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Snapshot

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Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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wie immer.
    Der Tote wartete im hinteren Teil des Markts au f W inter. Durch den Anruf, der ihn vorhin aus dem Bett gerissen hatte, wusste Winter fast alles, was er wissen musste: ein lebloser Körper in einer dunklen Blutpfütze, ein Stich ins Herz. Gefunden hatte ihn eine Frau, die nach Plastiktüten gesucht hatte, um ihre kostbaren Teekannen vor dem Regen zu schützen. Schon jetzt war der Tote eine Nummer, eine Ziffer in einer Statistik. Auf seine Stirn hätte ebenso gut in blutigen Lettern das Wort » Klischee« stehen können. In Glasgow abgestochen zu werden war so ungefähr der gewöhnlichste Tod, den man sich denken konnte.
    Auch den Namen kannten sie schon, denn der Tote war, wie die Schreiberlinge so schön sagten, » polizeibekannt«.
    Sammy Ross, seines Zeichens Schmalspurdrogendealer mit festem Wohnsitz in der Unterwelt. Oder gar keinem Wohnsitz mehr, wie man’s nimmt.
    Außerdem war er Nummer 46 in der Kategorie Tödliche Messerstecherei. Dabei war erst September. Bei den nicht tödlichen Messerstechereien hatten sie gar nicht erst mitgezählt.
    Winter hatte vierzehn der fünfundvierzig Vorgänger fotografiert. Allmählich wurde es langweilig. Er bezweifelte, dass sich sein Fünfzehnter als sehr viel interessanter erweisen würde.
    Eigentlich war es nicht seine Aufgabe, sich darüber Gedanken zu machen, aber ihm fielen auch ohne Nachdenken ein gutes Dutzend möglicher Gründe für Sammy Ross’ Tod ein. Wer Tag für Tag mit Cops zusammenarbeitete, schnappte zwangsläufig das ein oder andere auf.
    Vielleicht wollte jemand weniger zahlen. Vielleicht wollte jemand gar nicht zahlen. Möglicherweise hatte Sammy seinen Stoff mit ein bisschen zu viel Zucker und Milchpulver verschnitten. Oder er hatte mal wieder versucht, Entwurmungspillen als Ecstasy zu verticken. Vielleicht hatte er ein Versprechen abgegeben, das er nicht halten konnte. Vielleicht hatte er jemanden gevögelt, den er besser nicht gevögelt hätte, oder jemanden nicht gevögelt, den er lieber mal gevögelt hätte. Vielleicht hatte er Schulden, vielleicht war er einem Kumpel zur Seite gesprungen, vielleicht war er wegen der Kohle in seiner Hosentasche abgemurkst worden. Vielleicht hatte er jemanden schief angeschaut oder der falschen Fußballmannschaft die Daumen gedrückt. In Glasgow gab es eine Menge Gründe, ein Messer ins Herz zu kriegen.
    Und eigentlich war es auch egal. So oder so würde Winter heute früh Sammys sterbliche Überreste ablichten. Ein schöner Start in den Tag. Sammy lag auf dem Asphalt, und er war bereits halb ausgelaufen– sein einstiges Leben hatte sich in einer Pfütze zu Derek Addisons Füßen gesammelt. DI Addison stand vor dem Toten, die Hände in die Taschen seines Regenmantels gestopft, und betrachtete ihn wie ein Stück Scheiße, das er soeben an seiner Schuhsohle entdeckt hatte. Es war erst September, aber auch er hatte schon ein langes Jahr hinter sich. Winter stellte scharf: zwei Männer, einer lebendig, einer tot. Ein Foto, noch eins, ein drittes. Die zweite Szene. Als das schnelle Klack-Klack-Klack der Kamera ertönte, fuhr Addison herum.
    » Schön, dass du dich auch mal herbequemt hast, Tony. Macht ja nichts, dass wir schon seit ’ner Stunde hier sind. Und hör verdammt noch mal auf, mich zu fotografieren!«
    Winter wusste, dass er es nicht so meinte. Addison hatte nur genauso wenig Lust wie alle anderen, im kalten Regen zu stehen.
    » Fresse, Addy«, sagte er. » Hat halt nicht jeder ein schickes Blaulicht auf seiner Karre. Willst du mich gar nicht vorstellen? Sammy Ross, nehme ich an?«
    » Hast wohl wieder zu viel CSI geguckt. Ja, Sherlock, das ist Sammy Ross. Ein toter Drogendealer mit den üblichen Stichwunden. Also los, mach deine Fotos. Ich bin am Verhungern.«
    » Wann bist du eigentlich nicht am Verhungern?«
    Es war eher die Ausnahme, dass Polizeifotografen in diesem Ton mit Cops sprachen, schon gar nicht mit einem Detective Inspector. Aber Winter durfte das, denn er hatte schon so manche Nacht mit Addison versoffen. Und nach all ihren gemeinsamen Pints wusste er, wo der DI seine Leichen vergraben hatte.
    Aber musste er jetzt ausgerechnet vom Essen reden? Nach der gestrigen Nacht dröhnte Winters Kopf sowieso noch, und alles in ihm hatte sich dagegen gesträubt, aufzustehen und sich in diese Niederungen zu begeben. Er musste daran denken, dass sie bestimmt noch im Bett lag, eingerollt in die Decke, weich, warm und schläfrig. Wie gerne hätte er sich jetzt an sie geschmiegt. Der Himmel über

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