Snuff: Roman (German Edition)
dem Klo. Und du schmierst dir die Scheiße auf die Rückseite deiner schrumpligen Sackhaut. Und dann versuchst du, sie sauber zu wischen, und die Haut dehnt sich, und es wird alles nur noch schlimmer. Die dünne Scheißeschicht gerät in die Haare, bis an die Oberschenkel. So in etwa fühlt sich das an, ein Tag wie dieser.
Später erzählte mir Cassie, von den Drogen, dem Betaketamin und Demerol, sei ihr das Herz stehen geblieben. Ihr Gehirn wurde kalt, und sie löste sich aus ihrem Körper und schwebte unter der Zimmerdecke, sah da unten sich selbst und die Videokamera, die meinen zuckenden Arsch filmte, während ich sie fickte, bis ihr Herz wieder zu schlagen anfing. Ich habe sie zu Tode und wieder zurück ins Leben gefickt. Ich fuhrwerkte mit ihrem leblosen Körper auf dieser Matratze herum, und damit beendete ich ihr altes Leben, ihren Traum von der Schauspielerei, und gab ihr ein neues Leben.
Sex hat die Wiedergeburt dieses guten, reinen Mädchens bewirkt, aber als jemand komplett anderes.
Cassie schwebte da oben und sah dasselbe, was ich jetzt sehe.
Hinter Sheila kommt der Teddymann die Treppe runter. Er klammert sich mit beiden Händen an das Geländer.
Sheila packt die Stoppuhr, zerreißt die Schnur um ihren Hals und schmeißt die Uhr an die Betonwand. Noch eine kleine Explosion.
Sie geht eine Stufe hinunter und sagt: »Dieser Dreckskerl hat die Pille selbst geschluckt.«
Der Junge geht zu seiner braunen Papiertüte rüber und zieht Tennisschuhe, Jeans und ein T-Shirt heraus. Einen Gürtel. Er steigt in seine Socken und sagt: »Wer?«
Sheila verschränkt die Arme. Sie sieht nach dem Monitor, wo ich Cassie Wrights schlaffen Körper bearbeite, und sagt: »Mein Vater.«
Der Teddymann sagt: »Wer?«
Branch Bacardi.
Ich. Tot und schwebend, genau wie Cassie, nachdem ihr Herz stehen geblieben war.
Sechshundert Männer. Eine Frau. Ein Weltrekord für die Ewigkeit. Der Film – ein Muss für jeden anspruchsvollen Sammler von Erotika.
Keiner von uns hatte vor, ein Snuff-Movie zu machen. Das ist gelogen.
Falls jemand denkt, ich bin am Leben, ist auch das gelogen. Ich habe die Pille genommen.
Der Junge knöpft sein Hemd zu und sagt: »Ist Mr. Bacardi tot?«
Und Sheila sagt, das ist schwer zu sagen. Sie sagt: »Mit seiner braungebrannten Haut und der vielen Bräunungscreme sieht er gesünder und lebendiger aus als wir alle.«
Meine Tochter.
Auf den Monitoren schieße ich meine Ladung tief in Cassies tote Möse, eine Injektion, die sie wieder zum Leben erweckt. Ein vergeudeter Schuss, der absolut nichts gebracht hat, außer dass damit ein Kind gezeugt wurde. Sheila. Ich Idiot.
33
Mr. 72
Es ist vorbei. Wir stehen in der Gasse, nachdem die Sanitäter Sheila gefragt haben, ob es irgendwelche Verwandte gebe? Angehörige, die man benachrichtigen müsse?
Sheila hat bereits den Kopf geschüttelt. Weiße Flocken rieselten aus ihren Haaren, ein kleiner Ascheregen, als sie sagte: »Niemand. Das Schwein hatte niemanden.«
Mr. Bacardi hatte niemanden.
Wir haben Dan Banyan im Keller zurückgelassen, als er sich noch anzog, das Hemd verkehrt herum, die Innenseite nach außen. Er befühlte die Knöpfe und sagte: »Unsere Reality-Show, die könnten wir auch The Blonde Leading the Blind nennen, oder?« Er zog die Hose verkehrt herum an, dann richtig. Er wühlte ein Handy aus der Hosentasche, drückte auf eine Kurzwahltaste, und als sich jemand meldete, sagte er, er brauche jetzt doch keine Unterstützung mehr. Es sei alles aus. Der kaputte alte Knacker, den man ihm schicken wollte, werde nicht mehr gebraucht.
Alles erledigt.
Danach ruft Dan Banyan jemand anderen an und sagt, ja, ja, ja zu einer dringenden Haartransplantation. Danach ruft er ein Restaurant an und reserviert einen Tisch für sich und Miss Wright, heute Abend.
Sheila und ich, wir stehen jetzt allein in der Gasse, hinter dem Gebäude geht die Sonne unter. Diese Sonnenuntergangsfarben, Rot und Gelb wie loderndes Feuer, auf der anderen Seite, von überall. Sheilas Finger blättern die Geldbündel in ihren Händen durch, ihr Mund zählt »... fünfzig, siebzig, hundertzwanzig...« In der rechten Hand kommt sie auf 560 Dollar. Das Gleiche noch einmal in der linken.
»Keine Sorge«, sage ich zu ihr. Sie kann ihre Mom immer noch hassen.
Und Sheila zählt die Scheine noch einmal und sagt: »Danke.« Sie wischt sich die Augen mit einem Zwanzigdollarschein. Sie putzt sich die Nase mit einem Fünfziger und sagt: »Riechst du das auch? Gebratenes
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