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So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!: Tagebuch einer Krebserkrankung (German Edition)

So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!: Tagebuch einer Krebserkrankung (German Edition)

Titel: So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!: Tagebuch einer Krebserkrankung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Schlingensief
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die bei irgendwelchen Katastrophen ihre Kinder verloren haben? Ein Haus stürzt ein, alle sind tot, nur die Mutter hat überlebt.Was für ein Wahnsinn! Was für ein Schmerz! Mein Gott, was für gigantische Kraftwerke von Leiden fliegen hier rum, das ist doch unglaublich! Da muss man doch auf deren Bitten mal hören, da kann man doch nicht einfach nur die Mutter Gottes als leuchtende Christbaumfigur runterschicken, da muss man doch ganz anders rangehen.
    In den letzten zwei Wochen habe ich schon begonnen, Abschiedsbriefe zu schreiben und ins Handy zu tippen, wer was bekommen soll und wie man es aufteilt. Ich habe im Moment kaum das Bedürfnis, Freunde zu treffen, ich denke viel an sie, aber ich schaffe es nicht, sie anzurufen oder zu sehen. Es ist keine Scham oder Niedergeschlagenheit, es ist ein ganz komischer Zustand, für den ich keine Worte habe.
    Am liebsten würde ich einfach allen, allen Menschen zurufen, wie toll es ist, auf der Erde zu sein. Was einem da genommen wird, wenn man gehen muss. Ich wünsche mir so sehr, dass die Leute begreifen, wie sehr es sich lohnt, sich um diese Erde zu kümmern. Diese Pessimisten mit ihrem »Asche zu Asche, Staub zu Staub« können einem doch gestohlen bleiben. Nein, diese Erde ist bis jetzt der einzige freie Ort im Universum, in dem man gestalten und auch glücklich werden kann. Wenn die Menschheit verstehen würde, dass man gestalten kann, dass man anpacken kann, dass man Frieden schaffen kann, dass dieser Hass nichts bringt – dann wäre das hier eine Sensation, das Tollste, was man sich überhaupt vorstellen kann. Auch Probleme sind wichtig, klar. Aber sie zu lösen, ist eben die Freiheit, die man hat. Natürlich gibt’s Menschen, die nichts lösen können, weil ihnen alle Macht und Freiheit genommen sind. Da muss man gegen angehen, das ist ja klar. Aber die größte Idee von Freiheit ist wahrscheinlich, dass man ein Problem lösen kann.

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    Samstag, 27. Dezember
    Guten Morgen. Es ist halb neun, und das Logbuch von Mister Spock tut jetzt hier Folgendes kund:Was bisher geschah, ist nicht wichtig, aber was heute geschehen wird, das ist wichtig. Heute ist ein besonderer Tag: Es geht in die Röhre, zu einem Besuch mit radioaktiven Teilchen. Ein CT wird erstellt, um nachzugucken, was diese Tablette gebracht hat, die den Krebszellen den Appetit verderben sollte. Folgende Veränderungen sind bisher festzustellen: Haut ist trockener, Fußnägel haben sich teilweise entzündet, Pickel auf der Lippe und Nase.Wie ein Klingone sehe ich allerdings noch nicht aus.

    Ich merke, wie wahnsinnig schwer es mir fällt, schon vorab in den Mülleimer hier zu sprechen, schon vor dem Urteil zu beichten. Eigentlich fühle ich mich wie der kleine Christoph vor einer Klassenarbeit, als ich schon wusste, dass es eigentlich nichts werden kann. Na ja, manchmal ist ja dann auch ein Wunder eingetreten.
    Vor diesem Morgen graut es mir natürlich schon die ganze Zeit. Immer wieder hat man sich beobachtet und versucht, in sich reinzuhorchen: Tut sich was? Tut sich nichts? Der Horror wird sein, in ein paar Stunden wahrscheinlich wirklich zu wissen, dass es mit der Tablette nicht klappt. Auf der anderen Seite hat man fast Angst davor, wieder Hoffnung zu bekommen und sagen zu können: Ja, tatsächlich, guckt mal hier, da tut sich was an der Uhr. Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät?
    Jedenfalls hatte ich ein wunderschönes Weihnachtsfest, obwohl ich eigentlich mit Weihnachten nichts zu tun haben wollte. »Zum letzten Mal« – dieser Gedanke saß in mir fest. Der Bruder von Aino wollte mich aufmuntern, indem er ihn umformulierte: das letzte Mal Weihnachten mit Krebs. Tja, so kann man das natürlich alles umbauen und ändert doch nichts daran.
    Aber dann sind mehrere schöne Dinge passiert. Es fing an am ersten Feiertag, da hatte ich ein wunderbares Erlebnis mit meiner Mutter. Heiligabend war alles noch ziemlich traurig, da habe ich mit ihr in der Küche gesessen, Hasen gegessen und mich fast wie früher bemüht, gute Stimmung zu verbreiten. Aber tief drinnen waren wir beide sehr, sehr bedrückt, auch weil Papa nicht da war, was vor allem meiner Mutter sehr zu schaffen macht. Im Hotel habe ich noch ein paar Seiten in diesem Buch von Lance Armstrong gelesen. Man will ja doch immer wieder Geschichten hören, die gut ausgegangen sind. Und wie er seine Erlebnisse schildert, erinnert mich das tatsächlich in einigen Punkten an mich. Seine Beschreibung der Lungenmetastasen als

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