So funktioniert die Wirtschaft
Tochtergesellschaften gründen und die arbeitsintensiven Tätigkeiten dorthin ausgliedern.
Beispiel
Im Mai 2011 meldete die Nachrichtenagentur Reuters, dass Lufthansa ihre bis dahin zentral gesteuerte Catering-Tochter LSG SkyChefs auf zwölf neue Gesellschaften in ganz Deutschland aufteilen werde. Damit wolle sich Lufthansa aus dem Griff der mächtigen Gewerkschaften am Standort Frankfurt lösen. Nach Angaben des Managements arbeiteten die SkyChefs um 30 % teurer als die Konkurrenz. Deshalb müssten langfristig die Kosten gesenkt werden, was in diesem Bereich fast nur über Lohnsenkungen möglich sei.
Das führt dazu, dass etwa die Reinigungskräfte oder auch die Büroangestellten in der Gehaltsbuchhaltung nicht mehr davon profitieren können, dass die Fabrikarbeiter mit ihrer groÃen Verhandlungsmacht Tarifverträge erstreiten, die auch für sie günstige Konditionen beinhalten. In aller Regel sinken bei einer Ausgliederung von Teilunternehmen dieLöhne und Gehälter der betroffenen Mitarbeiter, oft sogar sehr deutlich.
Beliebt ist auch die Aufspaltung in Tochterunternehmen nicht nur entlang von Tätigkeiten, sondern auch in unterschiedlich kapitalintensiv arbeitende Sparten. Dadurch lassen sich die Löhne in den weniger kapitalintensiven Sparten drücken.
Beispiel
Durch die Ausgründung von Regionalfliegern aus dem Mutterkonzern gelang es Lufthansa und anderen Fluggesellschaften in den letzten Jahren, die Löhne der dort beschäftigten Piloten und sonstigen Mitarbeiter deutlich zu drücken. Regionalflieger nutzen kleinere Maschinen, die erheblich billiger sind als die groÃen Langstreckenflugzeuge. Der Arbeitskostenanteil ist bei ihnen dadurch höher, die Kapitalintensität spiegelbildlich geringer.
In der Automobilindustrie wird die Abspaltung der weniger kapitalintensiven Produktionszweige schon lange sehr intensiv betrieben. Während die Pioniertat von Ford noch darin bestand, eine integrierte Fabrik zu erstellen, in die Rohmaterialien für Stahl am einen Ende hineingingen und ein fertiges Automobil am anderen Ende herauskam, funktioniert die Branche heute ganz anders. Daimler, Volkswagen und BMW betreiben nur noch die kapitalintensiven FertigungsstraÃen selbst. Sehr viele der Teile, die an diesen StraÃen in die Fahrzeuge eingebaut werden, werden von Zulieferern gefertigt. Diese produzieren in aller Regel mit geringerem Kapitaleinsatz und sind oft kleiner. Gewerkschaften haben dort einen schwereren Stand, die Löhne sind niedriger.
Wichtig
Durch Ausgliederung von Tochtergesellschaften, in die arbeitsintensive Produktionsprozesse ausgelagert werden, gelingt es vielen Unternehmen, die Löhne eines Teils ihrer Belegschaft deutlich zu drücken.
Warum verdienen Frauen weniger als Männer?
Frauen verdienen in Deutschland, wie in den meisten anderen Ländern, erheblich weniger als Männer in vergleichbarer Position und sind in Führungspositionen weit seltener anzutreffen. Das gilt umso mehr, je höher die Führungsposition angesiedelt ist. Hier soll es nicht um die (wichtige) Frage gehen, ob und wie Männerseilschaften ihre Pfründe verteidigen oder ob Unterschiede in der weiblichen und männlichen Psyche dazu führen, dass Frauen weniger hart verhandeln und weniger intensiv um die Führungsposten konkurrieren.
Beispiel
Ein Ãkonomenteam heuerte Testkäufer an, die versuchen sollten, bei Gebrauchtwagenhändlern gute Preise auszuhandeln. Alle wurden in der gleichen Verhandlungsführung geschult, traten gleich auf und waren ähnlich ausstaffiert. Dennoch waren die Händler gegenüber Frauen und Schwarzen viel weniger nachgiebig als gegenüber weiÃen Männern. Es nützt Frauen also nicht unbedingt sehr viel, wie Männer aufzutreten, wenn die Gegenseite in Schablonen denkt. So richten sich die Gebrauchtwagenhändler nach ihren Erfahrungswerten, wonach Frauen weniger kundig und daher leichter zu übervorteilen sind.
Hier soll es v. a. um die Frage gehen, warum der Wettbewerb um die besten Mitarbeiter und Führungskräfte Unternehmen nicht dazu zwingt, Frauen annähernd gleich gut zu bezahlenund ihnen annähernd gleich gute Karrieremöglichkeiten zu bieten wie Männern. Um das zu verstehen, ist es wiederum wichtig, sich zu verdeutlichen, wie begrenzt der Wettbewerb der Arbeitgeber um Arbeitskräfte im Normalfall ist. Eine Frau in einem bestimmten Beruf hat i. d. R. nur
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