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So habe ich es mir nicht vorgestellt

So habe ich es mir nicht vorgestellt

Titel: So habe ich es mir nicht vorgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Tisches, an der Wand über dem Spülbecken, hing ein Schrank, dessen Türen offenstanden, und Jo’ela konnte Dutzende von Konservendosen sehen, fast alle enthielten Mais und saure Gurken.
    »Es ist unmöglich, das Gefühl zu lehren, wie man sich verhalten soll. Es funktioniert von allein. Das Problem beginnt, wenn sich der Mensch seinen Gefühlen entfremdet und sich ihnen nicht mehr unterwirft. Wenn ein Mensch sehr sensibel ist und sein Gefühl sehr stark und er es mit Gewalt unterdrückt, das heißt, wenn er sich nicht mehr seinem Gefühl entsprechend verhält und es ignoriert – das heißt, er kann sich nicht anders verhalten, aber er ignoriert sein Gefühl –, dann kommt es zu einem Problem.«
    Nun fing die Frau mit dem vierten Abschnitt an. »Der vierte Abschnitt …«, sagte sie.
    »Der dritte«, korrigierte Hila sie.
    »Der vierte!« beharrte die Frau und zählte die Namen der vorigen Abschnitte auf. »Das sind die Seelenwanderungen. Die Seelenwanderung ist ausschlaggebend. Sie gibt ein Beispiel, wie die Seele mit ihrer Hauptuhr … mit Korrelation oder ohne, wie man eine optimale Wiederverkörperung macht, er zeigt die Inkarnation vor der jetzigen, also was Sie aus ihren vorigen Leben mitbringen.«
    »Wer?«
    »Der Stützer«, sagte die Frau. »Er zeigt Ihnen zwei Leben, das optimale und das vorige, vor dem jetzigen.«
    »Und das passiert erst im vierten Abschnitt?« fragte Hila empört. »Und was macht man, bis man zu ihm kommt?«
    Die Frau lachte leise. »Machen Sie sich da keine Sorgen, Schätzchen.« Ein gönnerhaftes, verführerisches Lachen. »Bis dahin muß man sich vielen anderen Dingen stellen, sonst sind die Reinkarnationen ohne Bedeutung.«
    Jo’ela seufzte. Die Frau war noch nicht mal bei der Hälfte.
    »Und der fünfte Abschnitt: Von wo sind Sie hergekommen, aus welcher kosmischen Schule sind Sie gekommen, von welchem Planeten, ist es überhaupt ein Planet aus unserem Planetensystem, und zu welchem Stern, zu welcher Schule werden Sie gehen, wenn Sie diesen Körper verlassen. Daran können wir sehen, wie Sie die eine Hälfte Ihrer Reinkarnationen leben und wie Ihre Bestimmung ist, die anderen zu leben. Hälfte nicht in dem Sinn, daß man die Leben nimmt und einfach teilt, denn wir kennen nicht die Anzahl Ihrer Leben, sondern wie Sie auf einer Stufe leben und wie Sie zur nächsten aufsteigen sollen. Okay?«
    Vermutlich hatte Hila zustimmend genickt. In der Küche wurde es still. Jo’ela neigte sich vor. Sie konnte sehen, wie Hila das Kinn aus der Hand nahm und zurückwich. Die Frau sah aus wie von einer versteckten Feder gespannt, sie sprang auf, dehnte sich und bog dann den Oberkörper vor, sie drehte den Hals, als führe sie einen Kampf mit Luftströmungen, ihre Zunge, rosa und spitz, befeuchtete die Lippen. Als sie anfing zu sprechen, war ihre Stimme schläfrig, singend, leise und weich, als wäre sie Zeugin eines großen, freudigen Akts der Liebe. »Guten Tag, hier ist Stützer, Wandel unterwegs, beladen, es scheint, daß …« Sie flüsterte, und Jo’ela ging auf die andere Seite des Tisches, so daß sie nun direkt vor dem weißhaarigen alten Mann stand, und lauschte entgeistert und ungläubig der einlullenden Stimme. »…Wandel hat hier nichts zu sagen … diese Seele wurde in ihrer ersten Existenz im rechten Gehirnlappen geboren, dem intuitiven, kreativen Lappen, dem verpflichtenden, aktiven, dieser Bezirk verlangt größtmögliche Bewegungsfreiheit, das Aufsteigen in Höhen, kein Sinken in die schwache Welt, das Wesen dieser Seele, ihr Charakteristikum, ist schwebende Leichtigkeit, nur aus ihr kommt das Schöpferische, aus ihr kommt die Bewegung, die alle Wahrnehmungen beeinflußt.«
    Wie hypnotisiert starrte Jo’ela die geschlossenen Augen der Frau an, die ihre dünnen Arme um den Körper geschlungen hatte, und lauschte den rhythmischen Worten, die immer mehr zu einer Melodie wurden, als spreche sie wirklich Dinge aus, die ihr mitgeteilt wurden. »Auf die Reaktionen – auf die Ruhe – auf die Reaktionen und – auf die Seufzer.« Die Melodie der Worte verwandelte sich in eine Art Gebet: »Denn der Charakter, der verstanden wird von dieser Ausprägung – läßt sich auf dem Aufbau der Charakterisierung nieder – will alles sehen von einem hohen Platz – um den Ort des Erbes perspektivisch zu sehen – den Ort der Geburt. – Ein Teil der Stirn war nicht genug, weil diese Seele dazu neigt, sich zusammenzupressen und durch die Enge zu den Anfängen zurückzugleiten. Diese Seele

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