    »Ich muss nicht mit Ihnen reden«, erwidert Parmenter.
    »Vid-Recorder sind angeblich narrensicher.«
    »Anscheinend nicht. Und kommen Sie nicht auf die Idee, in unseren Büros nach einer Verschwörung zu suchen. Die Sache ist schon peinlich genug.«
    »Ich brauche das technische Gutachten.«
    »Die Angaben sind denkbar einfach. Der Vid-Recorder hat eine Verbindung zu Mr. Crests Pad, womit es ihm möglich war, das Gerät zu deaktivieren, wenn er es wünschte. Er hat es nicht deaktiviert, aber nach seinem Tod ist irgendetwas in sein Pad eingedrungen – zu einem unbekannten Zeitpunkt – und hat die Firewalls des Vid-Systems durchbrochen.«
    »Ein Hacker?«
    »Eine bessere Vermutung haben wir nicht. Ich denke, Sie können sich vorstellen, wie schwierig es ist, sich in das System eines Milliardärs zu hacken. Hören Sie, Ms. Choy, wir sind hier nur die Gedumpften, wir tun nur, was die Erben erledigt haben möchten, um ihre Interessen zu wahren. Sie haben jetzt alles, was noch übrig ist. Mein Büro hat nichts damit zu tun, außer dass wir zu spät davon erfahren haben, um eine gute Verteidigung entwickeln zu können. Legen Sie uns also keine Steine in den Weg.«
    Mary ist geneigt, ihr zu glauben, kann aber keine offizielle Unbedenklichkeitserklärung ausstellen. »Bitte schicken Sie…«
    »Ich kenne Nussbaums Sig«, sagt Parmenter. »Ich war bei Schloss und Schlüssel, bevor ich in die Abteilung Schlüsselloch und Privatrecht abgewandert bin. Ich muss jetzt gehen. Noch etwas?«
    »Dann sollte ich Ihnen wohl meinen professionellen Dank aussprechen.«
    »Keine Ursache«, sagt Parmenter und stößt ein kurzes, gequältes Lachen aus. »Wirklich, keine Ursache.«

 
11 /
     
    Der Denny Tower ist ein langes Kristallprisma, das auf einer Spitze steht und an den Eckpunkten der Grundfläche von vier zylindrischen Säulen getragen wird. Die Hauptgeschäftsstelle der Workers Inc. Northwest für den Corridor nimmt zehn Stockwerke in der Säule ein, die sich mit der westlichen Schräge des Turmes trifft. Nur ein kleines Stück darüber beginnt der eigentliche Turm, der noch einmal vierhundert Meter in die Höhe ragt. An diesem Vormittag wird seine Spitze von einer lückenhaften Decke aus glatten grauen Wolken gestreift. Der normalerweise blaugraue Glanz wurde zu sonnigem Gold modifiziert, um einen Kontrast zum düsteren und gestaltlosen Himmel herzustellen.
    Gegen Mittag wird Martin Burke von Dana Carrilund durch die Orientierungs- und Sicherheitsbüros geführt, wo man seine Personendaten und Biostats bestätigt, bis sie schließlich das Klientenbeobachtungszentrum erreichen. Workers Inc. gibt sehr genau darauf Acht, wem der Zugang zu diesem Zentrum gestattet wird. Citizen Oversight garantiert die Immunität der Klientendaten aller Zeitarbeitsagenturen, und

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