So schwer, sich leicht zu fuehlen

weit hergeholten negativen Satz über uns, unser Aussehen, unsere Figur sehr, sehr nah an uns ran. Manchmal führt so etwas, wie bei mir, auf die lange Reise der Essstörungen. Ich habe aus meinen Erfahrungen sehr viel gelernt. Die Disziplin, mit der ich mich damals fast zu Tode gehungert habe, ist ja durchaus eine Gabe. Doch ich habe sie nicht richtig angewandt, und das hat mich fast das Leben gekostet.
    Heute nutze ich diese Kraft und Energie für weitaus sinnvollere Dinge im Leben! Ein Manager sagte mal zu mir: „Déborah, nie würde ich daran zweifeln, dass deine Ausdauer reicht, um es im Musikbusiness zu schaffen. Deine Krankheit hat bewiesen, dass du einen eisernen Willen und die nötige Disziplin hast, um es sehr weit zu bringen.“
    Hätte ich das bloß damals schon verstanden! Ich habe meine Gabe total falsch eingesetzt, weil ich Menschen gefallen wollte und nicht auf mein Herz gehört habe. Und das zog sich durch alle Bereiche meines Lebens. Viel zu lange habe ich mir von anderen Menschen einreden lassen, dass ich nicht die Voraussetzungen mitbringe, um erfolgreich und glücklich zu werden. Menschen, die nichts über mich wussten. Menschen, die selbst mit ihrem Leben unzufrieden waren. Statt mich mit echten Freunden zu vergnügen, ging ich an Orte, an denen mir immer wieder gesagt wurde, dass ich nicht gut genug sei.
    Doch was ist gut genug? So zu sein wie die, die momentan angesehen sind? Wer ist der Maßstab? Wer darf das bestimmen?
    Einzig und allein du bist verantwortlich für dich und dein Leben. Umgib dich mit Menschen, die dich so lieben, wie du bist. Erlaube ihnen, dich zu korrigieren, wo es nötig ist, und arbeite dann an diesen Dingen. Aber noch wichtiger: Diese Menschen sollten dich auffangen können, wenn du das nötig hast. Wenn Menschen dich mit Worten oder Taten verletzen, dann distanziere dich von ihnen, egal, was sie dir vielleicht bringen können. Sie mögen heute die Helden sein, doch morgen könnte es auch bei ihnen ganz anders aussehen.
    Wir sitzen alle im gleichen Boot und lassen uns schnell vom Ruhm blenden. Auch ich bin zuerst in diese Einbahnstraße gerutscht, in der man vor lauter Erfolg nur noch sich selbst und sein Ziel sieht. Plötzlich waren mir meine Freunde nicht mehr so wichtig, für meine Familie hatte ich kaum noch Zeit, und wie eine Abhängige saß ich nächtelang vor dem Computer, aus Angst, mir würde irgendeine tolle Gelegenheit entgehen, wenn ich nicht nonstop online war.
    Doch darum geht es im Leben nicht. Auch der Traum, den ich im Moment lebe, kann morgen vorbei sein. Als Magersüchtige hatte ich Angst davor, eines Morgens aufzuwachen und wieder fett zu sein. Ich hatte Angst, verlassen zu werden, wenn ich zunehmen würde.
    Heute hätte ich diese Befürchtungen nicht mehr. Weder davor, noch dass meine Karriere morgen zu Ende sein könnte. Ja, und wenn es so wäre, dann könnte ich wieder fliegen oder in einem Büro arbeiten und würde auch dort glücklich sein. Das, was einem an Erlebnissen gegeben wurde, hat einen Grund und dient zu unserem Besten. Ich bin überzeugt davon, dass jeder Mensch zufrieden wäre, wenn er seinen Platz auf dieser Erde suchen und finden würde.
    Ich höre oft: „Aber ich kann doch gar nichts. Ich bin nicht so talentiert wie du.“ Es gibt keinen Menschen auf Erden, der ohne Talent geboren wurde. Frage dich, was du gern machst. Worin bist du gut? Was würdest du gern erreichen? Es braucht Arbeit, Geduld und Disziplin, um an sein Ziel zu kommen. Auch mir ist nichts in den Schoß gefallen, und ich kämpfe auch heute noch um jeden Schritt, den ich nach vorne gehe. Doch ich tue es mit einem Lächeln im Gesicht, weil ich stets mein Ziel vor Augen habe, eine Vision für mein Leben.
    Wenn dir das noch fehlt, dann wird es Zeit, dass du dich darum kümmerst. Setz dich hin und schreib auf, wie du dir deine Zukunft vorstellst ... und dann geh jeden Tag diesem Traum zielbewusst entgegen. Lass dich weder einschüchtern noch aufhalten! Nur du kannst herausfinden, was du wirklich willst. Nur du bist in der Lage, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.
    Wenn ich sage, dass du dich davon nicht abbringen lassen darfst, dann meine ich nicht nur die äußerlichen Komponenten. Es muss auch nicht so schlimm sein wie eine Magersucht, die dich körperlich ausbremst. Deine persönlichen Hindernisse, die Steine in deinem Leben, die dich zu