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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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uns wie Tiere behandeln.«
    »Wir haben uns bloß amüsiert«, sagte Aljoscha-Bob.
    »Wenn du ein Russe sein willst«, erklärte Swetlana meinem Freund, »musst du an dein Image denken. Uns halten sowieso schon alle für Nutten und Banditen. Wir müssen unsere Marke neu positionieren.«
    »Ich entschuldige mich mit ganzer Seele«, sagte Aljoscha-Bob, wobei er die Hände symbolschwer auf sein kleines Herz legte. »Von nun an wollen wir nicht mehr vor dir rappen. Wir werden an unserem Image arbeiten.«
    »Scheiße, was habt ihr
niggaz
da laufen?«, sagte Rouenna. »Sprecht endlich Englisch.«
    Swetlana fixierte mich mit ihren fiesen, fehlfarbenen Augen. Ich trat ein wenig zurück, bis ich fast zu den laichenden Lachsen gefallen wäre. Meine Finger befühlten schon die Schnellwahltaste für Dr. Levines Notfallnummer, da eilte hastig und an seinem eigenen sauren Atem fast erstickend mein Diener Timofej herbei. »Oi,
batjuschka
«, rief mein Diener und schnappte nach Luft. »Vergebet Timofej die Unterbrechung. Denn er ist nur ein ganz gewöhnlicher Sünder. Doch Herr, ich muss Euch warnen! Die Polizei ist auf dem Weg. Ihr seid es, wie ich fürchte, den sie sucht …«
    Ich verstand nicht so genau, was er wollte, bis auf dem Steg der Kapriziösen Forellen nebenan ein Bariton erklang. Donnernd ließ ein Gentleman das Wort »Polizei« erklingen. Die jungen Banker mit ihren amerikanischen Abschlüssen, die alte Zarin mit ihren schwarzen Perlen und der weißen Robe, der
biznesman
mit dem Faible für Puschkin – sie alle stürzten zum kostenlosen bewachten Parkplatz, wo ihre Landrover im Leerlauf brummten. Drei ausladende Gendarmen liefen an ihnen vorbei, den mageren doppelköpfigen russischen Adler auf ihre schicken blauen Käppis geprägt, gefolgt von ihrem Chef, einem alten Sack in Zivil, der seine Hände in den Taschen trug und sich jede Menge Zeit ließ.
    Jetzt war klar, dass die Bullen es auf mich abgesehen hatten. Aljoscha-Bob stellte sich schützend neben mir auf und legte seine Hände auf meinen Rücken und meinen Bauch, als würde ich gleich kentern. Ich beschloss, standhaft zu bleiben. Es war empörend! In zivilisierten Ländern wie Kanada wurden ein gut betuchter Mann und seine Angelpartie von der Obrigkeit in Frieden gelassen, selbst wenn sie ein Verbrechen begangen hatten. Der Alte in Zivil, der, wie ich später erfuhr, den leckeren Namen Belugin trug (wie der Kaviar), schob meinen Freund sanft beiseite. Er hängte seine Schnute einen Zentimeter vor die meine, so dass ich in das graue Gesicht eines alten Mannes blicken musste, mit gelblichen Augäpfeln, ein Gesicht, wie es in Russland für Autorität und Inkompetenz zugleich stand. Höchst gefühlvoll starrte er mich an, ganz als wollte er mir ans Geld. »Mischa Vainberg?«, fragte er.
    »Wer will das wissen?«, fragte ich. Womit ich sagen wollte:
Weißt du überhaupt, wer ich bin?
    »Ihr Papa ist soeben auf der Palastbrücke ermordet worden«, sagte mir der Polizist. »Mit einer Mine. Und stellen Sie sich vor: Ein deutscher Tourist hat alles gefilmt.«

2
    Widmungen
     
    Zunächst möchte ich vor der Zentrale der US -Einwanderungsbehörde in Washington, D.C ., auf die Knie fallen, zum Dank für die erfolgreiche Arbeit dieser Behörde im Interesse von Ausländern auf der ganzen Welt. Mehrfach haben mich Vertreter dieser Behörde bei meiner Ankunft auf dem John-F.-Kennedy-Flughafen willkommen geheißen, und jedes Mal war noch besser als das davor. Einmal hat ein herziger Mann mit einem Turban meinen Pass gestempelt, nach einer völlig unverständlichen Bemerkung. Ein anderes Mal hat eine angenehme schwarze Dame, mit einem Leibesumfang fast so beachtlich wie dem meinen, den Rettungsring rund um meinen Magen anerkennend betrachtet und den Daumen gehoben. Was soll ich sagen? Die Einwanderungsbehörde ist fair und gerecht. Sie ist der wahre Torhüter Amerikas.
    Mit dem US -Außenministerium dagegen und dem geistig behinderten Personal des Konsulats in St. Petersburg habe ich ein Hühnchen zu rupfen. Seit ich vor über zwei Jahren nach Russland zurückgekehrt bin, haben sie meinen Antrag auf ein Visum
neun Mal
abgelehnt und sich dabei jedes Mal auf den Mord berufen, den mein Vater an ihrem kostbaren Geschäftsmann aus Oklahoma begangen hat. Ganz ehrlich: Der Herr aus Oklahoma und seine rotwangige Familie tun mir Leid, es tut mir Leid, dass er meinem Papa vor die Flinte gelaufen ist, es tut mir Leid, dass sie ihn am Eingang des U-Bahnhofs Dostojewskaja mit dem

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