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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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findet keine Worte. »Möge Gott euch Kindern helfen«, sagte er schließlich, nahm seine Begleiterin am winzigen Ärmchen und geleitete sie ans andere Ende des Steges.
     
     
    Kinder?
Meinte der
uns
? Was würden Ice Cube oder Ice-T jetzt machen? Ich griff nach meinem
mobilnik
und wollte gleich meinen Analytiker Dr. Levine anrufen (Park Avenue!) und ihm berichten, dass ich schon wieder von einem meiner Landsleute beleidigt und verletzt, schon wieder gedemütigt worden war.
    Und dann hörte ich, wie mein Diener Timofej seine Tischglocke erklingen ließ. Das
mobilnik
fiel mir aus der Hand, der Puschkin-Verehrer und seine Freundin verschwanden vom Steg, der Steg selbst schwebte davon in eine andere Dimension, sogar Dr. Levine und seine sanften amerikanischen Predigten wurden so leise wie ein entferntes Brummen.
    Es war Fütterungszeit.
    Mit einer tiefen Verbeugung präsentierte Timofej mir ein Tablett mit Störkebab in Zuckercouleur und einer Karaffe Black Label. Ich ließ mich in einen Plastikstuhl fallen, der sich unter meinem Gewicht verzogund verdrehte wie eine modernistische Skulptur. Ich beugte mich über den Stör, roch mit geschlossenen Augen daran wie in einem stillen Gebet. Ich presste meine Füße aneinander, in ängstlicher Erwartung schlug Knöchel an Knöchel. Ich nahm meine Esshaltung ein: die Gabel in der Linken; meine kraftvolle Rechte im Schoß zur Faust geballt, bereit zum Schlag, falls jemand versuchen würde, mir mein Essen wegzunehmen.
    Ich biss in das Störkebab und füllte mir den Mund mit der krossen Kruste und dem weichen fleischigen Inneren. In meinem gigantomanisch weiten Puma-Jogginganzug erzitterte mein Körper, meine heldenhaften Eingeweide drehten sich gegen den Uhrzeigersinn, meine zwiefaltigen Brüste schlugen gegeneinander. Vor mir stiegen die üblichen, vom Essen inspirierten Bilder auf. Ich, mein Geliebter Herr Papa und meine junge Mutter gleiten in einem ausgehöhlten Schwan an einer Grotte vorbei, um uns erklingt triumphale Musik aus der Stalin-Zeit (»Hier ist mein Pass!
Was
für ein Pass! Mein herrlicher roter
Sowjetpass
!«), mein Geliebter Herr Papa reibt mir mit seinen feuchten Händen den Bauch und fährt am Gummi meiner Shorts entlang, und ich spüre die weichen, trockenen Hände meiner Mutter am Nacken und höre die müden, heiseren Stimmen der beiden im Chor: »Wir lieben dich, Mischa. Wir lieben dich, Babybär.«
    Mein Körper begann sich zu wiegen, wie sich fromme Menschen wiegen, wenn die Gottesanbetung sie in Trance versetzt. Ich verschlang das erste Kebab, das zweite, die öligen Störsäfte tropften mir vom Kinn, meine Brüste zitterten, wie unter Eisbeuteln begraben. Wieder fiel mir ein Batzen Fisch in den Mund, diesmal satt mit Petersilie und Olivenöl bedeckt. Ich sog die Düfte des Meeres ein, die Rechte noch immer zur Faust geballt, die Finger in die Handfläche gegraben, die Nase auf dem Teller, meine Nasenlöcher von Störextrakt überzogen, mein kleiner beschnittener
chuj
brennend vom Glück der Erleichterung.
    Und dann war es vorbei. Und dann waren die Kebabs weg. Ich saß vor einem leeren Teller. Ganz allein. Ach, ich Armer! Was sollte nun werden? Dem einsamen Babybär war das kleine Fischlein weggeschwommen. Ich warf mir ein Glas Wasser ins Gesicht, tupfte mich ein wenig mit der Serviette ab, die Timofej mir in den Hosenbundgesteckt hatte. Ich hob die Karaffe mit Black Label an meine kalten Lippen und kippte sie mir mit einer einzigen Drehung meines Handgelenks in den Schlund.
    Rundherum erstrahlte die Welt in goldenem Glanz, die Abendsonne ließ eine Reihe im Wind sich wiegender Erlen erstrahlen; die Erlen klangen wider vom Trillern der Zeisige, der kleinen, gelb gestreiften Freunde aus unseren Kinderliedern. Für einen Augenblick wurde ich zum Idylliker und dachte an meinen Geliebten Herrn Papa, der auf dem Dorf geboren worden war und dem man ein Leben auf dem Land verschreiben sollte, denn nur dort – dösend im Kuhstall, nackt und hässlich, aber doch auch nüchtern – könnte das sanfte Zittern, eine Vorahnung des Glücks, sein aufgedunsenes aramäisches Gesicht erfassen. Eines Tages würde ich ihn hierher mitnehmen müssen, ins »Russische Fischerheim«. Ich würde ihm ein paar eisgekühlte Flaschen seines geliebten Flagman-Wodkas kaufen und ihn auf den abgelegensten Steg entführen, meine Arme um seine von Schuppen bedeckten Schultern legen, seinen winzigen Lemurenkopf in eine meiner Speckschwarten drücken und ihn spüren lassen, dass wir beide

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