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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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worauf Dampf und der intensive Geruch nach Hefe in den Gang wehen. Alle husten. Giffey drängt Jonathan instinktiv mit dem Arm gegen die Wand, um ihn daran zu hindern, etwas Unerwartetes zu tun. Irgendwo springt die Lüftung an und bald klärt sich die Luft im Korridor, aber es dauert mehrere Minuten.
    Omphalos hat die Luftversorgung in diesem Stockwerk nicht abgeschaltet. Das war einer der Punkte, über die Giffey sich Sorgen gemacht hat. Das MN kann seine Aufgabe nicht ohne Luft zu Ende führen. In der Halle hätte es noch heißer werden können und bei etwa zweihundert Grad Celsius wird Nano zerstört. Das Gebäude kann nicht selektiv bestimmte Räume isolieren; um die Geiseln am Leben zu erhalten, muss ein gesamtes Stockwerk mit Luft versorgt werden. Schwach, aber fürsorglich.
    Giffey lässt Jonathan los. »Entschuldigung«, sagt er.
    Jonathan scheint einiges über MN zu wissen. Bisher hat er sich durch nichts überraschen lassen.
    »Investieren Sie in Nano? Arbeiten Sie damit?«, fragt Giffey.
    Auch Hale interessiert sich für die Antwort des Mannes.
    »Ja«, sagt Jonathan und wirft beiden nervöse Blicke zu.
    »Sie wissen, was sich da drinnen befindet?«, fragt Hale und zeigt auf die Fahrzeughalle.
    »MN. Aber ich habe keine Ahnung, was es produziert.«
    Marcus’ Augen sind glasig. Seine Angst ist größer als seine Neugier.
    Sie öffnen die Luke ganz, indem Jenner sich mit der Schulter dagegen stemmt, weil sie an einer Stelle quietschend klemmt.
    »Um ehrlich zu sein«, sagt Giffey, »weiß ich es selbst nicht genau.«
    In der ofenwarmen Fahrzeughalle hat sich der eine Wagen völlig und der andere zur Hälfte aufgelöst. Das Frettchen ist ebenfalls verschwunden. Zuerst kann Giffey im Dampf, der durch den offenen Durchgang wirbelt, nichts erkennen. Seine Haut fühlt sich an, als würde sie gleich in der Hitze Blasen werfen, und er hält die Augen geschlossen, bis sich die ausströmende Luft ein wenig abgekühlt hat.
    »Von den Wänden ist nur noch der Beton übrig«, stellt Jenner begeistert fest. »Das Nano hat den Flexfuller, das meiste Metall und fast allen Kunststoff gefressen.« Sein Gesicht hat sich in der Hitze gerötet, falls nicht seine Aufregung dafür verantwortlich ist.
    Die Halle liegt in Trümmern. Die Verkleidung aus Flexfuller und Metall wurde in der Tat vom MN verwertet. Nur in den Ecken sind eine paar zerfressene Reste übrig geblieben.
    »Da sind sie«, sagt Jenner und steigt vorsichtig die verbogenen Stufen hinunter.
    »Nicht die Wände berühren!«, sagt Giffey. »Überhaupt nichts berühren!«
    »Es muss zuerst abkühlen, nicht wahr?«, fragt Hale.
    »Es muss abkühlen«, bestätigt Giffey.
    »Es dürfte noch etwa fünf oder zehn Minuten dauern, bevor sie sich bewegen können«, sagt Jenner, aber er schaut sich unsicher zu Giffey um. Die Designs entstanden nach Giffeys Programmen. Da sich die verfügbare Menge an Rohstoffen vorher nicht abschätzen ließ, ist sich nicht einmal Giffey sicher, was genau oder wie viele Einheiten produziert wurden. Das MN ist auf Optimierung programmiert. Ich habe versucht, meine Familie zu optimieren. Ich bin ein…
    Der Boden ist mit einer glänzenden Schicht überzogen, in der scharfkantige Stücke aus unbrauchbarem Glas oder Kunststoff stecken. Es sind mindestens ein Dutzend katzengroßer, insektenähnlicher Gebilde vorhanden, die derselben Klasse wie das Frettchen angehören, aber kleiner und beweglicher sind, sowie vier hunde- bis ponygroße Transporter, die sich wie Raupen auf bürstenartigen Gehwerkzeugen fortbewegen können. Auf dem Rücken zweier Transporter befinden sich würfelförmige Aufsätze, die wie große Stapel aus Spielkarten wirken. Giffey verspürt bei diesem Anblick eine gewisse Ehrfurcht und gleichzeitig schätzt er ihre Erfolgschancen wesentlich besser als zuvor ein. Das sind Flexer, anpassungsfähige Shaper mit verbundenen Plattenkomponenten. Sie können sich in fast alles verwandeln, nahezu jede Aufgabe erfüllen und sich an nahezu jeden Ort begeben. Giffey weiß schon im nächsten Augenblick eine Verwendung für sie: Sie sollen als Controller arbeiten, als mechanische und elektronische Spezialagenten.
    »Controller«, sagt Jenner und sieht Giffey an.
    »Das war auch mein Gedanke«, erwidert Giffey. Er fühlt sich durch ihr außergewöhnliches Glück belebt und empfindet irrationalen Stolz auf Jenner, wie ein Vater auf seinen Sohn. Ich habe bereits einen Sohn. Irgendwo.
    Die anderen beiden Transporter tragen Drähte und Scheiben,

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