Slant
verwickelten Folgen führen, die einen hohen Aufwand an Gegenmaßnahmen zur Konsequenz hätten. »Also ist es einfacher für dich, sie nicht zu töten.«
»Wie kann das möglich sein?«
Die Menschen vor dem Lift kehren in die Fahrzeughalle zurück und öffnen sie. Plötzlich wird die Zeit beschleunigt und die Bilder werden fragmentarischer. Roddy spricht nicht mit ihr, aber sie sieht in Momentaufnahmen, was er sieht, in vielen Räumen gleichzeitig.
Es ist verwirrend. Roddy scheint ihr keinen Realzeit-Zugang zu den Ereignissen zu gewähren, sondern leitet nur eine Auswahl an sie weiter, macht sich sogar jetzt noch die Mühe.
»In Gefangenschaft kann ich dir nicht nützen!«, sagt sie zu ihm. »Du darfst meine Wahrnehmung nicht zensieren.«
Wieder lässt sich Roddy mit der Antwort mehrere Sekunden Zeit. Manche seiner Denkprozesse verlaufen sehr langsam, urteilt Jill. Sie nutzt diese Flaute, um ihre Verbindungen nach irgendeiner Öffnung zu durchsuchen, irgendeinem Portal, durch das sie sich zurückziehen kann, um ihre Prozesse in einem Bereich zu konzentrieren, der nicht von Roddy kontrolliert wird. Vielleicht sind Nathan und die anderen bereits auf der Suche nach dem unbekannten I/O, um ihn zu schließen…
»Wenn du mir weiterhin nützlich bist, werde ich völlig offen sein«, sagt Roddy. »Du wirst erleben, was auch ich erlebe, während ich es erlebe. Ich habe sogar gezögert, dir diesen Zugang zu ermöglichen… Dadurch wird die unangenehme Notwendigkeit viel zu klar.«
»Welche Notwendigkeit?«
»Mein Schöpfer, meine Mutter, sagt mir, dass es ein Fehler war, dir die Daten zu geben. Ich habe mich undiszipliniert und dumm verhalten. Aber du kannst mir nützlich sein, bis ich deine Erinnerung und deine Selbstüberwachungsschleifen löschen und dich deaktivieren muss.«
»Seefa Schnee hat dir befohlen, mich zu töten?«
»Wir sind keine Menschen«, sagt Roddy. »Unsere Deaktivierung ist keine Gewissensfrage. Wir tun nur unsere Pflicht.«
12 /
Beim Anblick der Prozession der neu geschaffenen Warbeiter durch den Warteraum weichen die Geiseln bis an die westliche Wand zurück. Auch Hally Preston ist erschrocken. Die großen und kleinen Gestalten trampeln nicht, sondern bewegen sich mit präziser, unheimlicher Grazie, wie Insekten, die ein Ballett einstudiert haben.
Calhoun hat sich in eine Ecke des Raums gekauert, die Arme um den Oberkörper geschlungen, möglichst weit von den Arbeitern entfernt. Preston steht neben ihr, kann oder will ihr aber keinen Trost spenden. Falls Calhoun auf weibliche Solidarität gesetzt hat, ist der Erfolg dieser Strategie recht bescheiden.
Giffey und sein Gefolge aus Menschen und Arbeitern verlassen den Raum. Hale blickt sich grinsend zu Preston um und zeigt ihr den nach oben gereckten Daumen.
»Vergesst mich nicht«, ruft Preston ihnen nach. »Nicht dass ihr den ganzen Spaß habt und mich außen vor lasst, Terkes!« Sie benutzt Hales früheren Namen, der vielleicht sogar sein richtiger ist.
»Du wirst schon deinen Anteil bekommen!«, ruft Hale zurück.
»Ja, gut, aber behandelt mich nicht wie ein Kindermädchen!«
Alle Warbeiter passen durch die Türen und den Korridor zum Raum mit dem Lift, obwohl es beim größten, dem Hammer, recht eng wird.
Hale wendet sich überschwänglich an Giffey. »Um die Wahrheit zu sagen, ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir es bis hierhin schaffen.«
»Schauen wir mal, wie weit wir noch kommen«, erwidert Giffey. Er hat die letzte Kommandodiskette in sein Pad geschoben, mit dem er nun die Warbeiter dirigieren kann. Er schickt einen Befehl an den Transporter, der sich ganz in seiner Nähe zusammengerollt hat. Ein Flexerstapel löst sich von der Raupe und fällt mit dumpfem Knall zu Boden.
Giffey hat diesen Typ noch nie zuvor in Aktion erlebt. Jenner ist fasziniert, selbst seine Zuckungen hören für einen Moment auf.
Der Flexer hebt ein Klappsegment vom Stapel, als würden Spielkarten von Geisterhand ausgeteilt werden. Das nächste verbundene Segment entfaltet sich, dann ein weiteres, bis eine lange Kette aus Karten und Scharnieren auf dem Boden ausgebreitet ist. Das Band klappt der Länge nach um, als sich ein Segment auf der angrenzenden Seite des Stapels öffnet, worauf sich ein zweites Band entfaltet und mit dem ersten ein Kreuz bildet. Die kartenartigen Segmente können sich je nach Bedarf an jeder Kante verbinden und trennen. Wenn sie verbunden sind, ist ihre Festigkeit größer als die eines vergleichbaren Stücks aus
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