So hoch wie der Himmel
entschuldige ich mich bei dir.«
»Dann entschuldige ich mich bei dir dafür, dass ich Claudio geküßt habe, obwohl es nur ein Kuß der Freundschaft und Dankbarkeit war. Er hat mich besucht, um mir seine Hilfe und eine Rolle in seinem nächsten Film anzubieten.«
Josh sah sie reglos an. »Ach, dann war das also der Claudio.« Das Chaos in seinem Inneren schnürte ihm die Kehle zu. »Hm – sieht nun nach deinem großen Durchbruch aus.«
»Es könnte einer sein«, sagte sie gedehnt, ehe sie sich zum Gehen wandte. »Jedenfalls weiß ich rückblickend, wie es auf dich gewirkt haben muß und weshalb der Ofen aus war.«
Beinahe hätte er geflucht. »Wie schuldig soll ich mich jetzt fühlen, deiner Meinung nach?«
»Wahrscheinlich fühlst du dich schon schuldig genug.« Sie drehte sich um und tippte ihn leicht an. »Aber außer in diesem Fall liegst du auch noch in einem anderen Zusammenhang daneben. Ich sehe dich nicht als einen verwöhnten, verantwortungslosen Dandy. Vielleicht habe ich das früher gedacht und einen gewissen Widerwillen gegen dich gehegt, weil du nach meiner damaligen Sicht mit lauter Privilegien zur Welt gekommen bist. Himmel, ich fand es
so
ungerecht«, verbesserte sie sich und sah ihn schuldbewußt an. »Es hat mich wütend gemacht, dass dir alles einfach so in den Schoß gefallen war.«
»Was du mir auch mehr als einmal deutlich zu verstehen gabst.«
»Mag sein! Aber nicht deutlich habe ich dir zu verstehen gegeben, wie sehr ich den jetzigen J. C. Templeton bewundere. Ich weiß, wie wichtig du für euer Unternehmen bist und umgekehrt. Inzwischen verstehe ich auch, wieviel Verantwortung du trägst und wie ernst du sie nimmst. Ich bitte dich inständig, mir zu glauben.«
»Du gibst mir das Gefühl, ein vollkommener Idiot zu sein.« Er musste einen Sicherheitsabstand schaffen, so dass er über die geflieste Terrasse ging und auf die Klippen hinuntersah. »Hiermit bestätige ich«, brachte er nach einem Moment hervor, »dass mir deine Meinung von mir sehr viel bedeutet.« Schließlich fuhr er fort: »Das Mädchen, das du warst, hat mich immer fasziniert und oft sehr aufgebracht, Margo.«
Sie zog eine Braue hoch. »Darüber hast auch du mich nie im Zweifel gelassen.«
»Und deine Wirkung auf mich ist geblieben; aber zugleich zolle ich der Frau, die du geworden bist, etlichen Respekt. Ich bewundere sie sogar aufrichtig.«
Dann gab es also Hoffnung, dachte sie zögernd. Und wo es Hoffnung gab, konnte auch neuer Raum für Vertrauen und Liebe entstehen. »Ich möchte, dass wir wieder Freunde sind, Josh. Du bist einfach zu wichtig für mich, als dass ich dich plötzlich aus meinem Leben verbannen könnte. Wir haben es schon früher geschafft, einander beizustehen. Und ich möchte, dass das zwischen uns in Ordnung kommt.«
»Freunde!« Um ein Haar wäre er an diesem Wort erstickt.
»Weißt du, diesen Teil unserer gemeinsamen Geschichte haben wir beide neulich einfach ausgeblendet. Ich möchte nicht, dass das noch einmal passiert.« Sie lächelte ihn an, ihr Zopf war windzerzaust und ihre Augen blitzten in der Sonne, die langsam im Westen unterging.
»Du stellst dich also einfach so hin und erklärst mir, dass wir mittels Freundschaft unsere Probleme lösen.«
»Sie könnte eine Möglichkeit sein.«
Einen derartigen Zustand hielte er nicht aus. Im Rahmen einer reinen Freundschaft stürbe er. Der Sturm der Liebe in seinem Inneren war viel zu rauschend für bloße Anteilnahme und Geduld. Langsam kehrte er zu ihr zurück. »Ich fürchte, einer von uns beiden muß durchgedreht sein.«
»Gönnen wir uns beiden etwas Zeit. Vielleicht fangen wir damit an, dass du mir einen netten Rat erteilst.« Sie hakte sich bei ihm ein und führte ihn um das Haus herum. »Ist es hier nicht wunderbar? Warte, bis du den Brunnen im Garten siehst. Einfach zauberhaft. Natürlich fehlt ein Pool. Das Grundstück wäre groß genug dafür. Und die Aussicht von dem oberen Balkon – das ist sicher das Schlafzimmer, meinst du nicht? Bestimmt märchenhaft. Es soll im Haus mindestens zwei Kamine geben. Ich habe es mir noch nicht von innen angesehen, aber schön wäre einer von ihnen im Schlafzimmer.«
»Warte einen Augenblick! Moment!« Seine Gedanken wirbelten im Kreis. Ihr Parfüm umwölkte seinen Geist und ihre Worte drangen kaum in sein Bewußtsein.
»Und sieh dir die Bougainvilleen an. Eigentlich müßten sie gestutzt werden, aber der Wildwuchs gefällt mir auch. Die Terrasse ist für Empfänge geradezu wie geschaffen,
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