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Snobs: Roman (German Edition)

Snobs: Roman (German Edition)

Titel: Snobs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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ein Wort über die Familie fiel. Dann stand er betont schweigend da und schloss sich vom Gespräch aus, als würde er, David Easton, die Broughtons lieber nicht kennen. Als hätte er sie getestet und für nicht ganz nach seinem Geschmack befunden. Nichts hätte von der Wahrheit weiter entfernt sein können. Aus Fairness möchte ich sagen, dass dieser enttäuschte gesellschaftliche Ehrgeiz David selbst wohl genauso verborgen blieb, wie er uns hätte verborgen bleiben sollen. So kam es mir wenigstens vor, wenn ich ihm zusah, wie er den Reißverschluss seiner Barbour-Jacke hochzog und nach den Hunden pfiff.
    Vielleicht war es ganz passend, dass der Vorschlag zu einer Besichtigung von Edith kam. Isabel fragte uns am Samstag beim Frühstück, worauf wir Lust hätten, und Edith erkundigte sich, ob es in der Nähe nicht »eins von diesen Schlössern« gäbe, und wie es mit einem Besuch dort wäre? Sie sah mich über den Tisch hinweg an.
    »Ich hätte nichts dagegen«, sagte ich.
    Mir entging nicht, wie Isabel David, der am anderen Ende des Tischs tief in seinem Telegraph versunken war, einen raschen Blick zuwarf. Ich kannte und verstand die Broughton-Problematik, und Isabel wusste, dass ich Bescheid wusste, aber als gute Engländer hatten wir natürlich nie darüber gesprochen. Wie es der Zufall wollte, war ich dem Sohn und Erben Charles Broughton, einer etwas schwerfälligen Persönlichkeit, in London ein-, zweimal an Abenden mit Zwittercharakter begegnet, wo sich Showbusiness und bessere Gesellschaft treffen, ohne sich wirklich zu vermischen – wie zwei sich kreuzende Flüsse. Diese Begegnungen hatte ich Isabel verschwiegen, um kein Salz in die Wunden zu streuen.
    »David?«, sagte sie.
    Mit einer weit ausholenden, unbekümmerten Bewegung schlug er die Seiten seiner Zeitung um.
    »Fahrt nur, wenn ihr wollt. Ich muss nach Lewes. Sutton hat schon wieder den Tankdeckel des Rasenmähers verloren. Ich glaube, der frisst die Dinger.«
    »Das könnte ich am Montag erledigen.«
    »Nein, nein. Ich möchte sowieso noch Patronen kaufen.« Er blickte auf. »Wirklich, geht nur.«
    Sein Blick enthielt einen Vorwurf, dem Isabel mit einer kleinen Grimasse begegnete, die vorgab, ihr bliebe ja keine andere Wahl. Die beiden hatten eine stillschweigende Abmachung, das Haus nicht als anonyme, zahlende Besucher zu besichtigen. Erst hatte David erwartet, ohnehin bald die Bekanntschaft der Familie zu machen, und wollte nicht riskieren, von den Broughtons auf der falschen Seite des Absperrseils gesehen zu werden. Als Monate und dann Jahre der Enttäuschung folgten, wurde es zu einer Art Prinzip, das Haus zu meiden, als wollte David den Broughtons die Genugtuung nicht gönnen, ihm gutes Geld für etwas abzuknöpfen, was er von Rechts wegen umsonst haben sollte. Doch Isabel war, wie es Frauen meist sind, pragmatischer veranlagt als ihr Mann und hatte sich an den Gedanken gewöhnt, dass es noch eine Weile dauern könnte, bis sie die ihnen gebührende soziale Stellung in der Grafschaft einnehmen würden. Sie war nun einfach neugierig auf das Haus, das zum Symbol für ihr mangelndes gesellschaftliches Potenzial geworden war, und ließ sich nicht lange bitten. Wir drei stiegen in ihren verbeulten Renault und fuhren los.
    Ich fragte Edith, ob sie Sussex kannte.
    »Nicht sehr gut. Ich hatte einmal eine Freundin in Chichester.«
    »Die schicke Seite.«
    »Ja? Ich wusste nicht, dass Grafschaften schicke Seiten haben. Klingt eher amerikanisch. Wie gute und schlechte Tische im selben Restaurant.«
    »Kennen Sie Amerika?«
    »Nach der Schule habe ich einige Monate in Los Angeles verbracht.«
    »Warum denn das?«
    Edith lachte. »Warum denn nicht? Was hat man mit siebzehn schon für Gründe?«
    »Ich weiß jedenfalls nicht, warum man ausgerechnet nach Los Angeles gehen sollte. Außer, um Filmstar zu werden.«
    »Vielleicht wäre ich gern Filmstar geworden.« Ihr Lächeln, das ihre Worte begleitete, habe ich inzwischen als den zur Gewohnheit gewordenen Ausdruck einer leisen Melancholie deuten gelernt, und ich sah, dass ihre Augen entgegen meinem ersten Eindruck nicht blau waren, sondern von einem nebligen Grau.
    Zwischen zwei mächtigen Steinpfeilern, auf denen Hirschköpfe mit kapitalem Geweih thronten, bogen wir in die breite Kiesauffahrt ein. Isabel hielt an. »Ist das nicht wunderbar?«, fragte sie. Das massive Gebäude von Broughton Hall lag vor uns hingebreitet. Edith lächelte begeistert, und wir fuhren weiter. Sie fand das Haus genauso wenig wunderbar

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