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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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Lehrbüchern für das Hunter College geschmückt. Ich fahre mitten hinein in die Pracht ihrer zuckerglasierten Sommerbrüste. Das eng sitzende gelbe Hemdchen, das die beiden kaum bedeckt, informiert mich: »›G‹ steht für Gangsta«. Und wie ich sie so mit Küssen bedecke, wie der Schweiß meines Transatlantikfluges sie in Salz und Sirup meiner eigenen Machart einlegt, trifft mich vor lauter Liebe für sie der Schlag und vor lauter Trauer um fast alles sonst. Trauer um meinen Geliebten Herrn Papa, den echten »Gangsta« in meinem Leben – Trauer um Russland, das ferne Land meiner Herkunft, und um Absurdistan, wo der Kalender nie über die zweite Woche des September 2001 hinauskommen wird.
     
     
    Dies ist ein Buch über die Liebe. Aber es ist auch ein Buch über Geographie. Die South Bronx mag schlecht ausgeschildert sein, doch wo ich auch hinschaue, entdecke ich hilfreiche Pfeile, die mir sagen: SIE SIND HIER .
    Ich
bin
hier.
    Ich bin hier an der Seite der Frau, die ich liebe. Schon eilt die Stadt herbei, um meinen Aufenthaltsort festzustellen und mich zu bestätigen.
    Womit habe ich dieses Glück verdient?
    Manchmal kann ich gar nicht glauben, dass ich noch am Leben bin.

1
    Der fragliche Abend: 15. Juni 2001
     
    Ich bin Mischa Borisowitsch Vainberg, 30 Jahre alt, ein ungeheuerlich übergewichtiger Mann mit kleinen, tiefliegenden blauen Augen, einem hübschen jüdischen Zinken, der an die edelsten Papageienarten erinnert, und so zarten Lippen, dass man sie nur mit dem nackten Handrücken abputzen möchte.
    Viele der vergangenen Jahre habe ich in St. Petersburg verbracht, weder aus Lust noch freiwillig. Stadt der Zaren, Venedig des Nordens, Kulturhauptstadt Russlands … das können Sie alles vergessen. Im Jahr 2001 hat unser St. Leninsburg die Anmutung einer phantasmagorischen Dritte-Welt-Stadt angenommen, unsere neoklassizistischen Häuser versinken in den müllverstopften Kanälen, auf den breiten Boulevards mit ihrer kapitalistischen Ikonographie (Zigarettenwerbung mit einem amerikanischen Footballspieler, der einen Hamburger in seinem Baseballhandschuh fängt) haben sich bizarre Bauernhütten aus Wellblech und Sperrholz ausgebreitet, und das Schlimmste: Unsere intelligente, depressive Einwohnerschaft ist von einer neuen Mutantenrasse in oberwestlichen Outfits ersetzt worden, jungen Frauen in eng sitzendem Acryl, die hochgequetschten kleinen Brüste gleichzeitig auf New York und Schanghai ausgerichtet; Männern in nachgemachten Calvin-Klein-Jeans, die ihnen schlaff um die eingefallenen Ärsche hängen.
    Und nun die gute Nachricht: Wenn du ein unheilbarer Fettsack bist wie ich (147 Kilogramm beim letzten Wiegen) und der Sohn des 1.238streichsten Mannes in Russland, eilt dir ganz St. Leninsburg diensteifrig entgegen: Die Zugbrücken senken sich, sobald du dich näherst,und die hübschen Paläste stehen an den Kanalufern Spalier und recken dir ihre kurvenreichen Friese entgegen. Du bist mit dem größten Schatz gesegnet, der sich in diesem rohstoffreichen Land finden lässt. Du bist mit Respekt gesegnet.
    Am Abend des 5. Juni im Katastrophenjahr 2001 erwiesen meine Freunde mir jede Menge Respekt, und zwar in einem Restaurant namens »Russisches Fischerheim« auf der Insel Krestowskij, einer der grünen Inseln im Delta der Newa. Auf Krestowskij tun wir Reichen so, als lebten wir in einer Art postsowjetischer Schweiz, schleppen uns über die blitzsauberen, rund um unsere
kottedsches
und
taun chauses
angelegten Radwege und füllen unsere Lungen mit abgepackter importierter Alpenluft.
    Der Hit am »Fischerheim« ist, dass man sich den Fisch in einem künstlichen See selber fängst, worauf ihn das Küchenpersonal für ungefähr 50 Dollar das Kilo räuchert oder auf Kohlen grillt. Am »fraglichen Abend«, wie die Polizei ihn später nennen würde, standen wir auf dem Steg der Laichenden Lachse, brüllten unsere Dienstboten an und schütteten karaffenweise jungen kalifornischen Riesling in uns hinein, während unsere Nokia-
mobilniki
mit dieser einzigartigen geselligen Dringlichkeit der Weißen Nächte klingelten, Ergebnis jenes Angriffs des Lichts auf die Nachtstunden, der die Einwohner unserer verfallenden Stadt mit dem rosa Abglanz einer nördlichen Sonne wach hält. Am besten, man säuft mit seinen Freunden durch bis in den Morgen.
    Ich will Ihnen mal was sagen: Ohne gute Freunde können Sie sich in Russland gleich ertränken. Jahrzehntelang haben wir uns das altvertraute Agitprop unserer Eltern angehört (»Wir

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