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So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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aus dem Gesicht geschnitten. Er hatte die wundervollen dunklen Haare wie Angela McGregor, die sich jetzt mit raschen Schritten ihrem Sohn näherte. Seine Gesichtshaut war von porzellanartiger Zartheit, die eigentlich zu einem jungen Mann gar nicht passte.
       „Du musst mich nicht suchen, Mum“, meinte der Junge, als sie ihn erreicht hatte. „Ich bin beinahe zwölf Jahre alt, fast erwachsen. Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du mich suchst.“ Eine tiefe Furche zeigte sich auf seiner Stirne, von der eine weitere Furche in Richtung Nasenwurzel abging.
       „So geht das nicht, Benjamin.“ Die Stimme der schönen Frau klang nicht mehr besorgt sondern zornig. „Ich habe dich den ganzen Tag über kaum gesehen. Gerade mal zu Mittag bist du gekommen. Wo warst du denn? Ich merke immer deutlicher, dass du ein seltsames Leben führst, zu dem wir, deine Eltern, keinen Zugang mehr haben. Das kann so nicht weitergehen, Benjamin.“
       „Ich mache doch nichts“, begehrte der Junge auf, der kaum mehr als einen Kopf kleiner war als seine Mutter. „Was ist denn dabei, wenn ich meine Zeit im Park verbringe? Hier fühle ich mich wohl, und hier hab ich auch meine Freunde.“
       „Freunde? Wen denn? Ich sehe niemanden, nur, dass du immer allein und dementsprechend seltsam wirst.“
       „Ach Mum, lass das doch. Ich muss dir nichts erklären. Du würdest es ohnehin nicht verstehen. Geh ins Haus zurück, ehe du dich erkältest. Ich werde bald zu euch kommen, und dann können wir noch eine Weile reden.“ Benjamin wurde sichtlich nervös.
       Angela schüttelte den Kopf. „Du hast dich in den beiden vergangenen Jahren so sehr verändert, dass ich meinen bezaubernden kleinen Sohn nicht mehr wiedererkenne. Was ist nur passiert mit dir?“ Sie schaute sich suchend um, denn sie wusste ganz genau, wo Benjamin die Zeit verbrachte, in der er nicht zuhause war. Mit Schaudern dachte sie an den Platz im hinteren Teil des Parks, den er selbst bearbeitete, wie er immer sagte.
       „Darf ich deinen Garten sehen? Vielleicht erklärst du mir auch endlich, was das alles zu bedeuten hat.“ Angela legte einen Arm um die Schultern ihres Sohnes. „Du hast dir deine eigene Welt aufgebaut, und die möchte ich dir auch nicht nehmen. Aber lass mich wenigstens ein bisschen dran teilhaben.“
       Benjamin schaute genervt nach oben zum Himmel. Doch da war nur das dichte Blätterdach der alten Bäume, das den weitläufigen Park den ganzen Tag über in gedämpftes Licht tauchte. Nur hin und wieder, wenn der Wind die Äste bewegte, huschten kleine helle Blitze über den moosbewachsenen Boden.
       „Bitte Mum, nicht heute“, sagte der Elfjährige, der erwachsener wirkte als er an Jahren war. „Wenn alles fertig ist, werde ich dir meinen Seelengarten zeigen. Aber erst dann.“
       „Seelengarten?“ Angela spürte erneut, wie ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief. Sie wollte noch weiter fragen, aber ein Blick in das entrückte Gesicht ihres Sohnes verschloss ihre Lippen. Seine schönen blauen Augen wirkten starr und sein Mund war ein wenig geöffnet, als wollte er etwas sagen.
       „Benjamin?“
       Der Junge zuckte zusammen. „Sorry, Mum“, sagte er und grinste die Mutter spitzbübisch an. „Geh schon ins Haus, ich komme bald nach. Ich will noch ein paar Blumen pflanzen, ehe der Regen kommt.“
       Angelas Angst um ihren Erstgeborenen wurde noch größer. Die Veränderung in seinem Gesicht hatte so abrupt stattgefunden, dass sie fast schon glaubte, sich das alles nur eingebildet zu haben. „Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist? Kann ich dir irgendwie helfen?“
       „Mach dir keine Gedanken, Mum. Wenn es dich beruhigt komme ich gleich mit und kümmere mich später um die Blumen. Sie müssen heute noch in die Erde sonst verwelken sie.“
       „Nein, ist nicht nötig, Benny“, wehrte Angela ab. „Mach erst fertig. Wir werden eben allein zu Abend essen. Du bekommst deinen Teller später aufs Zimmer.“ Lady Angela war sichtlich enttäuscht, denn seit einigen Monaten, eigentlich seit sie ihr Töchterchen Leslie geboren hatte, war nichts mehr so, wie es sein sollte.
       Manchmal dachte Angela, dass Benjamins Verhalten vielleicht Eifersucht war der kleinen Schwester gegenüber. Immerhin hatte der Junge mit sieben Jahren seine Zwillingsschwester Jennifer verloren, die an einer schlimmen Infektion erkrankt war. Benjamin und Jenny waren immer unzertrennlich gewesen, und der Junge hatte offensichtlich

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