SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast
dass deine häusliche Krise von letzter Woche etwas damit zu tun hatte, dass dein Vater im Sterben lag. Stimmt das?«
»Stimmt«, bestätigt Janie.
»Warum zum Teufel hast du mir nicht schon früher gesagt, was los ist?«
Janie sieht erstaunt auf. »Ich …«
»Wir sind hier eine Familie, Hannagan. Ich bin deine Familie, du bist meine Familie, jeder hier ist ein Teil dieser Familie. Man verheimlicht seiner Familie nichts. Wenn etwas so Wichtiges passiert, musst du es mir sagen, hast du verstanden?«
Janie räuspert sich. »Ich wollte Sie nicht damit belästigen. Ich habe ihn ja gar nicht gekannt. Nicht wirklich. Er war die ganze Zeit über bewusstlos.«
Captains Seufzer klingt wie ein Warnsignal aus einer Dampfmaschine. »Hör auf damit!«
»Ja, Sir.«
»Gott sei Dank war Strumheller so vernünftig, mir von der Beerdigung zu erzählen, sonst hätte ich dich geröstet!«
»Ja, Sir.« Janie verliert den Appetit. »Es tut mir leid.«
»Gut. Und jetzt zu deinem Vater. Lass uns über ihn sprechen. Er war ebenfalls ein Traumfänger?«
Janie fällt der Unterkiefer herunter. »Woher wissen Sie das?«
»Das hast du in deiner Rede gesagt. Zwischen den Zeilen. Du hast gesagt, er hätte Probleme, die die Menschen nicht verstehen würden, aber du hast sie verstanden oder irgend so etwas. Normale Menschen wären nicht darauf gekommen, was du gemeint hast.«
Janie nickt. »Ich hatte eigentlich nicht die Absicht, so etwas zu sagen. Es kam einfach heraus. Aber ja, er war ein Traumfänger, der sich isoliert hat.«
»Ahh, isoliert. Darüber denkst du ebenfalls nach. Nun, kein Wunder, dass wir nichts von ihm wussten«, meint Captain. »Wie hast du es herausgefunden?«
»Ich bin in seinen Träumen gewesen.«
»Oh.«
»Äh … ja. Ich habe ein paar interessante Dinge herausgefunden.«
»Darauf möchte ich wetten. Und woher kanntest du seine UPS -Fahrerin, Miss Hannagan? Das kommt mir ein wenig merkwürdig vor, wo du doch nie mit deinem Vater gesprochen hast. Aber was sie in ihrer Rede sagte, lässt darauf schließen, dass du dich schon früher mit der Dame in Braun unterhalten hast.« Captain nimmt einen Bissen ihres Essens. »Was ist das da an deinem Daumen? Sieht wie ein Highschool-Ring aus den Achtzigern aus. Mmh … Antworte lieber nicht darauf.«
Janie grinst und wird rot. »Ja, Sir.«
»Du bist ein guter Detective, selbst wenn du nicht an einem Auftrag arbeitest.«
»Schon möglich.«
»Nun, hast du eine Entscheidung getroffen? Worüber wir gesprochen haben? Die Sache mit der Isolation?«
Janie legt die Gabel weg.
»Was das angeht …«, beginnt sie besorgt. »Ich … ähm …«
Captain sieht ihr in die Augen, doch sie sagt nichts.
»Ich wollte es tun. Ich meine, ich hatte die Entscheidung getroffen.« Es fällt Janie furchtbar schwer, das zu sagen.
Captain sieht sie unverwandt an.
»Und wie sich herausstellte, wird es doch nicht funktionieren.«
Captain neigt sich vor.
»Erzähl mir davon«, bittet sie leise, doch ihre Stimme hat einen fordernden Unterton. »Komm schon.«
Janie ist verwirrt. »Was denn?«
»Sag es. Um Himmels willen, tu es einfach. Teile uns ein wenig von dem mit, was in deinem geheimnisvollen Kopf vorgeht. Du musst nicht immer alles für dich behalten. Ich bin ein guter Zuhörer. Wirklich.«
»Was?«, wiederholt Janie immer noch verwirrt. »Ich habe doch nur …«
Captain nickt aufmunternd.
»Na gut. Ich habe nur herausgefunden, dass Martha Stubin Unrecht hatte. Meine Wahl ist eine andere. Ich kann entweder so werden wie sie oder so wie er. Mein Vater. Er hat sich isoliert. Und sein Gehirn ist explodiert.«
Captain zieht eine Augenbraue hoch. »Explodiert? Ist das der medizinische Fachausdruck?«
»Nicht wirklich«, lacht Janie.
»Was noch?« Captains Stimme klingt jetzt weicher.
»Nun, ich glaube, ich werde also einfach weiter zu Hause wohnen. Und wahrscheinlich wie geplant zur Schule gehen. Ich meine – es ist doch im Prinzip egal – ich werde mit Mitte zwanzig blind und verkrüppelt sein oder Ende dreißig an einer Gehirnexplosion sterben. Für was würden Sie sich entscheiden? Ich nehme an, da ich Carl habe, wähle ich Blindheit und Verkrüppelung. Das heißt, falls er damit klarkommt.« Sie erinnert sich an seinen Traum.
»Weiß er darüber Bescheid? Weiß er irgendetwas?«
»Äh … nein.«
»Du weißt, was ich dir immer sage, oder?«
»Rede mit ihm. Ja, ich weiß.«
»Dann tu es!«
»Okay, okay«, antwortet Janie grinsend.
»Und wenn sich die Dinge nach dieser
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