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Slant

Slant

Titel: Slant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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fünf Stockwerke öffnet Seefa Schnee die Tür des Liftkäfigs und geht über einen Weg zwischen den Reihen der Hülsenfrüchtler zu einer Glaskabine im hinteren Bereich. Hier in unmittelbarer Nähe des Dachs der größeren Halle wölben sich die Wände zu einer Kuppel und berühren die Hinterseite der Glaskabine.
    Jonathan folgt ihr, während er sich das Gesicht mit dem Handtuch trockenreibt. Er hat keine Ahnung, was er tun kann.
    Schnee ist dabei, das Herz von Omphalos zu zerstören. Marcus und seine Spießgesellen haben nicht berücksichtigt, dass Schnee ein Gewissen besitzt – auch wenn es ein merkwürdiges und verzerrtes Gewissen ist. Jonathan muss nicht handeln, sondern kann nur zuschauen, was ihn auf irgendeine Weise schmerzt. Er würde gerne persönlich Rache üben.
    Er sieht sich um, ob irgendwo ein schweres Werkzeug herumliegt, eine Hacke oder ein Hammer.
    Schnee bleibt ein Stück vor ihm stehen. Er hört eine andere Stimme, die eines Mannes.
    »Du hast es also getan«, sagt der Mann. Er steht am Ende des Weges neben der Tür zur Kabine. Jonathan kennt ihn nicht und auch er scheint Jonathan weder zu kennen noch sich für ihn zu interessieren.
    Schnee weicht zurück, bis sie sich aufrichtet und die Schultern reckt. »B-bist du gekommen, um deine geliebte Tochter zu retten?«, artikuliert sie mühsam mit schwacher und zittriger Stimme. »Es war nicht meine Absicht, dass Jill in die Sache hineingezogen wird, Nathan«, setzt sie hinzu. »Das war Roddys Werk. Er hat mich sehr enttäuscht.«
    »Also willst du ihm jetzt eine Tracht Prügel verabreichen und ihn abschalten, wie?«
    »Das hier sind seine letzten Funktionen. Alle endgültigen Samplings und Decodierungen finden hier statt.«
    Jonathan bemerkt, dass Seefa Schnee nicht mehr so zappelig wirkt, während sie diesem Mann gegenübersteht. Sie stößt keine erstickten Flüche mehr aus und küsst auch nicht mehr ihre Hand.
    »Ich kann Jill nirgends finden«, sagt Nathan.
    »Arbeiten Sie hier?«, fragt Jonathan ihn.
    »Nein«, sagt Nathan. »Wer sind Sie?«
    »Unwichtig.« Jonathan entdeckt eine Gärtnerhacke, die zwischen den Erbsen versteckt auf einem Sockel liegt. Er stapft durch den zähen Matsch und schnappt sich die Hacke.
    »Du bist dabei, Beweise zu zerstören, nicht wahr?«, will Nathan von Seefa wissen.
    »Nein«, sagt sie entschieden. »Roddy und ich, wir haben die Sache von Anfang bis Ende verpatzt. Es ist Zeit, ihn abzuschalten und noch einmal von vorn zu beginnen, das ist alles.«
    »Du warst erfolgreich. Du hast Roddy erschaffen«, sagt Nathan, ohne seine Bewunderung verbergen zu können. Er bemerkt, dass der andere Mann sich durch die Spaliere schiebt, eine Hacke in der Hand, und sich der Glaskabine nähert.
    »Man hat mich dafür bezahlt«, sagt Seefa. »Nicht sehr viel, aber es reichte aus. Ihr hättet Roddy haben können, wenn ihr gewollt hättet.«
    »Wie wäre er gewesen?«, fragt Nathan.
    Jonathan zögert, weil das Vorankommen im Matsch und zwischen den Pflanzen schwieriger als erwartet ist, und sucht nach einer anderen Möglichkeit, entscheidet sich aber gegen den befestigten Weg. Stattdessen wendet er sich den alten INDAs zu, die am Rand des Gartens aufgestellt sind.
    »Du hättest sein Daddy sein können«, sagt Schnee. »Meine Auftraggeber bestanden darauf, dass ich sie als Muster für seine Basispersönlichkeit benutze. Du wärst ein besseres Vorbild gewesen, Nathan.«
    »Mein Gott, Seefa«, murmelt Nathan und breitet fragend die Arme aus.
    »Ich weiß es nicht«, sagt Seefa. »Ich bin zutiefst beschämt. Roddy ist eine herbe Enttäuschung.«
    Nathan sind die Worte ausgegangen. Er starrt sie nur noch an.
    Schnee blickt auf den Weg, dann zur Seite, in dem Augenblick, als Jonathan mit der Hacke auf den ersten INDA einschlägt. Sie stürmt sofort über den Ackerboden zu ihm.
    »Nein!«, schreit sie. »Nicht Sie! Aufhören!«
    Nathan folgt ihr und in den nächsten Minuten ringen sie mit dem Mann und schaffen es, ihm die Hacke abzunehmen, aber er hat bereits zu viel Schaden angerichtet. Seefa taumelt zurück, schlingt die dünnen Arme um den Körper und rennt zum Lift.
    Jonathan starrt Nathan atemlos an. »Ich muss hier raus«, sagt er, als wäre damit alles erklärt.
    »Bitte. Verschwinden Sie«, sagt Nathan und geht zur Kabine aus Glas.

 
45 /
     
    Mary und die Agenten treten in die Halle. Sie gehen durch einen beißenden, den Boden bedeckenden Nebel zu einer kleinen, dünnen Frau mit schwarzem Haar und wilden dunklen Augen. Die Frau

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