So schoen und kalt und tot
mich denn nicht mehr?“ Er streichelte noch immer ihr Gesicht. „Wir werden wieder ein Kind haben, das die Familie fortsetzt.“ Er begann ihren Körper zu streicheln.
„Warum hast du Jenna umgebracht?“
Er zuckte zurück. „Warum willst du das so genau wissen? Ich dachte, Jenna sei Mary. Sie lebte mit dir zusammen, war deine Mutter. Ich konnte ja nicht ahnen, dass Mary längst von selbst gestorben war.“
Eine Erkenntnis durchzuckte Melanie wie ein Blitz. „Du hast mich als Lehrerin für eine Schule in Glannagan engagiert, die es gar nicht gibt.“
Charles rückte ein Stückchen von ihr ab und grinste wieder. „Klug, nicht wahr?“ Beifall heischend starrte er sie an. In seinen Augen lag ein irres Funkeln.
„Sehr klug.“ Die junge Frau bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Und wozu sollte das gut sein?“
„Ich wollte dich hier haben, die letzte der Mac Pies. Leider ist mir dann ein Fehler unterlaufen, ich hab dich mit Mrs. Mansfield verwechselt.“ Wieder lachte er laut und meckernd.
Immer deutlicher wurde Melanie bewusst, dass sie es mit einem Verrückten zu tun hatte. All das Leid, all die Verluste, die er hatte erleiden müssen, hatten seinen Verstand zerstört. Er brachte Vergangenheit und Gegenwart immer wieder durcheinander.
„Lass mich gehen“, versuchte sie es noch einmal mit Bitte und wusste doch gleichzeitig, dass gerade das falsch war. Er war nicht mehr in der Lage, Mitleid zu empfinden.
„Wir werden wieder ein Kind haben und glücklich sein.“ Plötzlich lagen seine Lippen auf den ihren. Hart und fordernd presste er sich an sie.
„Wie konnte ich nur so dumm sein“, murmelte Melanie und unterdrückte ein Schluchzen. „Es hat meiner Schwester das Leben gekostet. Alanis…“ Sie drehte das Gesicht von ihm weg und begann zu weinen.
„Ich liebe dich doch, Barbara“, jammerte der Mann und streichelte unablässig ihr Gesicht. „Ich liebe dich… liebe dich… liebe dich…“ Er begann, ihr Gesicht abzuküssen, flüsterte unverständliche Worte und ließ dann endlich von ihr ab, als sie nicht reagierte.
„Wir werden glücklich sein“, sagte er lächelnd. Er hob den rechten Arm und lachte. „Jetzt bist du für immer mein. Nichts kann uns mehr trennen.“ In seiner Hand glitzerte das Messer…
* * *
Schlagartig war Chester wach. Irgendein Geräusch war in seine Traumwelt gedrungen und hatte ihn in die Wirklichkeit geholt. Er richtete sich auf und lauschte. Doch um ihn war nur Stille. Verwundert stellte er fest, dass er kaum eine halbe Stunde geschlafen hatte.
Dennoch hatte sich etwas verändert. Er spürte, dass er beobachtet wurde, doch er konnte niemanden im Zimmer erkennen. Er überlegte, dann entschloss er sich aufzustehen und nach Melanie zu sehen. Vielleicht hatte sie ihn gerufen und ihre Stimme war in seinem Traum verschwunden.
Leise schlich er die Treppe hinunter, um seine Vermieter nicht aufzuwecken. Es war kühl im Haus und er spürte eine leichte Gänsehaut über seine Arme kriechen. Er überlegte, dass er sich eine warme Jacke hätte anziehen sollen.
Leise öffnete er die Tür zum Gästezimmer, schaute auf die Liege. Sie war leer. Melanie war verschwunden. Stattdessen saß da ein Tier und starrte ihn an, ein großer weißer Hund, dessen Augen in der Dunkelheit zu glühen schienen.
Chester prallte zurück. Er fuhr sich mit der flachen Hand über das Gesicht, als wollte er ein Phantombild wegwischen. Doch als er die Hand wieder wegnahm, war der Hund noch immer da und schaute ihn an.
„Wer bist du?“, fragte er leise und rechnete natürlich nicht mit einer Antwort. „Willst du mir etwas sagen, etwas mitteilen? Willst du mich holen? Ist etwas mit Melanie?“ Angst schnürte seine Kehle zu.
Endlich zeigte der Hund eine Regung. Er hatte sich während seiner Fragen erhoben und kam nun auf ihn zu. Chester spürte sogar einen leichten Luftzug und kühles Fell an seiner Hand, als der Hund an ihm vorbei zur Haustüre ging.
„Ich muss mir was anziehen“, sagte er und lief eilig nach oben, hoffte, dass der Hund noch da sein würde, wenn er wieder zurückkam.
Der Hund war noch da.
Geduldig saß das Tier da und schaute ihm entgegen. Ein wenig Freude glomm in den großen Augen des Tieres auf, als er versuchte, es zu streicheln.
Erschrocken zuckte Chester zurück. Zwar spürte er noch immer das kühle Fell in seiner Handfläche, aber er hatte
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