So erobere ich dein Herz
Shannas Gesicht. „Nachgiebigkeit steht Ihnen nicht.“
„Nein.“ Er seufzte. „Genauso wenig wie sexuelle Enttäuschung. Ich brauche eine kalte Dusche.“
Ihr Lächeln wurde breiter. „Funktioniert das?“
Rick zog eine Grimasse. „Das werde ich wohl herausfinden müssen.“
„Bis jetzt haben Sie noch keine Erfahrung damit, oder?“
„Nein, eine kalte Dusche war bisher nie notwendig“, sagte er betont.
„Bescheidenheit kann man Ihnen wahrlich nicht vorwerfen“, spöttelte sie.
„Auf den Gedanken ist auch noch niemand gekommen.“
Sie schnappte nach Luft. „Sie sind unglaublich!“
„Unglaublich – wie in ‚großartig‘? Oder wie in ‚arrogant‘? Nein, sagen Sie nichts, ich kann es mir denken.“ Er schüttelte den Kopf. „Sie schaden meinem Selbstbewusstsein, Shanna.
Und außerdem leidet mein Ruf. Die Damen, die ich mit hierherbringe, gehen nicht, zehn Minuten nachdem sie gekommen sind.“
„Vermutlich sind es dann keine richtigen Damen“, gab sie knapp zurück.
„Ja, vielleicht. Kommen Sie, ich begleite Sie zu Ihrem Wagen.“ Er fasste ihren Ellbogen.
„Das ist nicht nötig.“ Sie schüttelte den Kopf.
„Meine Mutter verzeiht es mir nie, wenn sie erfährt, dass ich eine Dame nicht bis zu ihrem Auto gebracht habe“, behauptete er.
Shanna zuckte ergeben die Schultern. Sich zu wehren war sinnlos, dieser Mann tat immer genau das, was er wollte. „Ich wusste nicht, dass Ihre Mutter noch lebt.“
„Meine Eltern leben beide noch. Dad hat sich vor fünfzehn Jahren aus dem Geschäft zurückgezogen, damit er mehr Zeit mit meiner Mutter verbringen kann“, erzählte Rick. „Sie hat Probleme mit dem Herzen.“ Er runzelte die Stirn. „Dad ist fast zwanzig Jahre älter als sie, bei der Hochzeit war sie erst achtzehn. Und doch wird sie wahrscheinlich eher sterben als er. Mein Vater hat das nie wirklich akzeptieren können.“
„Das tut mir leid.“
„Ja, mir auch.“ Er war zu sehr in seine eigenen Gedanken vertieft, um zu bemerken, wie blass Shanna plötzlich geworden war. „Seit vierzig Jahren hält ihre Liebe. Ich weiß nicht, was Dad tun wird, wenn meine Mutter einmal nicht mehr da ist.“ Seine Miene wurde verschlossen. Sie waren im Foyer angelangt. „Aber ich wollte Sie nicht mit meiner Familiengeschichte langweilen“, sagte er, als er ihr die Tür aufhielt.
„Sie haben mich nicht gelangweilt“, entgegnete sie leise.
„Nicht?“ Er schaute in ihr betroffenes Gesicht.
„Nein, ich …“ Sie unterbrach sich und presste die Lippen zusammen. „Ich sollte besser gehen.“ Sie bemühte sich um einen unbeschwerten Ton. „Mein neuer Chef kommt nämlich morgen früh ins Büro, da will ich frisch und munter sein.“ Sie bemühte sich um ein Lächeln.
Rick erwiderte ihren freundlichen Blick. „Mir wäre es lieber, wenn Sie verschlafen und anschmiegsam wie ein Kätzchen wären, weil Sie die Nacht in meinem Bett verbracht haben.“
Statt einer Antwort startete Shanna den Motor. „Wir sehen uns morgen früh, Mr. Dalmont.“
„Punkt zehn, Mrs. Logan“, betonte er übertrieben und trat vom Wagen zurück.
Nachdenklich fuhr sie nach Hause. Nach Ricks Kuss war sie soweit gewesen, aus der Hotelsuite zu marschieren und Rick Dalmont noch mehr zu verabscheuen. Doch als er über seine Eltern sprach, über die Sorgen, die er sich um sie machte, erschien er weit weniger selbstherrlich. In diesem Moment war er Ricardo, der Sohn, der seine Eltern liebt. Dieses neue Bild von ihm könnte gefährlich für sie werden, befürchtete Shanna. Es könnte die Schutzmauern durchbrechen, die sie im vergangenen Jahr um sich gezogen hatte. Jene Mauern, die sie für den Rest ihres Lebens brauchte.
Als Henry am nächsten Morgen wenige Minuten nach neun bei Shanna im Büro anrief, hatte sie ihn bereits erwartet.
„Dein gestriges Verhalten war absolut kindisch, Shanna“, schalt er sie.
„Das hat Rick mir schon gesagt“, gab sie trocken zurück.
„Da hat er auch völlig recht“, brauste Henry auf. „Zumindest ist er bereit, es dabei zu belassen und keine weiteren Konsequenzen zu ziehen.“
„Woher weißt du das?“, fragte sie erstaunt.
„Nun, ihr beide seid zum Lunch gegangen, und gestern auf der Party wart ihr auch zusammen.“
„Stimmt.“ Shanna seufzte. „Aber du solltest nicht zu viel in diese Tatsachen hineinlesen, Henry.“
„Jeder hat gestern das Gleiche gedacht wie ich. Rick ist nicht gerade bekannt für seine Treue, aber er ist den ganzen Abend nicht von deiner Seite
Weitere Kostenlose Bücher