So hoch wie der Himmel
falls du es dir noch anders überlegen willst …«
»Falls ich es mir noch anders überlegen will?« Sie lachte, als Kate zusammen mit Margo ehrfürchtig das elfenbeinfarbene Märchen aus der Schutzhülle zog. »Seid ihr wahnsinnig? Heute erfüllen sich alle meine Träume. Dies ist mein Hochzeitstag, der Anfang meines Lebens mit dem Mann, den ich liebe.« Strahlend fuhr sie zu den Freundinnen herum, während sie aus ihrem Morgenmantel glitt. »Er ist so süß, so gutaussehend, so geduldig und so nett.«
»Sie meint, dass er sie noch nicht zum Augenblick der Wahrheit gezwungen hat«, stellte Margo trocken fest.
»Er respektierte meinen Wunsch, bis zu unserer Hochzeitsnacht zu warten.« Lauras brave Miene machte einem verwegenen Grinsen Platz. »Auch wenn ich es jetzt kaum mehr erwarten kann.«
»Ich habe dir doch schon erklärt, es ist nichts Besonderes.«
»Oh doch, wenn man einen Menschen liebt, ist es das.« Vorsichtig stieg sie in das kostbare Gebilde, das Margo in Händen hielt. »Du hast Biff schließlich nicht geliebt.«
»Nein, aber ich war ziemlich wild auf ihn, was auch nicht zu verachten ist. Ich fand es ja ganz nett. Aber vermutlich braucht man tatsächlich ein wenig Übung.«
»Die kriege ich bestimmt.« Bei diesem Gedanken flatterte Lauras Herz wie ein Schmetterling. »Als verheiratete Frau. Oh, seht mich an!« Laura starrte auf ihr Spiegelbild. Die meterlange Seide war mit Hunderten winziger Zuchtperlen besetzt, die im Sonnenlicht schimmerten. Die Ärmel des Kleides bauschten sich an den Schultern und wurden zu den Handgelenken hin schmal. Margo und Kate machten die Schleppe fest und Kate drapierte sie so, dass sie sich wie ein Wasserfall aus Seidentüll auf dem Fußboden ergoß.
»Der Schleier!« Hinter Margos Augen stiegen Tränen auf. Da sie die größte der drei Mädchen war, legte sie die Perlenkette um den Lockenkranz, zu dem Lauras Haar gesteckt war, und fächerte das meterlange Gebilde auf. Ihre älteste Freundin, dachte sie, während ihr eine Träne über die Wange kullerte. Ihre Herzensschwester. An einem Wendepunkt. »Oh, Laura, du siehst wie eine Märchenprinzessin aus. Ehrenwort!«
»Ich fühle mich auch wunderschön – wirklich wunderschön!«
»Entschuldige, dass ich immer behauptete, das Kleid habe zu viele Rüschen.« Kate setzte ein zittriges Lächeln auf. »Ganz falsch – es ist absolut vollkommen. Warte, ich hole meine Kamera.«
»Als würden heute nicht sowieso mindestens eine halbe Million Aufnahmen gemacht«, sagte Margo, als Kate eilig den Raum verließ. »Eigentlich ist jetzt Mr. Templeton gefragt. Und dann schätze ich, dass man sich in der Kirche wiedersieht.«
»Ja. Margo, ich weiß, dass du und Kate eines Tages ebenso glücklich sein werdet, wie ich es heute bin. Ich kann es gar nicht erwarten, dann ebenfalls dabeizusein.«
»Heute kommst jedenfalls erst mal du unter die Haube.« An der Tür drehte sie sich noch einmal um und blickte die Freundin an. Sie fürchtete, dass nichts und niemand ihr jemals ein Gefühl vermitteln würde, das ihre Augen derart schimmern lassen würde wie diejenigen von Laura. Also, dachte sie und trat lautlos in den Korridor hinaus, sähe sie es lieber von vornherein auf Ruhm und Reichtum ab.
Sie fand Mr. Templeton in seinem Schlafzimmer, wo er fluchend an seiner Krawatte nestelte. Er war der Inbegriff der Eleganz in seinem taubenfarbenen Rock, dessen Ton genau dem Grau der Templetonschen Augen entsprach. Er hatte breite Schultern, an die eine Frau sich anlehnen konnte, fiel ihr auf, und die wunderbar stattliche Größe, die er an Josh weitergegeben hatte. Im Augenblick runzelte er ungeduldig die Stirn, aber trotzdem waren seine Züge mit der geraden Nase, dem harten Kinn und den Falten um den Mund bemerkenswert markant.
Mit Bewunderung im Blick betrat sie den Raum. Er besaß das Gesicht eines Vaters.
»Mr. Templeton, wann werden Sie endlich lernen, wie man einen ordentlichen Knoten knüpft?«
Seine Stirn glättete sich und er zwinkerte. »Nicht, solange es genügend hübsche Frauen gibt, denen ich diese Arbeit überlassen kann.«
Gehorsam trat sie vor ihn und ordnete das Durcheinander, das er mit dieser Zierde angerichtet hatte. »Die Farbe steht Ihnen fabelhaft!«
»Niemand wird mich oder irgendeinen anderen Mann auch nur zweimal ins Auge fassen, solange meine Mädchen in der Nähe sind. Du siehst einfach bezaubernd aus, Margo.«
»Warten Sie erst, bis Sie Laura sehen.« Sie bemerkte seinen besorgten Blick und küßte ihn
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