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Snuff: Roman (German Edition)

Snuff: Roman (German Edition)

Titel: Snuff: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Fleisch?«
    Ich frage, ob sie mich vergiften will? »Du weißt doch«, sagt Sheila: »Die Kaputten lieben die Kaputten.«
    Zyankali und Zucker. Gift und Gegenmittel. Als ob wir uns vielleicht irgendwie ausbalancieren.
    Also ich weiß nicht. Aber dieser Augenblick, während ich mit ihr in der Gasse stehe, draußen vor dem Bühneneingang, die Nummer »72« noch immer auf meinem Arm, und darauf warte, was als Nächstes kommt, dieser Augenblick fühlt sich verdammt gut an.
    Die Männer vom Krankenwagen sind noch drin und massieren das tote Herz von Mr. Bacardi. Hauen ihm dicke Spritzen mit irgendwelchen Mitteln rein. Ein breites Grinsen, das seinen toten Mund verzieht, drückt ihm die Augen zu.
    Und Sheila sagt: »Warte.« In jeder Hand ein Päckchen Scheine. Sie hört auf zu zählen. Sie sieht nach der verschlossenen Eisentür, durch die wir eben ins Freie gelangt sind. Die Tür wurde hinter uns abgeschlossen. Nachdem sie mit einem Klick ins Schloss gefallen war, nachdem alles erledigt war. Sheila lehnt sich an die Tür, dreht den Kopf zur Seite und presst ein Ohr an das Metall. Sie hält die Nase ans Schloss und schnüffelt – die Nasenlöcher am Schlüsselloch, atmet tief ein. Mit einer Hand, um das Geld geballt, greift sie nach der Klinke. Zerrt und zerrt. Mit der anderen Hand, um die andere Hälfte des Geldes geballt, klopft sie an die Eisentür. Klopft lauter. Zerrt heftiger. Sheila stößt mir beide Hände entgegen und sagt: »Halt mal den Scheiß.«
    Ein hauchfeiner Geruch von gebratenem Fleisch. Grillfleisch.
    Der rote Abdruck von meinem Kreuz verblasst auf ihrer Wange.
    Sie drückt mir das ganze Geld in die Hände, und dann fängt sie an zu schreien, schlägt und tritt die Tür und zerrt mit beiden Händen an der Klinke.

34
     
    Mr. 137
     
    Am Set pressen die Rettungssanitäter ihre Hände auf Branch Bacardis rasierte Brust, bleiben mit dem Latex ihrer Handschuhe kleben, ziehen sie mit einem reißenden Geräusch wieder ab, und als darunter Bacardis tote blaue Haut zum Vorschein kommt, sind ihre Latexhandflächen braun von Bräunungscreme. Sie pumpen Bacardis Brust, sein rotes, dunkelrotes Nippelblut färbt ihre Handschuhe. Die Schnittwunde, sein abrasierter Nippel blutet nicht mehr.
    Der Kameramann beugt sich über die schwitzenden Sanitäter, ihre weißen Sachen sind von den Ärmeln bis zum Gürtel dunkelgrau von Schweiß, und Cassie Wright sagt: »Hast du das?« Der Mann, der die Standfotos macht, knipst wie wild, sein Blitzlicht flackert wie ein Stroboskop aus allen Richtungen, dass wir kaum noch was sehen können. Wir blinzeln. Atmen den heißen Dunst aus Schweiß und Parfüm und Sperma.
    Cassie hockt derweil auf Bacardis Hüften, auf den Stoppeln seiner rasierten Schamhaare. Beide Hände auf ihre Knie gestützt, stemmt sie sich hoch. Halb stehend lässt sie ihre Hüften wieder runterklatschen, aber nicht zu schnell, nicht so schnell, dass man Bacardis steifen blauen Ständer nicht in ihr verschwinden sehen kann.
    Sogar tot ist das ein echt großer Schwanz.
    Das brave Lieschen der Dildos. Mit Batterie oder mit Handbetrieb. Tot wie die rosa Gummiedition unter meinem Bett. Wie irgendeine Reliquie in einem Dom. Steif wie die eingeschweißten Auslagen in den Spielzeugläden für Erwachsene. Jetzt ein Sammlerstück. Eine Antiquität.
    Cassie Wright hebt die Hüften und senkt sie klatschend, blau blitzt der leblose Schwanz auf und verschwindet wieder, und sie sagt: »Du willst mir die Show stehlen? Du... du Arsch von einem Schwanz.« Beide sind schweißgebadet. Sie rammt ihre Möse rauf und runter und knurrt: »Du hast mir die beste Szene weggeschnappt, du mieses Dreckschwein.« Aus ihren Augen strömen Tränen, Eyeliner und Mascara schlängeln sich über die runzligen Wangen bis zu ihrem Kinn, ihr ganzes Gesicht zerfällt in ein Gewirr aus schwarzen Rissen.
    Ein Sanitäter drückt durchsichtiges Gelee aus einer Tube und schmiert das Zeug auf einen Handschuh. Einen Fausthandschuh. Dann reibt er den an einem anderen Fäustling, bis das Gelee gut auf beiden verteilt ist. Drähte baumeln aus den Handschuhen und führen zu einem Kasten, an dem ein rotes Lämpchen glüht.
    Der mit dem Gelee sagt: »Zurück!«
    Der andere Sanitäter lehnt sich zurück und lässt Bacardi los.
    Diese Fausthandschuhe, in Wirklichkeit sind das die Elektroden eines Defibrillators. Eine Milliarde Volt, die Bacardi ins Leben zurückholen sollen.
    Der mit den Elektroden schreit »Zurück, Lady!« in Cassies zerbröckeltes, weinendes

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