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Snuff: Roman (German Edition)

Snuff: Roman (German Edition)

Titel: Snuff: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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sagt, der irre Mönch Rasputin, der mit seinem angeblich siebenundzwanzig Zentimeter langen Penis die Damen am russischen Hof verführte und manipulierte, dieser verworfene Mönch habe mehrere Mordanschläge mit Zyankali überlebt, weil die Attentäter das Gift jedes Mal in etwas Süßes gemischt hätten: gezuckerten Wein, Konfekt oder Kuchen. Weil sie ihm das Gift zusammen mit seinem wirksamsten Gegenmittel verabreicht hätten.
    Jetzt, zu diesem Zeitpunkt, brauche Branch Bacardi die Pille nur irgendwie mit Cassie Wrights Körper in Kontakt zu bringen, sagt die Assistentin. Ob Cassie das Gift schlucke oder sonstwie in sich aufnehme, sie werde Schwindel, Sinnesverwirrung und Kopfschmerzen verspüren. Ihre Haut werde bläulich anlaufen, ihr Herz werde zu rasen anfangen bei dem Versuch, die Zellen mit mehr Sauerstoff zu versorgen, als sie absorbieren können. Sie werde ins Koma fallen, ihr Herz werde versagen, und in null Komma nichts wäre sie tot.
    »Selbst wenn du an seinen Eiern schnüffelst«, sagt die Assistentin zu mir, »nicht jeder Mensch kann den Geruch von Zyanwasserstoff erkennen.«
    Draußen, irgendwo über uns, weit weg, sind Sirenen zu hören. Allmählich werden sie lauter, sie kommen näher.
    Die Assistentin greift über den Tisch, fegt halb gegessene Muffins zusammen. Pizzaränder. Klebrige Ahornriegel, von denen jemand bloß den Zuckerguss abgeleckt hat.
    Die Sirenen sind noch näher gekommen, jetzt jaulen sie draußen direkt hinter den Betonmauern.
    »Solltest du vorhaben, dich an Ms.Wright heranzumachen«, sagt die Assistentin an mich gewandt, »bilde dir bloß nicht ein, dass du dich einfach so in ihrem Leben einnisten kannst.«
    Sie bückt sich und hebt etwas vom Boden auf. Hält es zwischen zwei Fingern, sieht es stirnrunzelnd an und sagt: »Irgendein Verrückter hat auf den Kondomen rumgekaut...?«
    Und ich hebe die Schultern und sage: »Was es nicht alles gibt.«
    Sie schiebt mit der Schuhspitze ein Gummi zu sich heran und erzählt mir, sie habe monatelang versucht, an Cassie heranzukommen. Dass Cassie einmal erwähnt habe, sie habe ein Kind zur Adoption freigegeben, sei der größte Fehler ihres Lebens gewesen, das habe Cassie nie wiedergutmachen können. Es habe nicht viel Mühe gekostet, Cassie zu überreden, diesen Film zu machen, um dem verlorenen Kind ein Vermögen zu hinterlassen. Um Cassie Wrights trauriges, vergeudetes Leben zu einem halbwegs sauberen Abschluss zu bringen.
    Die Sirenen sind inzwischen so nah, so laut, dass die Assistentin schreien muss.
    Sie wischt weiter Krümel und klebrige Kamellen von den Tischen und schreit: »Nur Hass macht geduldig.«
    Sie schreit, einzig und allein eine lebenslang nagende Wut und ein unüberwindlicher Hass verleihen einem die Entschlossenheit und Ausdauer, stundenlang, bei jedem Wetter, an Straßenecken oder an Bushaltestellen darauf zu warten, dass Cassie Wright zufällig mal vorbeikomme. Um sich an ihr zu rächen.
    Die Sirenen verstummen, auf einmal ist es still, und die Assistentin, Nummer 72 und ich sehen uns in dem leeren Raum fragend an.
    Und Nummer 72 flüstert, aber laut, in der plötzlich eingetretenen Stille: »Du bist es.«
    Nummer 72 würgt den Klumpen aus Zucker und Spucke runter und sagt: »Du bist Cassie Wrights verlorenes Baby.« Er sagt: »Und Cassie hat keine Ahnung.«
    Die Assistentin zerdrückt eine leere Aludose in ihrer Faust und sagt: »Korrektur...« Sie lächelt und sagt: »Mit sofortiger Wirkung bin ich dieses sehr reiche verlorene Baby.«
    Die Assistentin. Ihre Nase ist Branch Bacardis lange gerade Nase. Ihre schwarzen Haare sind seine. Ihre Lippen sind seine Lippen.
    Ich frage, woher sie so viel über Zyankali weiß.
    Und hast du nicht gesehen, Nummer 72 rennt zur Toilette, um seine Eier zu schrubben.

28
     
    Sheila
     
    Etwa eine Zigarette bevor ich Branch Bacardi, unseren Schlussläufer, reinhole, zeigt Ms. Wright mit einem Fingernagel auf ihren Becher mit Orangensaft. Krümmt den Finger zum Zeichen, dass ich ihr den Becher geben soll. Ein, zwei, drei knappe Winke, dass ich ihr den Saft bringen soll, und zwar subito.
    Ich bringe ihr den Becher mit dem Plastikhalm. Biege den Halm, damit sie bequem daraus trinken kann.
    Ms. Wright winkt mich mit einem Finger noch näher heran. So nah, dass ich ihren Schweiß riechen kann. Ich sehe die grauen Wurzeln ihrer blonden Haare. Mit einem Atemzug rieche ich den Muff alten Spermas. Mit dem nächsten Atemzug den staubigen Pudergeruch von Latexkondomen. Den klaren Duft von

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