So bloody Far (German Edition)
schaute er auf. Cailean stand mit hängenden Armen vor ihm und sah ihn vorwurfsvoll an.
„Du hast sie laufen lassen“, beschuldigte ihn schließlich sein Cousin in einem Tonfall, der ihn prompt erneut gegen Cailean aufbrachte. Im Augenblick fühlte er sich bloß geistig viel zu erschlagen, um sich mit seinem Cousin auseinanderzusetzen.
„Habe ich das?“, fragte Bhreac leise und verfluchte insgeheim den Tag, an dem Lorcan entschieden hatte, dass ihr Cousin ihm zur Seite stehen sollte.
„Warum?“, wollte Cailean wissen. Bhreac sah ihn finster an. Schließlich breitete sich ein kleines Lächeln in seinem Gesicht aus.
„Du willst also wissen warum? Es ist ganz einfach, Cailean. Weil ich die Macht habe diese Entscheidung zu treffen.“
Wie ein vom russischen Geheimdienst gejagtes Verbrecher-Duo waren sie aus Moskau geflohen. Keiner von ihnen hatte in dieser Zeit viel gesprochen, denn jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und versuchte sich und seine Emotionen zu sortieren. Songlian hatte ein Auto gestohlen und dieses Mal fuhr er wie ein Wahnsinniger, bis seine blutende Schulter sie zu einem Zwischenstopp zwang. In Minsk gab Songlian endlich auf und ließ sich von einem betrunkenen Pfuscher die Kugel entfernen. Danach benötigte er mehrere Stunden, um sich von diesem stümperhaften Eingriff zu erholen, weil auch er keine Blutkonserven mehr hatte, die den Heilvorgang hätten beschleunigen können.
Far fühlte sich während ihrer Flucht durch Russland wie in einem Traum und konnte kaum schlafen, aus Furcht am nächsten Morgen neben dem falschen Walker aufzuwachen. Dazu kam Bhreacs absonderliches Verhalten, das an ihm und offenbar auch an Songlian nagte. Allerdings traute sich Far nicht darüber zu reden. Songlian schien das Thema ohnehin meiden zu wollen.
Schließlich stiegen sie in ein Flugzeug, das sie erst nach England brachte und von dort aus flogen sie Nonstop nach New York weiter. Zurück in ihrer Wohnung stellten sie verblüfft fest, dass sie einander fremd geworden waren und auch ihre Rückkehr ins Police Department verlief seltsam steif und angespannt. Nichts war mehr so wie zuvor.
™ ˜
Ratlos sah Songlian seinen Geliebten an. Far lag still und mit abgewandtem Gesicht da. Seine Augen, die früher viel über ihn verraten hatten, hielt er geschlossen. Auf Songlian wirkte er wie tot, hätte sich nicht seine Brust unter den Atemzügen regelmäßig gehoben. Er schien nicht einmal gemerkt zu haben, dass Songlian ihr Liebesspiel eingestellt hatte. Ihr Liebesspiel? Wohl eher seins. Denn Far verhielt sich vollkommen passiv. Er ließ sich von Songlian liebkosen und nahm ihn auch in die Arme. Aber das war bereits alles. Er gab nichts zurück, schien gar nicht anwesend zu sein. Miteinander zu schlafen war somit ein Ding der Unmöglichkeit.
Er ist wie weggetreten, fuhr es Songlian durch den Kopf. Vor dieser Situation standen sie seit ihrer Rückkehr aus Russland nicht zum ersten Mal. Far willigte zwar immer ein, wenn er seine Lust auf Sex signalisierte, aber dann hatte Songlian den Eindruck, genauso gut mit einem Ziegelstein ins Bett gehen zu können. Wobei ein Ziegel wahrscheinlich noch anschmiegsamer wäre. Dabei hatte Songlian alles versucht, um Far psychisch aufzubauen.
Was erwartete Far jetzt von ihm? Dass er die aktive Rolle übernehmen und ihn genauso gefühllos bespringen würde, wie er dalag? Und ihm hinterher ein Fertig! mitteilte?
„Far?“ Keine Reaktion. „Far!“
Songlian kniff ihn in die Nase und hatte damit endlich Erfolg.
„Was ist los?“, fragte Far.
„Willst du das wirklich wissen? Ich glaube, unsere Vorstellungen von Sex und Liebe driften auseinander. Das ist los. Ich wollte mit dir schlafen und dich nicht hinrichten.“
Stahlgraue Augen sahen ihn an, ohne dass Songlian darin auch nur eine Gefühlsregung erkennen konnte. Far schwieg. In letzter Zeit hatte er es darin zur wahren Perfektion gebracht.
„Far, was hat Bhreac getan? Hat er deinen Willen beeinflusst? Ist es das? Sofern du mich lässt, könnte ich mithilfe meiner telepathischen Mö…“
„Bleib ja aus meinem Kopf raus!“ Far richtete sich auf und rutschte etwas von Songlian ab, als ob er Abstand bräuchte.
„Wie soll ich dir helfen, wenn du mich nicht lässt?“
„Ich brauche deine Hilfe nicht.“
Zumindest an Fars Sturkopf hatte sich nichts geändert.
„Falls Bhreac dich beeinflusst hat, wirst du ohne meine Hilfe nicht dagegen ankommen“, sagte Songlian bemüht ruhig.
„Er hat mich
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